Extrablatt
PRAXIS
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Das Kölner Fotografen-Duo Sallyhateswing
arbeitet regelmäßig für Modemarken und
Lifestyle-Brands. Hier verraten sie ihre besten
Tricks für ausdrucksstarke Porträtaufahmen.
Während in der klassischen Porträtfotografie die
Persönlichkeit des Porträtierten im Fokus steht,
geht es bei Fashion- oder Beauty-Porträts vor allem
um die Inszenierung des Models. Hier übernimmt
der Fotograf häufig die Rolle eines Regisseurs oder
Art Directors. So achtet er nicht nur auf eine attrak-
tive Beleuchtung und eine ansprechende Kompo-
sition, sondern gibt klare Anweisungen zur Mimik
und Gestik. Visagisten und Stylisten sorgen dafür,
dass Make-up, Haare und Kleidung perfekt sitzen.
Bei der Umsetzung der Bildidee, die meist vom Kun-
den vorgegeben wird, bleibt kein Detail dem Zufall
überlassen. Bei Fashion- und Beauty-Aufnahmen
kann der Fotograf folglich seine eigene Kreativität
unter Beweis stellen. Das bedeutet einerseits eine
größere Freiheit, doch zugleich auch mehr Druck.
Je mehr Parameter der Fotograf selbst kontrollieren
kann, desto mehr Gedanken muss er sich machen.
Aufgenommen wurden alle Bilder im Studio mit
dem SP 85mm F/1.8 und dem SP 90mm F/2.8 Makro.
Beide Objektive eignen sich dank ihrer hohen
Bildqualität ideal für Porträtaufnahmen. Durch die
Bildwinkel der beiden Brennweiten ergibt sich eine
optimale Arbeitsdistanz von etwa zwei Metern zwi-
schen Fotograf und Model. Die Kamera ist damit ei-
nerseits weit genug weg, um unschöne Verzerrun-
gen zu vermeiden. Andererseits aber auch noch so
nah, dass der Fotograf während der Aufnahmen gut
mit dem Model kommunizieren kann.
Tipp 1: Blick zur Seite
(aus dem Bild heraus)
„Lasse das Model seit-
lich aus dem Bild he-
rausschauen. So lässt
sich einem Bild schlag-
artig mehr Spannung
und Tiefe verleihen,
denn der Betrachter
versucht unwillkürlich
zu ergründen, wohin
die abgebildete Person
wohl schaut.“
Tipp 2: Farbiger
Hintergrund
„Wähle einen Hinter-
grund, der farblich mit
der Kleidung des Models
korrespondiert – also
entweder eine Harmo-
nie oder einen Kontrast
erzeugt. Durch ein ent-
sprechendes Make-up
lässt sich der Farbeffekt
zusätzlich verstärken.“
Tipp 3: Hände in
Komposition einbinden
„Bringe die Hände ins
Spiel! Die Finger erzeu-
gen Linien, die den Blick
lenken. Nutze dies zum
Beispiel, um das Gesicht
einzurahmen oder –
wie in diesem Beispiel
– eine visuell attraktive
Diagonale zu erzeugen.“
Tipp 4: Keine Angst
vor Symmetrie
„Eine strenge Symmetrie
kann dem Bild eine kon-
struierte Aura verleihen.
Beim Bild rechts wurde
dieser Effekt durch die
gleichmäßige, weiche
Ausleuchtung verstärkt,
die zugleich auf reiz-
volle Weise die natürli-
che Asymmetrie des
Gesichts betont.“
Tipp 5: Radikaler
Anschnitt
„Mit einem engen Bild
anschnitt erzeugst du
ein Gefühl von Nähe
und Intimität. Durch
die seitliche Perspekti-
ve wird dieser Eindruck
hier intensiviert. Achte
auf die Schärfe! Sie soll-
te immer auf dem Auge
liegen, das der Kamera
am nächsten ist.“
Tipp 6:
Seitliches
Profilbild
richtig aus-
leuchten
„Ein Profilbild
sorgt für Ab-
wechlsung und
eröffnet eine
interessante
Perspektive,
die wir im
Alltag selten
einnehmen.
Wann beobach-
ten wir jeman-
den schon mal
intensiv direkt
von der Seite? Achte beim Ausrichten der Blick-
achse des Models und der Kamera auf das Licht.
Es sollte die Kontur des Gesichts (Kontrast zum
Hintergrund) und auch die Struktur der Haare
(Haarlicht) herausarbeiten.“
Profi-Tipps
für Fashion-
Porträts