Interview
LORENZ HOLDER
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„Ich wollte eigentlich
Lehrer werden!“
Lorenz Holder kombiniert gerne faszinierende
Orte mit spektakulären Stunts – und räumt
damit viele Preise ab. Mit PhotoWeekly sprach
er über seinen Beruf, Motivideen und eine
verhängnisvolle Brücke.
Interview: Ruben Schäfer
Lorenz, du fotografierst ins-
besondere Snowboarder und
nennst dich selbst Actionsport-
Fotograf – ist das so cool, wie
es klingt?
Ich denke, das hat wie in jedem
Beruf so seine Schattenseiten und
Highlights. Wenn man bei einem
heftigen Schneesturm auf dem
Gletscher steht, ist das ja nicht un-
bedingt toll. Frieren und den Ele-
menten ausgesetzt sein gehört
dazu. Wir haben manchmal Shoo-
tings in völliger Dunkelheit bei
minus zwanzig Grad. Manchmal
denke ich mir dann schon „wäre
ich mal Surffotograf geworden“,
mit Strand und so. Aber natürlich
mache ich auch Fotos da, wo an-
dere Urlaub machen. Und Winter-
sport fasziniert mich.
Zur Person:
Lorenz Holder ist
Actionsport-Foto-
graf – aber kein
klassischer. Er be-
schreibt seinen Stil
als Fineart-Sport-
fotografie. Schö-
ne Landschaften
und Architektur,
gepaart mit sport-
lichen Elementen.
„Landschaften
alleine sind mir
etwas zu lang-
weilig“, sagt er.
lorenzholder.com
Du wolltest ursprünglich Lehrer werden.
Ich habe schon immer fotografiert, wollte das aber
eigentlich nie beruflich machen. Ich habe dann mit
einem Lehramt-Studium angefangen und mir diese
Zeit mit der Fotografie finanziert. Es wurde dann
aber immer ernster, ich habe das Studium zwar
noch fertiggemacht, bin aber nie in den Job gegangen.
Wie hast du in der Anfangszeit Leute auf dich
aufmerksam gemacht?
Ich bin früher selbst Snowboard gefahren und hatte
so schon viele Kontakte. Dann habe ich mich aller-
dings verletzt und konnte nicht mehr fahren, woll-
te aber weiter dabei sein und habe dann eben eine
Kamera mitgenommen und meine Freunde fotogra-
fiert. So kamen auch die Kontakte zu den Firmen,
denen ich dann meine Bilder gezeigt habe. So kam
der Stein ins Rollen.
Location:
Rakotzbrücke,
Deutschland
Fahrer:
Senad Grosic
(Persönliches
Projekt)
Location: Raisting,
Deutschland
Fahrer:
Xaver Hoffmann
(Persönliches
Projekt)
In 15 Jahren hast du ja viele Projekte gemacht.
Was waren die Highlights deiner Karriere – und
was hättest du rückblickend lieber sein gelassen?
Meine beiden Highlights waren die beiden Red Bull
Illume Awards, die ich gewonnen habe. Das war
eine große Ehre. Und mein weitreichendster Fehler
hing auch direkt mit den Awards zusammen:
Ich habe bei meinem zweiten Illume-Award mit
einem Bild von der Rakotzbrücke mit einem Rad-
fahrer darauf gewonnen. Die Brücke steht aber un-
ter Denkmalschutz und darf nicht betreten wer-
den. Ich war da recht naiv und dachte mir da nicht
viel dabei. Dann hat das
Bild aber gewonnen und „Ich finde Kame-
schon ging ein Shit-
ras
nicht
wich-
storm los.
tig, sie sind ein
Werkzeug wie der
Hammer für einen
Handwerker.“
Wie ging das aus?
Ich habe einen Teil des
Preisgeldes für den Er-
halt der Brücke gespen-
det. Viel wichtiger aber:
Der Park war dringend
sanierungsbedürftig und daher hat sich die Gemein-
de immer wieder auf Förderprogramme beworben,
aber nie bekommen. Dadurch, dass das Bild über-
all in den Medien in aller Welt zu sehen war, hat der
Park mit dieser Brücke eine große Aufmerksam-
keit erfahren. Und letztes Jahr hat es dann auch ge-
klappt, jetzt hat die Gemeinde einige Millionen Euro
für den Erhalt der Brücke erhalten. Inzwischen ver-
stehe ich mich mit dem Bürgermeister auch gut. Da
man das Bild ja auch nicht rückgängig machen kann,
ist es so eigentlich gut ausgegangen. Ich würde das
aber nicht nochmal machen.
Location:
Giants Causeway,
Nordirland
Fahrer:
Senad Grosic
(Projekt für
Phase One)
Location:
The Dark Hedges,
Nordirland
Fahrer:
Senad Grosic
(Projekt für
Phase One)
Die meisten deiner Bilder sind ja keine klassischen
Sportfotos. Wie bereitest du ein Fotoshooting vor?
Ich beginne in der Regel mit einem Ort, den ich
sehe. Da entwickelt sich eine Idee, die ich im Kopf
zusammenpuzzle. Dafür wende ich mich im nächs-
ten Schritt an Sponsoren, suche Unterstützer und so
weiter. Bei Kundenprojekten setze ich natürlich das
um, was der Kunde sich wünscht.
Welches Equipment verwendest du?
Ich finde Kameras ehrlich gesagt nicht besonders
wichtig, das ist für mich ein Werkzeug wie der
Hammer für einen Handwerker. Es muss zum Job
passen. Ich habe normalerweise eine Canon 5D
Mark IV, habe aber auch schon mit einer Phase One
oder einer analogen Fachkamera gearbeitet. Für die
gibt es Rückteile, mit denen man etwa ein 3:1-Pano-
rama machen kann. Die Bildidee und Gestaltung
sind für mich aber immer im Fokus.
Gibt es schon kommende Projekte, über die du
mehr verraten kannst?
Ich bin gerade aus London wiedergekommen und
habe da Fotos gemacht an einem alten Viadukt, die
Bilder werden demnächst veröffentlicht. Und sonst
ist erstmal Ruhe angesagt.
Location: Badeplattform im Caumasee, Schweiz
Fahrer: Cedric Romanens (Persönliches Projekt)
Location: Parkhaus in Umeå, Schweden
Fahrer: Anton Gunnarsson – oben rechts auf dem Dach ;-)
(Projekt für Nitro Snowboards)
Location: Bundesgartenschau Gelände in Riem bei München
Fahrer: Conny Mirbach (Persönliches Projekt)
Lorenz Holder