PhotoWeekly 01.03.2023 | Page 16

SPECIAL INTERVIEW 16

Wie hat sich dein einzigartiger Stil entwickelt ? Meine Menschenfotografie begann mit meinen ersten Schritten in die

� „ Porträt von Lara “ Pentax 67 mit Kodak TMAX 400 analoge Fotografie . Ich konnte ein Modell über eine regionale Fotografen-Models-Facebook-Gruppe finden und machte einige Porträts in Farbe und Schwarzweiß und am Ende des Fotoshootings sogar noch einige Teilakt-Bilder . Das hat mir so viel Spaß gemacht , dass ich immer mehr Modelle anfragte und mir so ein Portfolio aufbaute . Ich machte anfangs überwiegend Porträts mit Kleidung , nach einigen Fotoshoots merkte ich , dass ich Kleidung auf meinen Bildern eher als störend empfinde . Daraus entwickelte

sich dann die Aktfoto-

„ Nach einigen Fotoshoots merkte ich , dass ich Kleidung auf meinen Bildern eher als störend empfinde .“

grafie , die meine größte Leidenschaft ist .

Ich liebe es , den Menschen zum einen als Charakter mit Seele und Gesicht festzuhalten ( Porträt ) und zum anderen finde ich es unglaublich spannend , davon abzuweichen , den Körper zu abstrahieren und als vollkommenes Gestaltungselement zu zeigen . Aber ich finde auch , dass man viel Charakter und Ausdruck über die Haut zeigen kann . Jede Haut ist einzigartig . Sie hat Struktur und ist manchmal so perfekt unperfekt , weil sie Leberflecke oder Dehnungsstreifen zeigt .

Welche Künstler / Fotografen beeinflussen dich ? Meist schaue ich mir Magazine an oder scrolle durch Instagram , denn dort hat man die Möglichkeit , neue Künstler und Fotografen zu entdecken . Allerdings bietet Instagram diese Möglichkeit immer weniger , denn Aktfotografen werden größtenteils durch den Algorithmus ausgeschlossen . Ich liebe die Arbeit von Arno Rafael Minkkinen oder dem Modefotografen Paolo Roversi .

� „ Untitled “ Mamiya RB67 mit Ilford HP5

� „ Symbiosis “ Graflex Speed Graphic mit Kodak TRI-X 320

Wie bereitest du ein Shooting vor ? Das ist ganz unterschiedlich . Es gibt bei mir konzeptionelle Shootings und spontane Shootings . Konzepte kommen von selbst , indem ich mich mit meiner Umwelt auseinandersetze . Bildideen , die mir spontan einfallen , kritzle ich in mein Notizheft . Ich liebe Papier , vor allem leicht strukturiertes . Deshalb male und schreibe ich mir alles auch lieber in einem Block auf , als es mir digital zu notieren . Wenn wir davon ausgehen , dass ich eine konkrete Bildidee habe , suche ich mir ein passendes Modell . Die Modellsuche passiert bei mir ausschließlich über Instagram . Den Ort für das Shooting wähle ich ebenfalls nach der Bildidee aus . Momentan bin ich lieber in minimalistischen Räumlichkeiten unterwegs oder stelle mir einen Hintergrund in mein Wohnzimmer . Kamera und Objektiv hängen von der Bildidee ab : Möchte ich „ schneller “ fotografieren , nutze ich eine Kleinbildkamera mit Autofokus . Ich liebe meine Mittelformatkameras Pentax 67 , Hasselblad 500 c / m und meine Mamiya RB67 . Das große Filmformat bietet so viel – die geringe Schärfentiefe bei Offenblende und das dezente Korn bei ISO 400 … – und ich fotografiere sogar noch bewusster als mit Kleinbild , da man beim Format 6 x 7 nur zehn Bilder fotografieren kann .

Was reizt dich an der analogen Fotografie ? An der analogen Fotografie gibt es so viel , das ich liebe . Zuerst natürlich das Bild , den Look , den

„ An der analogen Fotografie liebe ich , dass man ein Negativ in der Hand hält und nicht nur eine Speicherkarte , die nachher wieder formatiert wird .“

Charme . Dann den physischen Aspekt , dass man ein Negativ in der Hand hält und nicht nur eine Speicherkarte , die nachher wieder formatiert wird . Der ganze Prozess ist einfach so viel liebevoller und intensiver . Man kann eine richtige Bindung zu seinen Bildern aufbauen , da man die komplette Entstehung vom Auslösen über die Filmentwicklung und Vergrößerung bis zur Archivierung selber machen kann . Das kostet wertvolle Zeit und Liebe zum Detail .