Technik
M E TA -T E S T
27
SIGMA 56 mm
f/1,4 DC DN (C)
Kleine
Optik,
starkes
Bokeh
Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN (C) wird für Sony-
DSLMs mit APS-C-Sensor und für das Micro-
Four-Thirds-System angeboten. Das Objektiv ist
klein, leicht und ideal für offenblendige Porträts.
Von Thomas Probst
Mit dem 56 mm f/1,4 DC DN (C)
hat Sigma vor allem Porträtfo-
N O 085
27/2019
tografen im Blick. Da das Objektiv
für Sensorgrößen bis zum APS-C-
Sigma 56 mm
f/1,4 DC DN (C)
Format entwickelt wurde, kommt
sehr
gut
bei der Umrechnung der Brenn-
weite, je nach Kamerasystem, ein
Verlängerungsfaktor zum Tragen.
Bei Sony-DSLMs mit APS-C-Sen-
sor entspricht der verfügbare Bild-
winkel dem eines 84-mm-Voll-
formatobjektivs. Beim kleineren
Sensor des MFT-Systems sind es
umgerechnet sogar 112 mm (KB).
In Kombination mit der großen
Blendenöffnung f/1,4 eignet sich
das leichte Tele perfekt für „freige-
stellte“ Porträts vor un-
Quick
Facts:
scharfem Hintergrund.
Preis: ca. 400 Euro
Gewicht: 280 g
Ausstattung
Filterdurchmesser: 55 mm
Auf den ersten Blick
Naheinstellgrenze:
50
cm
wirkt das Sigma 56 mm
Erhältlich für: Sony E, MFT
f/1,4 DC DN (C) ziemlich
unspektakulär. Rund die
Hälfte des kleinen Gehäuses wird
von einem Fokusring eingenom-
men. Der lässt sich zwar gut grei-
fen und bedienen – das war es
dann aber auch schon wieder mit
Bedienelementen. Sigma verzich-
tet sogar auf einen Schalter für
den Wechsel vom automatischen
in den manuellen Fokusbetrieb.
Damit ist die Ausrichtung klar:
Das leichte Tele soll vor allem Fo-
tografen ansprechen, die sich ein
möglichst kompaktes und leicht
zu bedienendes Porträtobjektiv
wünschen. Mit einer Länge von
lediglich 59,5 Millimetern und ei-
nem Durchmesser von 66,5 Milli-
metern ist es klein genug, um in
eine Jackentasche zu passen. Da-
von abgesehen wirkt es durch
seine kompakte Bauweise sehr
ausgewogen an den ebenfalls
oft kleinen Kameragehäusen der
Sony- und der MFT-Serien. Dazu
ist es mit einem Gewicht von 280
Gramm ein echtes Leichtgewicht.
Auch wenn im Inneren des Ge-
häuses nicht viel Platz ist, ver-
baut Sigma zehn Linsenelemente
in sechs Gruppen. Darunter befin-
den sich zwei asphärische Lin-
sen, von denen eine als spezielles
SLD-Glaselement verbaut wurde
und damit gezielt Farbfehler kor-
rigiert. Die Blende ist aus neun
Lamellen gefertigt und ermög-
licht Blendenöffnungen von f/1,4
bis f/16. Der Autofokus arbeitet
leise, um auch bei Filmaufnah-
men nicht auf der Audiospur zu
stören. Darüber hinaus wird die
AF-Einheit über einen Schrittmo-
tor bewegt, was zu gleichmäßigen
Schärfeverlagerungen führt. Das
ist vor allem dann hilfreich, wenn
der Schärfepunkt während der
Videoaufnahmen zum Beispiel
per Touchscreen versetzt wird.
Auch die Gesichtserkennung und
die Augen-AF-Funktionen der
Kameras werden vom Sigma 56
mm unterstützt. Auf diese Weise
lässt sich die Schärfe bei Porträt-
aufnahmen sehr einfach auf das
Auge des Models legen.
