ZUBEHÖR
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KAUFBERATUNG
Kameraeinstellungen
aus der Ferne steuern
Test
Es gibt viele Aufnahmesituationen, in denen es
sinnvoll ist, die Kamera aus einiger Entfernung zu
bedienen. Wir zeigen dir das passende Zubehör.
Von Thomas Probst
Wenn wir von einer Fernsteuerung sprechen,
meinen wir in diesem Fall nicht den klassischen
Kabel- oder Funkfernauslöser, der neben dem Aus-
lösen der Kamera vielleicht auch noch eine Time-
lapse-Aufnahme starten kann. Die Rede ist viel-
mehr von speziellen Apps, WLAN-Tools und kabel-
gebundenen Lösungen, über die du zahlreiche
wichtige Einstellungen deiner Kamera verändern
kannst. Wann kann eine Fernsteuerung von Nutzen
sein? Zum Beispiel dann, wenn du gerne Tiere foto-
grafierst und diese nicht durch deine Bewegungen
hinter der Kamera verscheuchen möchtest (Bild
oben). Oder ganz einfach, wenn du alleine oder mit
Freunden unterwegs bist und hin und wieder auch
mal selbst auf den Fotos zu sehen sein möchtest.
Sogar im Fotostudio kann die Fernsteuerung Zeit
sparen. Zum Beispiel dann, wenn du ohne einen As-
sistenten arbeiten musst und beim Einstellen der
Lampen und bei der Positionierung deines Modells
jederzeit das Live-Bild deiner Kamera über dein
Smartphone oder dein Tablet kontrollieren möchtest.
Die preiswerte Lösung
Die WLAN-Apps der Kamera-Hersteller
So gut wie jede neue Kamera, sei es eine Spiegel-
reflex oder ein spiegelloses Modell, ist inzwischen
mit einem eingebauten WLAN-Modul ausgestattet.
Dazu bieten die Hersteller eigene Apps für die Be-
triebssysteme Android und iOS
an, die du dir kostenlos auf dein
mobiles Endgerät, wie etwa ein
Smartphone oder ein Tablet, la-
den kannst. Waren diese Apps
vor einigen Jahren noch lediglich
mit rudimentären Einstellmög-
lichkeiten versehen, haben die
Hersteller inzwischen nachge-
bessert. Die aktuellen App-Ver-
sionen bieten dir in den meisten
Viele Kamera-Her-
Fällen Zugriff auf die Blende
steller bieten kos-
und die Verschlusszeit, auf die
tenlose Apps zur
Fernsteuerung an,
ISO-Empfindlichkeit, den Autofo-
wie hier Nikon mit
kus und auf den Auslöser. Man-
der „SnapBridge“-
che
Apps
bieten
sogar
noch
mehr.
App für iOS und
Android.
In Kombination mit Kompaktka-
meras lässt sich teilweise sogar
die Zoomposition einstellen. Wer lediglich hin und
wieder mal ein Selbstporträt mit der Kamera auf-
nehmen oder etwa die Vögel in seinem Garten beim
Anflug auf die Futterstelle ablichten möchte, der
wird mit diesen Grundeinstellungen sicherlich
gut auskommen.
Einziger Haken: Aus Erfahrung wissen wir, dass
der erste Verbindungsaufbau zwischen Kamera
und App bei manchen Herstellern nicht immer rei-
bungslos funktioniert. Ist die Verbindung
aber einmal hergestellt, macht
die Fernsteuerung per Kamera-
App durchaus Freude. Solltest
du mit einem älteren Kamera-
modell arbeiten, das noch kein
eingebautes WLAN-Modul besitzt,
Für ältere Kameras
dann besteht eventuell die Mög-
gibt
es
teilweise
lichkeit, dass der Hersteller klei-
externe WLAN-
ne, optionale WLAN-Module an-
Module, wie das
bietet, die sich dann wieder per
WU-1a von Nikon.
App steuern lassen. Wer zum Bei-
spiel eine Nikon D7100 besitzt, kann seine Kamera
mit der WU-1a-Fernsteuerung nachrüsten.
Mit dem Case Air hat der Hersteller Tether Tools ein
kleines und leichtes WLAN-Modul vorgestellt, das
sich entweder oben auf den Zubehörschuh der Ka-
mera stecken lässt oder seitlich über eine Trage-
schlaufe befestigt werden kann. Anschließend
wird es über ein mitgeliefertes USB-Kabel mit der
Kamera verbunden. Das WLAN-Modul ist für vie-
le Kamera-Modelle von Canon und Nikon erhält-
lich. Das schließt auch die neuen spiegellosen Voll-
format-DSLMs wie eine Canon EOS R und RP und
die Nikon-Modelle Z 6 und Z 7 mit ein. Sollte der im
WLAN-Modul eingebaute Akku bei längerem Betrieb
langsam leer werden, lässt sich per mitgeliefertem
USB-Kabel, das über insgesamt drei USB-Anschlüsse
verfügt, zusätzlich eine optio-
nale externe Stromversorgung
wie beispielsweise eine Power-
Bank anschließen. Bedient wird
die Kamera über die
kostenlose App
„Case Remote“,
die für die Be-
triebssysteme
Android und iOS,
aber auch für Windows
Die kostenlose App
des „Case Air“-Mo-
erhältlich ist. Damit lässt sich die
duls ist für Android, Kamera über das Case-Air-Mo-
iOS und Windows
dul
auch
per
Notebook
und
PC
erhältlich.
