Aktuell
EDITORIAL
02
Wolfgang Heinen
& Florian Schuster,
Herausgeber
Gegen das visuelle
Völlegefühl
Wir schauen mal kurz in die Zukunft.
In einer Woche hat die liebe Verwandt-
schaft inklusive kräftiger Mithilfe deiner
Familie und deiner selbst die Festtagsbra-
ten-Klöße-Rotkohl-Orgie beendet. Und was
bleibt? Ein gewisses Völlegefühl. Also erst
mal aufs Sofa und das Tablet anmachen.
Warum nicht mal die fotografische Aus-
beute des zu Ende gehenden Jahres unter
die Lupe nehmen? Das ist eine grundsätz-
lich gute Idee,
„Hintern hoch vom Sofa, doch in vielen
Fällen wirst du
Kamera schnappen und dabei ebenfalls
raus an die frische Luft!“ ein Völlegefühl
bekommen,
wenn auch ein visuelles. Tausende Bilder,
dutzende Varianten des gleichen Motivs –
und was sind denn jetzt die besten Fotos?
Wissen wir auch nicht, sorry.
Aber für die Zukunft hilft eine spezielle
Diät, die genau in diesem Moment star-
tet: Tablet ausmachen, Hintern hoch vom
Sofa, Kamera schnappen und raus an die
frische Luft. Noch mehr Bilder machen?
Ja, aber definitiv nur dreimal auslösen. Ok,
wem diese Art kalter Entzug zu heftig ist:
zehnmal auslösen. Und kein einziges Bild
zusätzlich. Diese Foto-Diät bedeutet, sich
VOR dem Auslösen mit dem zu erwarten-
den und gewünschten Bild auseinanderzu-
setzen und sich nicht NACH dem Auslösen
damit zufrieden zu geben, das Foto ja spä-
ter wieder löschen zu können.
Der positive Effekt setzt ziemlich schnell
ein: Du wirst dich immer häufiger dabei er-
wischen, im letzten Moment erst gar nicht
auf den Auslöser zu drücken, weil das Bild
so dolle ja nun auch wieder nicht ist. Aber
umgekehrt verdichten sich die wenigen
Fotos zu richtig guten Bildern. Denn auf
einmal weißt du wieder, was „gute Bilder“
sind – und kannst jetzt bei deinen viel zu
vielen 2018er-Ergebnissen die Löschtaste
zum Glühen bringen. Was bleibt, ist das
Wesentliche. Was geht, ist das visuelle
Völlegefühl.
Im Namen des gesamten PhotoWeekly-
Teams wünschen wir frohe Weihnachten
und auch schon einen guten Rutsch. Denn
nächste Woche machen auch wir Urlaub.
Wir sehen uns am 2. Januar 2019 wieder!