Am Metallan-
schluss befindet
sich ein Dichtungs-
ring, um zu verhin-
dern, dass Staub
und Feuchtigkeit
bis zum Kamera-
sensor gelangen.
Das Sigma 56 mm
f/1,4 fällt sehr kom-
pakt aus. Abgese-
hen vom Fokusring
verzichtet Sigma
dafür auf weitere
Bedienelemente.
Bildqualität
In puncto Schärfe und Bokeh
macht das Sigma 56 mm f/1,4 DC
DN (C) in vielen Tests einen sehr
guten Job. Mark Goldstein von
www.photographyblog.com hat
eine Testreihe aufgenommen, bei
der er nach jeder Aufnahme die
Blende weiter schließt. Wie die
Ergebnisse zeigen, ist die Schärfe
im Bildzentrum zwischen f/2 und
f/11 sehr hoch. Bei f/16 nimmt die
Schärfe durch Beugung wieder
etwas ab. „Die Ecken sind nicht
ganz so scharf wie das Zentrum“,
schreibt Goldstein. „Von f/2,8 bis
f/11 werden dort die schärfsten
Ergebnisse erzielt.“ Auch zum Bo-
keh, also zur Abbildung der Un-
schärfe, gibt es reichlich Praxis-
bilder zu finden. Gordon Laing
von www.cameralabs.com zeigt
in seinem Test, wie sich die Un-
schärfekreise je nach Blende in
Form und Größe verändern. Im
Praxistest von www.thephoblo-
grapher.com wird der Übergang
von der Schärfe zur Unschärfe
als sehr angenehm beschrieben.
Dabei gefällt dem Autor, dass
die Unschärfekreise durch Ab-
blenden zu schönen runden „Bo-
keh-Bällen“ werden. Nicht ganz
so begeistert ist er dagegen von
der teils sichtbaren Verzeich-
nung. Die lässt sich aber, wenn
im RAW-Modus fotografiert wur-
de, recht schnell in der Nachbear-
beitung korrigieren.
Das sagen die Kollegen ...
Sehr empfehlenswert
„Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN Contemporary ist ein hoch-
wertiges, kompaktes Objektiv, das daran erinnert, dass
APS-C und kleinere Formate in einer vom Vollformat beses-
senen Welt weiterhin relevant sind. Die Aufnahmen mit dem
Sigma 56 mm f/1,4 haben mir sehr viel Spaß gemacht und
ich finde, dass es sich nicht nur für Porträts und Events,
sondern auch für Produktbilder und eng angeschnittene
Landschaften eignet.“ (Gordon Laing)
„Das dritte Objektiv aus Sigmas f/1,4-Trilogie für Objek-
tive bis zum APS-C-Format zeigt eine akzeptable Schärfe
bei f/1,4 und eine exzellente Schärfe von f/2 aufwärts. Die
Blende mit neuen Lamellen führt zu einem schönen
Bokeh und die chromatischen Aberrationen werden gut
korrigiert.“ (Mark Goldstein)
„Nach all den exzellenten G-Master-Objektiven, die Sony für
seine spiegellosen Vollformat-Kameras veröffentlicht, ist
es schön zu sehen, dass auch Sonys spiegellose Crop-Sen-
sor-Kameras etwas Liebe erfahren – wenn auch von einem
Drittanbieter. Das Sigma 56 mm f/1,4 DC DN Contemporary
für den Sony-E-Anschluss verdient fünf von fünf Sternen.“
(Pauleth Ip)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Das leichte Teleobjektiv
passt perfekt zu den ebenfalls sehr kompakten
Kameras von Sony, Olympus und Panasonic. Das
Objektiv besitzt einen zügigen und leisen Autofo-
kus, zeigt eine sehr gute Schärfe und ein schönes
Bokeh mit kreisrunden Unschärfekreisen.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Sigma
verzichtet auf einen Bildstabilisator und einen
AF-/MF-Schalter – vermutlich, um das Gehäuse
so kompakt und leicht zu halten. In einigen
Praxistests kam es zu sichtbaren Verzeich-
nungen. Die lassen sich aber in der
Bildbearbeitung beheben.