PhotoWeekly 51/2018 | Page 26

Praxis PHOTO KLASSIK 26 www.photoklassik.de Praxis-Tipps für bessere Analogaufnahmen PhotoKlassik berichtet viermal im Jahr über die Welt der analogen Fotografie. In den nächsten Ausgaben von PhotoWeekly findest du an dieser Stelle jeweils einen PhotoKlassik-Tipp. Text & Fotos: Thomas Raatz (analoge-fotografie.net) Folge 4 von 10: Lichteinfall – alte Lichtdichtungen selber wechseln Bei einem analogen Fotoapparat handelt es sich, ganz pragmatisch gesehen, zunächst lediglich um einen (hoffentlich) lichtdichten Kasten. Doch konstruktionsbedingt muss man die Rückseite ei- ner analogen Kamera öffnen können, um den Film einzulegen. Und an dieser Stelle warten alte, ge- brauchte Geräte oft mit einer Tücke auf: Die Licht- dichtungen, also das »Lichtisolationsmaterial« hin- ter der Rückklappe werden über die vielen Jahre undicht. Manchmal verwandelt sich der Schaum- stoff gar in eine klebrige Substanz. Nun gibt es für einige Kameratypen genau zugeschnittene Licht- dichtungs-Sets zu kaufen. Ich habe aber bereits bei vielen Kameras die Erfahrung gemacht, dass hier simples Moosgummi aus dem Bastelladen genauso gut funktioniert. Man entfernt die alten, porösen Man entfernt die und manchmal klebrigen Dich- alten Dichtungen tungen der analogen Kamera, zum und schneidet mit einem Cutter feine Beispiel mit einem Zahnstocher, Streifen aus dem und schneidet sich mit einem Moosgummi zu- scharfen Messer (Cutter) feine recht. Diese stopft man nun in die je- Streifen aus dem Moosgummi weiligen Führungen. zurecht. Diese stopft man nun in die jeweiligen Führungen. Fest- kleben? Das muss man selten, denn die Rückklappe des Fotoapparates hält das Material automatisch fest in Form bzw. drückt es zusammen. Lichteinfall macht sich übrigens durch helle und unscharf verlaufene Reflexe auf den Bildern (Posi- tiven) bemerkbar. Auf den Negativen werden jene dunkel abgebildet. Und warum sind manchmal nur einige Aufnahmen auf dem Film davon betroffen und andere nicht? Meistens weil die Bilder, die kei- nen Lichteinfall aufweisen, schnell hintereinan- der oder im Schatten gemacht worden sind. Hier konnte das Licht durch die Ritzen der Kamera nicht lange genug einwirken, da der Film schnell weiter- transportiert wurde (oder ohnehin im Dunkeln weil- te). Im ungünstigsten Fall belässt man einen Fra- me untransportiert mehrere Stunden in der prallen Sonne. Dann gibt es bei zu alten Lichtdichtungen eben den berüchtigten Lichteinfall. Nach dem Austausch teste ich die Lichtdichtig- keit meiner Kamera übrigens mit einem Stückchen Schwarzweiß-Film und einem Blitzgerät: Ich blitze die Kamera rundherum mehrmals aus kurzer Dis- tanz an und entwickele das Stückchen Film im An- schluss im eigenen Labor. Er muss absolut blank sein (kein Licht), wenn der Test erfolgreich verläuft. Für den ersten Testfilm einer neuen gebrauchten Kame- ra sollte diese Prozedur immer dazugehören. Alter- nativ legt man das Gerät einfach für längere Zeit un- ter eine 60-Watt-Lampe. Übrigens: Auch der sogenannte Spiegeldämpfer bei alten analogen Spiegelreflexkameras löst sich irgendwann auf (dann klebt der Spiegel oben fest). Hier kannst du bei zumindest einfachen bzw. günsti- gen Fotoapparaten ebenfalls mit günstigem Material (Schaumstoff und Doppelklebeband) experimentieren. Unser Autor: Thomas Raatz fotografiert seit dem Ende der 1990er-Jahre und seitdem durchgehend analog: „Ich lege keinen Wert auf Nostal- gie und Dogma, sondern bin an einer gewissen mechanischen Qualität interessiert und am fotografischen Original (am phy- sischen Datenträger [dem Negativ] und am Handabzug), zudem auch am qualitativ hochwertigen Digitalisieren (Scannen) eines solchen. Ich habe in den letzten Jahren vieles ausprobiert und sogar ein Studium im Bereich Fotografie absolviert.“ www.analoge-fotografie.net