Technik
M E TA -T E S T
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CANON EOS M6 MARK II
Aufstand im
Zwergen-
land?
EOS M ist ein System, an dem sich die Geister
scheiden: Für die einen eine mikroskopische Ni-
sche, für die anderen die Zukunft von Canons
APS-C-Sparte. Wie passt die M6 Mark II ins Bild?
Von Marc Strauß
Die Canon EOS M6 Mark II ver-
wirrt im ersten Moment: Das
ultrakompakte und 408 Gramm
leichte Gehäuse kostet bereits
929 Euro – und hat noch nicht
mal einen Sucher? Den gibt es,
zusammen mit dem Kit-Objektiv,
für schlappe 250 Euro extra. Auch
sonst ist die Canon EOS M6 Mark
II nicht unbedingt die Kamera, die
viele Fotografen erwartet haben.
Vielleicht ist sie aber eine, die wir
alle insgeheim wollen?
Das zeigt unser Test.
N O 114
06/2020
Canon EOS
M6 Mark II
sehr gut
Ausstattung
Die EOS M6 Mark II
könnte der Zwilling
der EOS 90D sein und
Quick Facts:
kommt als spiegellose
Preis: ca. 929 Euro
Systemkamera mit ei-
Sensor: APS-C CMOS
nem 32,5-Megapixel-
mit 35,5 Mio. Pixeln
APS-C-Sensor und ist
Video-Auflösung: 4K/UHD
derzeit für 929 Euro UVP Display: 3,0-Zoll-Touchscreen
(1.040.000 Bildpunkte)
im Handel erhältlich.
ISO:
100-25.600
Mit 120 mm Breite, 70
Serienbild:
bis
zu
14
B/s
mm Höhe und 49 mm
Tiefe ist die Kamera
etwas höher und breiter als ihr
Vorgänger. Haptisch ist die M6
Mark II, die sich uns in der Praxis
schon stellen musste, gut greifbar.
Die Gummierung in genarbter
Lederoptik sorgt für rutschfestes
Halten. So hat Canon es wieder
geschafft, eine gelungene Haptik
in das kleine Gehäuse zu bringen.
Einstellungen lassen sich über
drei leicht erreichbare
Drehräder umsetzen.
Das Modus-Wählrad auf der Ka-
mera-Oberseite gibt Einstellungs-
möglichkeiten der verschiedenen
Betriebsarten sowie die beiden
Speicherplätze für die program-
mierbaren individuellen Vorga-
ben. Auf der Rückseite der Kamera
dominiert das 3 Zoll große, um
180 Grad klappbare Touch-Dis-
play. Der optional erhältliche
elektronische Sucher kann ein-
fach auf den Blitzschuh gesteckt
werden. Zwar gibt es für den
EF-M-Mount noch nicht so vie-
le Objektive, allerdings lassen
sich über den optionalen Adapter
alle EF-Objektive nutzen – ganz
ohne Einschränkungen. In Zeiten
von Instagram dürfen natürlich
WLAN und Bluetooth nicht feh-
len, um Bilder unterwegs direkt
aufs Smartphone zu laden und
um sie von dort aus in alle Welt
zu verschicken.
Mit dem blitz-
schnellen Autofo-
kus sind auch be-
wegende Motive
super abgelichtet.
Auf der Oberseite
findest du das Ein-
stellrädchen für
die Betriebsmodi.
Bildqualität
Die EOS M6 Mark II hat mit ih-
rem APS-C-Sensor mit 32,5 Me-
gapixeln eine Pixeldichte im
Vergleich mit einer Kleinbildka-
mera von 83 Megapixeln, womit
Canon hier bei der Auflösung ei-
nen draufsetzt. Mit dem ISO-Ma-
ximalwert von 25.600 ist die Ka-
mera ein sicherer Begleiter für
Tag- und Nachtaufnahmen. Dabei
ergaben aber einige Tests, dass ab
ISO 6.400 das Rauschen stärker
wird und es ist auch ein Schär-
feverlust hinzunehmen. „Ist das
Rauschen bei ISO 100 noch ver-
gleichsweise wenig störend, fällt
es bei ISO 800 schon stark auf,
weil auch die Artefakte ebenso
zunehmen und die Details weni-
ger klar wiedergegeben sind,“ so
Wadim Herdt vom PC-Magazin.
Harm-Diercks Gronewold von
digitalkamera.de unterstreicht:
„Die Farbtreue der Kamera ist gut.
Es gibt allerdings Farbbereiche,
bei denen die Farbtreue einem
angenehmen Bildeindruck
geopfert wird.“
Auf dem Blitzschuh
kann der optional
erhältliche elek-
tronische Sucher
angebracht werden.
Das sagen die Kollegen ...
„Die EOS M6 Mark II bietet gegenüber den Vorgängermo-
dellen verbesserte AF-Fähigkeiten und eine höhere Auf-
lösung. Negativ fällt das stärkere Rauschen auf. Dafür
funktionieren aber die wichtigen Gesichts- und Augen-
AF-Lösungen gut. Die Verarbeitung des Gehäuses ist
sehr gut. Die M6 II wirkt modern und kostet „nur“ rund
900 Euro, wobei es mit dem Aufstecksucher doch wieder
1.200 Euro werden.“ (Wadim Herdt)
gut: 2,1
Die Canon EOS M6 Mark II bringt reichlich Tempo und extra-
detailreiche Bilder in einem kleinen Gehäuse unter. Vor al-
lem der Autofokus wurde deutlich verbessert – die kleine
Systemkamera stellt blitzschnell scharf. Zudem filmt die
EOS M6 Mark II endlich in 4K. Die Bedienung ist einfach,
nur die Übertragung von Ortsdaten in die Fotodateien ist
etwas umständlich und per WLAN ziemlich akkubelastend.“
(Sven Schulz)
„Mit der M6 Mark II hat Canon die M6 deutlich überarbei-
tet. Die Haptik der Kamera ist gut. Allerdings können grö-
ßere Hände bei dem Gehäuse durchaus ins Leere greifen.
Die Anordnung der Tasten ist gelungen. Der Touchscreen ist
sehr präzise, hell und sehr gut in die Kamerabedienung in-
tegriert. Auch beim Funktionsumfang gibt sich die Kamera
nur wenig Blöße. Schade, dass es nur für einen schwachen
Blitz gereicht hat, der noch nicht einmal entfesselte Blitz-
geräte ansteuern kann.“ (Harm-Diercks Gronewold)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Die EOS M6 Mark II
kommt mit hoher Bildqualität und sehr schnel-
lem Autofokus. Dabei ist das Gehäuse kompakt
und leicht. Ebenfalls überzeugt die Videoauflö-
sung in 4K. In Verbindung mit dem 32 mm f/1.4
ist die M6 Mark II eine echte Street-Waffe!
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Leider
entstehen bei höheren ISO-Einstellungen ver-
stärktes Rauschen auf und ein Teil der Schärfe
geht leicht verloren. Ebenfalls ist der nur optio-
nal erhältliche und nicht so günstige elektroni-
sche Sucher doch verbesserungswürdig. Auch
sind einfach noch zu wenige Objektive für den
M-Mount zu haben.
Canon EOS
M6 Mark II
N 114
O
06/2020
sehr gut