FOTO-PROJEKTE
16
ERSTELLE EIN
NASSPLATTEN-PORTRÄT
Mit unserem digitalen Schnellverfahren
gelingen dir Bilder wie aus einer anderen Zeit.
Charakterbild: Der
Wet-Plate-Effekt
sieht erstaunlich
aus, aber tradi-
tionell gemacht ist
er sehr kompliziert
und zeitaufwen-
dig. Das digitale
Äquivalent ist viel
schneller und ein-
facher und da je-
des Bild anders ist,
kannst du deine
ganz persönliche
Note hinzufügen.
Das Nassplatten-Kollodiumsver-
fahren wurde 1851 vom engli-
schen Bildhauer Frederick Scott
Archer erfunden und revolutio-
nierte aufgrund seiner Fähigkeit,
feine Details mit relativ kurzen
Belichtungszeiten aufzuneh-
men, jahrzehntelang die Fotogra-
fie. Das traditionelle Verfahren
ist auch heute noch bei analogen
Fotografen beliebt – aber es ist
kompliziert und zeitintensiv.
Zum Glück gibt es eine digita-
le Alternative. In diesem Projekt
zeigen wir dir Schritt für Schritt,
wie es gelingt. Von der Aufnahme
bis zur Fertigstellung des bearbei-
teten Nassplatten-Bildes.
Der Aufbau
Einfacher Hinter-
grund: Verwende
einen möglichst
ruhigen und klaren
Hintergrund für
deine Aufnahme.
Das lenkt den Blick
aufs Wesentliche.
Lockere Stimmung:
Wenn sich die Per-
son vor der Kame-
ra wohlfühlt, wird
dein Foto viel na-
türlicher. Sorge für
eine entspannte
Atmosphäre.
Weiches Licht:
Direkte Sonnenein-
strahlung führt zu
unschönen, harten
Schatten. Fotogra-
fiere daher lieber
in einer schattigen
Umgebung.
So gelingt dir das Porträtfoto
1
Kamera einstellen
Wähle den automatischen Weiß-
abgleich, Einzelbild-AF und
Mehrzonenmessung. Nutze den
Blendenprioritätsmodus mit ei-
ner möglichst offenen Blende, um
die Schärfentiefe zu reduzieren
und den Hintergrund in Unschär-
fe zu tauchen. Nutze ISO 1.600.
2
Objektivauswahl
Das beste Objektiv für Porträtauf-
nahmen hat eine Brennweite von
85-135 mm. Die Linsen in diesem
Bereich komprimieren die Per-
spektive leicht, was wiederum
unseren Gesichtszügen schmei-
chelt. In Kombination mit einer
offenen Blende wird die Person
im Vordergrund betont.
3
Augen im Fokus
Stelle sicher, dass du dich auf die
Augen konzentrierst, damit sie
scharf erscheinen. Es spielt kei-
ne Rolle, ob andere Teile des Ge-
sichts unscharf sind, aber die
Augen müssen scharf sein, da
sie das erste sind, was wir uns
in einem Porträt ansehen. Wenn
du den AF nutzt, fixiere den
Fokus auf ein Auge.
4
Mach mehrere Bilder
Selbst wenn du denkst, dass du
das „eine Bild“ hast, solltest du
noch weiter fotografieren. Por-
trätmotive neigen dazu, im Laufe
der Zeit selbstbewusster zu wer-
den, sodass die letzten Aufnah-
men, die du machst, oft die
besten sein können.
Digitaler Wet-Plate-Effekt
1
RAW-Datei optimieren
Öffne die RAW-Datei in Ado-
be Camera Raw und nimm eini-
ge grundlegende Bearbeitungen
vor – führe Objektivkorrekturen
durch, optimiere Kontrast und
Klarheit und öffne und speichere
dann das Bild in Photoshop.
2
Bild schärfen
Nassbildaufnahmen sind in der
Regel sehr scharf in der Mitte,
sodass die Schärfe im Quellbild
verstärkt wird. Du kannst jede
Schärfungsmethode verwenden
– Hochpass funktioniert gut. Hier
haben wir Sharpener Pro 3 der
Nik Collection verwendet.
3
Füge Unschärfe hinzu
Traditionelle Nassbildaufnahmen
werden mit Großformatkameras
und Langzeitbelichtungen aufge-
nommen, sodass einige Motivbe-
wegungen üblich sind. Ahme sie
nach, indem du eine Bewegungs-
unschärfe hinzufügst.
4
Hole Schärfe zurück
Füge der Bewegungsunschärfe-
Ebene eine Ebenenmaske hinzu
und lösche dann mit dem Radier-
gummi-Werkzeug und einem
weichen Pinsel mit einer Opazität
von etwa 50% die Unschärfe im
mittleren Bereich des Bildes, so-
dass nur die Kanten noch
unscharf sind.
5
Kanäle mischen
Gehe zu Ebene>Einstellungs-
ebene>Kanalmixer und klicke
auf das Feld Monochrom. Stelle
Rot auf -100, Grün auf 0 und Blau
auf +200 und passe dann die Ka-
näle an, um den gewünschten
Look zu erhalten.
6
Kontrast mit Kurven
Gehe zu Ebene>Einstellungs-
ebene>Kurven und erhöhe den
Kontrast, indem du eine S-Kur-
ve erstellst. Der Look ist Ge-
schmackssache, aber das Bild
sollte einen dunklen und stim-
mungsvollen Look haben.
7
Wärme ins Bild
Gehe zu Ebene>Einstellungsebe-
ne>Fotofilter und füge dem Bild
mit dem Filter (85) etwas zusätz-
liche Wärme hinzu.
8
Details verfeinern
Finde online einige kostenlose
Texturbilder. Ziehe dann die Tex-
turen mit dem Verschiebewerk-
zeug über das Hauptbild und pas-
se die Deckkraft der Ebene an.
Flüssiges Licht:
Diese beiden Vor-
her-Nachher-Bil-
der könnten unter-
schiedlicher nicht
sein, aber beide
stammen aus der-
selben RAW-Datei.
Nächstes Projekt: Erstelle ein kreatives Outdoor-Porträt
Special