PhotoWeekly 03.07.2019 | Page 27

Technik M E TA -T E S T 27 SIGMA 56 mm f/1,4 DC DN (C) Kleine Optik, starkes Bokeh Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN (C) wird für Sony- DSLMs mit APS-C-Sensor und für das Micro- Four-Thirds-System angeboten. Das Objektiv ist klein, leicht und ideal für offenblendige Porträts. Von Thomas Probst Mit dem 56 mm f/1,4 DC DN (C) hat Sigma vor allem Porträtfo- N O 085 27/2019 tografen im Blick. Da das Objektiv für Sensorgrößen bis zum APS-C- Sigma 56 mm f/1,4 DC DN (C) Format entwickelt wurde, kommt sehr gut bei der Umrechnung der Brenn- weite, je nach Kamerasystem, ein Verlängerungsfaktor zum Tragen. Bei Sony-DSLMs mit APS-C-Sen- sor entspricht der verfügbare Bild- winkel dem eines 84-mm-Voll- formatobjektivs. Beim kleineren Sensor des MFT-Systems sind es umgerechnet sogar 112 mm (KB). In Kombination mit der großen Blendenöffnung f/1,4 eignet sich das leichte Tele perfekt für „freige- stellte“ Porträts vor un- Quick Facts: scharfem Hintergrund. Preis: ca. 400 Euro Gewicht: 280 g Ausstattung Filterdurchmesser: 55 mm Auf den ersten Blick Naheinstellgrenze: 50 cm wirkt das Sigma 56 mm Erhältlich für: Sony E, MFT f/1,4 DC DN (C) ziemlich unspektakulär. Rund die Hälfte des kleinen Gehäuses wird von einem Fokusring eingenom- men. Der lässt sich zwar gut grei- fen und bedienen – das war es dann aber auch schon wieder mit Bedienelementen. Sigma verzich- tet sogar auf einen Schalter für den Wechsel vom automatischen in den manuellen Fokusbetrieb. Damit ist die Ausrichtung klar: Das leichte Tele soll vor allem Fo- tografen ansprechen, die sich ein möglichst kompaktes und leicht zu bedienendes Porträtobjektiv wünschen. Mit einer Länge von lediglich 59,5 Millimetern und ei- nem Durchmesser von 66,5 Milli- metern ist es klein genug, um in eine Jackentasche zu passen. Da- von abgesehen wirkt es durch seine kompakte Bauweise sehr ausgewogen an den ebenfalls oft kleinen Kameragehäusen der Sony- und der MFT-Serien. Dazu ist es mit einem Gewicht von 280 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Auch wenn im Inneren des Ge- häuses nicht viel Platz ist, ver- baut Sigma zehn Linsenelemente in sechs Gruppen. Darunter befin- den sich zwei asphärische Lin- sen, von denen eine als spezielles SLD-Glaselement verbaut wurde und damit gezielt Farbfehler kor- rigiert. Die Blende ist aus neun Lamellen gefertigt und ermög- licht Blendenöffnungen von f/1,4 bis f/16. Der Autofokus arbeitet leise, um auch bei Filmaufnah- men nicht auf der Audiospur zu stören. Darüber hinaus wird die AF-Einheit über einen Schrittmo- tor bewegt, was zu gleichmäßigen Schärfeverlagerungen führt. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn der Schärfepunkt während der Videoaufnahmen zum Beispiel per Touchscreen versetzt wird. Auch die Gesichtserkennung und die Augen-AF-Funktionen der Kameras werden vom Sigma 56 mm unterstützt. Auf diese Weise lässt sich die Schärfe bei Porträt- aufnahmen sehr einfach auf das Auge des Models legen. Am Metallan- schluss befindet sich ein Dichtungs- ring, um zu verhin- dern, dass Staub und Feuchtigkeit bis zum Kamera- sensor gelangen. Das Sigma 56 mm f/1,4 fällt sehr kom- pakt aus. Abgese- hen vom Fokusring verzichtet Sigma dafür auf weitere Bedienelemente. Bildqualität In puncto Schärfe und Bokeh macht das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN (C) in vielen Tests einen sehr guten Job. Mark Goldstein von www.photographyblog.com hat eine Testreihe aufgenommen, bei der er nach jeder Aufnahme die Blende weiter schließt. Wie die Ergebnisse zeigen, ist die Schärfe im Bildzentrum zwischen f/2 und f/11 sehr hoch. Bei f/16 nimmt die Schärfe durch Beugung wieder etwas ab. „Die Ecken sind nicht ganz so scharf wie das Zentrum“, schreibt Goldstein. „Von f/2,8 bis f/11 werden dort die schärfsten Ergebnisse erzielt.“ Auch zum Bo- keh, also zur Abbildung der Un- schärfe, gibt es reichlich Praxis- bilder zu finden. Gordon Laing von www.cameralabs.com zeigt in seinem Test, wie sich die Un- schärfekreise je nach Blende in Form und Größe verändern. Im Praxistest von www.thephoblo- grapher.com wird der Übergang von der Schärfe zur Unschärfe als sehr angenehm beschrieben. Dabei gefällt dem Autor, dass die Unschärfekreise durch Ab- blenden zu schönen runden „Bo- keh-Bällen“ werden. Nicht ganz so begeistert ist er dagegen von der teils sichtbaren Verzeich- nung. Die lässt sich aber, wenn im RAW-Modus fotografiert wur- de, recht schnell in der Nachbear- beitung korrigieren. Das sagen die Kollegen ...  Sehr empfehlenswert „Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN Contemporary ist ein hoch- wertiges, kompaktes Objektiv, das daran erinnert, dass APS-C und kleinere Formate in einer vom Vollformat beses- senen Welt weiterhin relevant sind. Die Aufnahmen mit dem Sigma 56 mm f/1,4 haben mir sehr viel Spaß gemacht und ich finde, dass es sich nicht nur für Porträts und Events, sondern auch für Produktbilder und eng angeschnittene Landschaften eignet.“  (Gordon Laing)  „Das dritte Objektiv aus Sigmas f/1,4-Trilogie für Objek- tive bis zum APS-C-Format zeigt eine akzeptable Schärfe bei f/1,4 und eine exzellente Schärfe von f/2 aufwärts. Die Blende mit neuen Lamellen führt zu einem schönen Bokeh und die chromatischen Aberrationen werden gut korrigiert.“  (Mark Goldstein)  „Nach all den exzellenten G-Master-Objektiven, die Sony für seine spiegellosen Vollformat-Kameras veröffentlicht, ist es schön zu sehen, dass auch Sonys spiegellose Crop-Sen- sor-Kameras etwas Liebe erfahren – wenn auch von einem Drittanbieter. Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN Contemporary für den Sony-E-Anschluss verdient fünf von fünf Sternen.“  (Pauleth Ip) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Das leichte Teleobjektiv passt perfekt zu den ebenfalls sehr kompakten Kameras von Sony, Olympus und Panasonic. Das Objektiv besitzt einen zügigen und leisen Autofo- kus, zeigt eine sehr gute Schärfe und ein schönes Bokeh mit kreisrunden Unschärfekreisen.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Sigma verzichtet auf einen Bildstabilisator und einen AF-/MF-Schalter – vermutlich, um das Gehäuse so kompakt und leicht zu halten. In einigen Praxistests kam es zu sichtbaren Verzeich- nungen. Die lassen sich aber in der Bildbearbeitung beheben.