Praxis
PHOTO KLASSIK
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Praxis-Tipps für bessere
Analogaufnahmen
PhotoKlassik berichtet viermal im Jahr über die
Welt der analogen Fotografie. In den nächsten
Ausgaben von PhotoWeekly findest du an dieser
Stelle jeweils einen PhotoKlassik-Tipp.
Text & Fotos: Thomas Raatz (analoge-fotografie.net)
Folge 4 von 10: Lichteinfall – alte
Lichtdichtungen selber wechseln
Bei einem analogen Fotoapparat handelt es sich,
ganz pragmatisch gesehen, zunächst lediglich
um einen (hoffentlich) lichtdichten Kasten. Doch
konstruktionsbedingt muss man die Rückseite ei-
ner analogen Kamera öffnen können, um den Film
einzulegen. Und an dieser Stelle warten alte, ge-
brauchte Geräte oft mit einer Tücke auf: Die Licht-
dichtungen, also das »Lichtisolationsmaterial« hin-
ter der Rückklappe werden über die vielen Jahre
undicht. Manchmal verwandelt sich der Schaum-
stoff gar in eine klebrige Substanz. Nun gibt es für
einige Kameratypen genau zugeschnittene Licht-
dichtungs-Sets zu kaufen. Ich habe aber bereits bei
vielen Kameras die Erfahrung gemacht, dass hier
simples Moosgummi aus dem Bastelladen genauso
gut funktioniert.
Man entfernt die alten, porösen
Man entfernt die
und manchmal klebrigen Dich-
alten Dichtungen
tungen der analogen Kamera, zum und schneidet mit
einem
Cutter
feine
Beispiel mit einem Zahnstocher,
Streifen aus dem
und schneidet sich mit einem
Moosgummi zu-
scharfen Messer (Cutter) feine
recht. Diese stopft
man nun in die je-
Streifen aus dem Moosgummi
weiligen Führungen.
zurecht. Diese stopft man nun in
die jeweiligen Führungen. Fest-
kleben? Das muss man selten, denn die Rückklappe
des Fotoapparates hält das Material automatisch fest
in Form bzw. drückt es zusammen.
Lichteinfall macht sich übrigens durch helle und
unscharf verlaufene Reflexe auf den Bildern (Posi-
tiven) bemerkbar. Auf den Negativen werden jene
dunkel abgebildet. Und warum sind manchmal nur
einige Aufnahmen auf dem Film davon betroffen
und andere nicht? Meistens weil die Bilder, die kei-
nen Lichteinfall aufweisen, schnell hintereinan-
der oder im Schatten gemacht worden sind. Hier
konnte das Licht durch die Ritzen der Kamera nicht
lange genug einwirken, da der Film schnell weiter-
transportiert wurde (oder ohnehin im Dunkeln weil-
te). Im ungünstigsten Fall belässt man einen Fra-
me untransportiert mehrere Stunden in der prallen
Sonne. Dann gibt es bei zu alten Lichtdichtungen
eben den berüchtigten Lichteinfall.
Nach dem Austausch teste ich die Lichtdichtig-
keit meiner Kamera übrigens mit einem Stückchen
Schwarzweiß-Film und einem Blitzgerät: Ich blitze
die Kamera rundherum mehrmals aus kurzer Dis-
tanz an und entwickele das Stückchen Film im An-
schluss im eigenen Labor. Er muss absolut blank sein
(kein Licht), wenn der Test erfolgreich verläuft. Für
den ersten Testfilm einer neuen gebrauchten Kame-
ra sollte diese Prozedur immer dazugehören. Alter-
nativ legt man das Gerät einfach für längere Zeit un-
ter eine 60-Watt-Lampe.
Übrigens: Auch der sogenannte Spiegeldämpfer
bei alten analogen Spiegelreflexkameras löst sich
irgendwann auf (dann klebt der Spiegel oben fest).
Hier kannst du bei zumindest einfachen bzw. günsti-
gen Fotoapparaten ebenfalls mit günstigem Material
(Schaumstoff und Doppelklebeband) experimentieren.
Unser Autor:
Thomas Raatz fotografiert seit dem Ende der 1990er-Jahre und
seitdem durchgehend analog: „Ich lege keinen Wert auf Nostal-
gie und Dogma, sondern bin an einer gewissen mechanischen
Qualität interessiert und am fotografischen Original (am phy-
sischen Datenträger [dem Negativ] und am Handabzug), zudem
auch am qualitativ hochwertigen Digitalisieren (Scannen) eines
solchen. Ich habe in den letzten Jahren vieles ausprobiert und
sogar ein Studium im Bereich Fotografie absolviert.“
www.analoge-fotografie.net