Interview
F L O R I A N F R O S C H M AY E R
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„Diese Momente
bekommt sonst
keiner zu sehen!“
Florian Froschmayer
Regisseur und Fotograf Florian Froschmayer
sprach mit PhotoWeekly darüber, warum die
Fotografie am Set eine besondere Rolle in
seinem Leben einnimmt – und über geheime
Momente hinter den Kulissen.
Interview: Ruben Schäfer | Fotos: Florian Froschmayer
Florian, du bist ja eigentlich
Regisseur. Was fasziniert dich
an der Set-Fotografie?
An manchen Drehtagen ist ein
sogenannter Standfotograf am
Set, der dann unter anderem
Bilder vom Set macht – als
Making-of-Fotograf sozusagen.
Ich habe als Regisseur auch im-
mer eine Kamera dabei – schon
früher, vor Smartphone-Zeiten,
habe ich Fotos aus meinem Blick-
winkel gemacht. An einem Film-
set lassen sich einzigartige Bilder
einfangen – besonders durch die
spezielle Lichttechnik.
Zur Person:
Florian Froschmayer
ist hauptberuflich
Regisseur und
Drehbuchautor.
Mit seinen Set-
fotos gewährt
uns der gebürtige
Schweizer einen
speziellen und an-
deren Einblick in
die Arbeit eines
Filmemachers.
froschmayer.com
Mit welcher Ausrüstung
bist du unterwegs?
Mittlerweile schleppe ich viel Zeug mit mir herum.
Ich habe eine Nikon Z 7 mit drei bis vier Objektiven
dabei. Für flexiblere Aufnahmen habe ich neuerdings
auch meine kleine Leica Q2 mit Festbrennweite mit.
Da brauche ich dann keine Objektive zu wechseln
und bin in meiner Bewegung sehr flexibel.
Timmendorfer
Strand, 2003
New York, 2006
52 mm (KB) | f/11 |
1/200 s | ISO 250
Bist du auf der Suche nach bestimmten Motiven
oder wartest du einfach auf das, was passiert?
Ich warte auf das, was kommt. Im Film gibt es
manchmal echt skurrile Sachen. Wo du zum Bei-
spiel mal in einem Auto zusammen mit den Schau-
spielern mitfahren und filmen musst, in dem es aber
eigentlich keinen Platz mehr gibt und du völlig ein-
geengt sitzt. Da entstehen dann Einblicke aus Per-
spektiven, die du eben sonst nie kriegen würdest.
Diese Art von Fotos
„Im Film entste-
bekommt dann nor-
hen
Perspektiven,
malerweise keiner
zu Gesicht, oder?
die du sonst nie
Ja, das ist richtig. Das
kriegen
würdest.“
sind Bilder von mir als
Regisseur von Schau-
spielern und anderen Mitwirkenden am Film.
Zum Beispiel hat ein Kollege, den ich sehr schätze,
über einen langen Zeitraum wahnsinnige Porträts
von berühmten Leuten gemacht, die er endlich
mal ausstellen sollte, wie ich finde. Aber ja, das
sind alles Fotos, die du sonst höchstens sehr
selten sehen wirst.
Tatort Kiel,
2010
70 mm (KB) | f/2,8 |
1/60 s | ISO 1600
Karsten Speck,
2010
140 mm (KB) | f/4 |
1/80 s | ISO 640
Kannst du vielleicht schon etwas über die Aus-
stellung, die du kuratierst, verraten?
Am Filmset gibt es Momente, in denen du auf den
nächsten Einsatz warten musst. Die Ausstellung zeigt
Fotos, die solche Situationen einfangen und einen
anderen Blick auf den Beruf des Regisseurs werfen.
Ob inszeniert oder spontan mit der Handykamera
eingefangen. Ehrliche Handarbeit, die wir dokumen-
tieren – manchmal eventuell weniger glamourös als
der Zuschauer es sich womöglich vorstellt.
Wie sieht das denn bei den anderen Filmschaffen-
den in Zeiten von Smartphones und Instagram aus?
Wird es immer normaler, dass Schauspieler und
auch andere mithilfe von Fotos und Social Media
mehr Einblick in ihren Beruf geben?
Die Social-Media-Kanäle bieten sicherlich eine gute
Möglichkeit, seine Arbeiten mit anderen zu teilen.
Und natürlich ist es auch für Marketingzwecke
nicht zu unterschätzen, denn Schauspieler mit Mil-
lionen von Followern erreichen ein großes Publi-
kum. Ich selbst bin auch auf Instagram, aber die
Momente, die ich einfange und dort zeige, entste-
hen einfach spontan.
Vor der Ausstellung bist du sicherlich deine Foto-
sammlung nochmal durchgegangen. Waren da
ganz besondere Fotos oder Momente dabei?
Ja, auf jeden Fall! Das tolle an meinem Beruf ist,
dass ich an Orte komme, die ich sonst womöglich
nie gesehen hätte. Vor knapp 20 Jahren habe ich
zum Beispiel eine Folge „Küstenwache“ mit einem
richtigen U-Boot gedreht. Da sind wir für den Dreh-
tag in Eckernförde mit dem Transportschiff raus
aufs Meer gefahren und plötzlich taucht ein riesiges
U-Boot aus dem Wasser auf. Das sind einfach un-
vergessliche Momente, die sehr schwer festzuhal-
ten sind. Aber ich habe von diesem Dreh wirklich
fantastische Bilder. Das war wirklich ein Highlight,
das ich nie vergessen werde.
Könntest du dir vorstellen, mal ein Buch daraus zu ma-
chen? Oder ist das vielleicht sogar schon in Planung?
Absolut. Ein Buch ist aber natürlich nochmal eine
Nummer größer als eine Ausstellung, aber schauen
wir mal.
Reichstag, 2004
36 mm (KB) | f/4 | 0,4 s | ISO 200
Peking, 2008
25 mm (KB) | f/2,8 | 1/40 s | ISO 500
Krimi-Dreh Zürich, 2019
70 mm (KB) | f/3,2 | 1/60 s | ISO 100
Krimi-Dreh Zürich, 2019
28 mm (KB) | f/1,7 | 12 s | ISO 400