steuern. Die App überträgt das
Live-Bild der Kamera und bietet
reichlich Einstelloptionen. Neben den Belichtungs-
einstellungen, die auch die kostenlosen Apps der
Kamera-Hersteller ermöglichen, bietet diese App
Funktionen wie Bracketing,
HDR-Belichtungsreihen, Lang-
zeitbelichtungen und die An-
fertigung von Aufnahmen für
ein Focus Stacking. Darüber
hinaus gibt es eine Intervall-
Funktion, um zum Beispiel
hinterher daraus ein Time-
lapse-Video zu erstellen.
Bilder lassen sich nicht nur
automatisch als JPG, son-
Das „Case Air“-
dern, je nach Endgerät, auch
Modul kann zum
als RAW-Dateien übertragen.
Beispiel mithilfe einer
Das Case Air-System kostet
Schlaufe an der Kame-
ra befestigt werden.
rund 180 Euro.
Tether Tools Case Air
Umfangreiche Einstellmöglichkeiten
Der CamRanger mini bietet erst einmal einen ähn-
lichen Funktionsumfang wie das Case Air-Modul
von Tether Tools. Über die kostenlose „Camranger-
Mini-App“ für Android, iOS und Windows kannst
du die Belichtung steuern, HDR- und Intervallauf-
nahmen starten, die Fokussiermethode wählen, das
Bildformat wechseln, Videos aufzeichnen und noch
einiges mehr. Auch beim CamRanger mini wird das
Live-Bild auf das mobile Endgerät, das Notebook
oder einen PC übertragen. Laut Hersteller beträgt
die Reichweite des WLAN-
Moduls 120 Meter. Damit
hätte es eine größere
Reichweite als das Case-
Air-Modul mit 45 Metern.
Allerdings fällt der Cam-
Der CamRanger
Rager mini mit einem Preis
mini
ist
klein
und
von rund 250 Euro auch ein
leicht, fällt für
gutes Stück teurer aus.
rund 250 Euro aber
Warum könnte der CamRanger
hochpreisig aus.
trotzdem eine empfehlenswerte
Alternative sein? Als Zubehör gibt es von CamRanger
einen motorisierten Stativkopf, dessen Schwenk-
und Neigungswinkel über den CamRanger mini und
die dazugehörige App gesteuert werden können. Das
könnte für Architektur und Landschaftsfotografen
nützlich sein. Der CamRanger mini ist, wie das Ca-
se-Air-Modul, nur zu Canon- und Nikon-Kameras
kompatibel. Ab dem 16. September 2019 soll laut Her-
steller aber der neue CamRanger 2 auf den Markt
kommen. Der wird dann zusätzlich auch für Kame-
ras von Fujifilm und Sony erhältlich sein.
Die kostenlose
„Camranger-Mini“-
App umfasst viele
Funktionen und
zeigt das Live-Bild
der Kamera.
Das PhotoWeekly-Fazit
„Oft reicht die simple App
der Kamera-Hersteller.“
Thomas Probst, Zubehör-Experte
Die Fernsteuerung der Kameras ist eine tolle
Sache. Sie ermöglicht Tier-Aufnahmen, die sonst
vielleicht gar nicht möglich wären und kann auch
auf Reisen eine Hilfe sein. Für die meisten typi-
schen Aufnahme-Situationen dürften die Fern-
steuer-Apps der Kamera-Hersteller vollkommen
ausreichen. Wer nur kurz ein Selbstporträt auf-
nimmt oder die Vögel im Garten fotografieren
möchte, muss dafür nicht extra Geld ausgeben.
Die Apps der Kamera-Hersteller sind zwar nicht
sonderlich komfortabel – der Funktionsumfang
reicht aber meist aus, um die Belichtung auch mal
manuell einzustellen. Für wen eignen sich also
das „Case Air“-Modul und der „CamRanger mini“?
Beide Module richten sich an erfahrene Natur-,
Tier- und Makro-Fotografen, die wirklich häufig
eine Fernsteuerung benötigen und auch spezielle
Funktionen wie Focus Stacking und HDR-Reihen
steuern möchten. Das „Case Air“-Modul ist dabei
gute 70 Euro günstiger als der „CamRanger mini“.
Da es trotzdem viele Spezial-Funktionen mit-
bringt, ist das „Case Air“-Modul im direkten Ver-
gleich unser Preis-Leistungs-Tipp.
CamRanger mini
Mit Panorama-Kopf kombinierbar