PhotoWeekly 01.03.2023 | Page 15

SPECIAL INTERVIEW 15

Liebe Anna , was war zuerst da ? Deine Leidenschaft für die Fotografie an sich oder die

� „ Two Souls “ Pentax 67 mit Kodak TRI-X 400

Liebe zur analogen Fotografie im Besonderen ? Die Liebe zur Fotografie im Allgemeinen war zuerst da . Ich habe mich immer kreativ ausgedrückt . Vor der Fotografie war es das Zeichnen und Malen . Während eines Praktikums bei einem Dresdner Fotografen , damals war ich 16 , merkte ich , dass ich mich durch die Fotografie viel „ einfacher “ ausdrücken und etwas

Kreatives schaffen konnte . Damals hatte ich noch keine Ahnung von der Fotografie und war mit der Technik überfordert . Ich begann mit 19 meine Ausbildung zur Fotografin . In meinem zweiten Ausbildungsjahr lernten wir die analoge Fotogra-

„ Mit der analogen Fotografie kam ich zur Menschenfotografie , die mich vorher nie interessiert hatte .“

fie kennen . Ich hatte vorher noch nie einen Film in der Hand . Wir hatten einen tollen Ausbilder , der uns die analoge Fotografie nahe brachte und uns in unserem Schaffen und unserer Kreativität voll unterstützte . Mit der analogen Fotografie kam ich zur Menschenfotografie , die mich vorher nie interessiert hatte . Als wir uns gegenseitig analog fotografierten , konnte ich erstmals Emotionen dabei spüren . Seit diesem Schlüsselmoment reizen mich nur noch Porträts und Akte auf Film .

� „ Untitled “ Hasselblad 500C / M mit Kodak TMAX 400

� „ The Fall “ Hasselblad 500C / M mit Kodak TRI-X 400

Du bist selbstständige Fotografin und arbeitest ausschließlich auf Film , dazu auch nur in Schwarzweiß . Wieso hast du genau diesen Weg gewählt ? Ich arbeite nicht nur in Schwarzweiß . Hin und wieder verirrt sich ein Farbfilm in meine Hände . Aber auch nur , wenn die Farben der Umgebung oder Szenerie stimmig sind . Ich käme nie auf die Idee , im Wald mit Farbfilm zu fotografieren , aber ich nutze ihn gern in schlichten Räumlichkeiten , wo es zum Beispiel eine interessante Farbkombination gibt . Meist fotografiere ich jedoch in Schwarzweiß . Ich liebe die Schlichtheit , den Ausdruck eines Schwarzweiß- Bildes und die Reduktion auf das Wesentliche . Ne-

„ Ich liebe die Schlichtheit eines Schwarzweiß- Bildes und die Reduktion auf das Wesentliche .“

ben den gestalterischen Aspekten gibt es für mich aber noch einen Vorteil des Schwarzweiß-Films : Ich kann ihn selber entwickeln und alle Parameter ( Tonwerte / Kontrast , Korn , Schärfe …) selbst bestimmen .

Meine Kunden sind Sammler oder andere Künstler , die sich Kunst an die Wand hängen . Ich biete keine Fotoshootings auf Honorarbasis an , sondern behalte mir diesen Freiraum der Kreativität . Wenn Geld fließt , bin ich im Zwang , auch etwas abliefern zu müssen . Bestenfalls ein Bild , das dem Kunden gefällt . Das tötet meine Kreativität und macht mich zum Dienstleister . Ich behalte mir vor , meine Modelle auszusuchen und , wenn ich mit den Bildern zufrieden bin , sie auch als Print / Handabzug zum Kauf anzubieten . Ich lebe also von meinen Bildverkäufen und fotografiere unter einem anderen Namen Hochzeiten , die den Hauptteil meines Einkommens ausmachen .