PhotoWeekly 13.03.2019 | Page 26

Technik AUSPROBIERT 26 SONY 135 mm f/1,8 G MASTER Eine Frage der Schärfe Mit dem neuen 135 mm f/1,8 G Master tritt Sony an, um in die Fußstapfen legendärer Objektive wie dem 135er Canon „Herren der roten Ringe“ zu treten. Dafür wird alles aufgefahren, was die Wissenschaft hergibt. Text & Praxisfotos: Ruben Schäfer Hochzeits- und Fashion- und Reportagefotografen, ver- sammelt euch, denn es gibt ei- nen neuen Stern am Himmel der lichtstarken Teleobjektive: Sony erweitert seine G-Master-Serie um eine 135-mm-Brennweite. Von einem Stern kann man ge- trost sprechen, denn: Es ist scharf geworden, sehr scharf sogar. Die Features, auf die Sony setzt, sind zahlreich: ED-, Super ED- und XA- Elemente sollen für eine nahezu perfekte Bildqualität sorgen. Dazu kommt eine Nano-AR-Vergütung, die Flares im Gegenlicht vollkom- men eliminieren soll. Und der so- genannte Floating AF darf direkt für maximale Auflösung, eine starke Naheinstellgrenze und die fixe und leise Scharfstellung sor- gen. In der Präsentation ließ es sich Sony nicht nehmen, im Ver- gleich zu anderen Objektiven die Messwerte sprechen zu lassen. Fazit: „Das beste 135 mm hört nun auf den Namen G Master.“ Quick Facts: Brennweite: 135 mm Blende: f/1.8 Gewicht: 950 g Bildstabi: Nein Preis: 1.999 Euro Ein Staub- und Spritz- wasserschutz ist beim neuen G Master natürlich an Bord. Der Blendenring kann für Videografen auch stufenlos genutzt werden. Die Frontlinse ist mit einer speziellen Vergütung verse- hen. Das ergibt klarere Bilder. Der Fokus-Limiter kann den AF weiter beschleunigen. Die Nah­einstellgrenze ist 70 cm. So leicht lassen wir das natürlich nicht durchgehen. Und wenn Ob- jektive mit solchen Superlativen angekündigt werden, ist man als Tester natürlich versucht, ganz genau hinzusehen. Wir hatten in Schottland auf einem maleri- schen Schloss dazu bereits die Gelegenheit. Beim In-die-Hand- nehmen folgt der erste hapti- sche Eindruck: Das 135er ist sehr kompakt geworden und bleibt so leicht, dass es mit den Sony-Voll- formatkameras ausgezeichnet harmoniert. Auch sonst über- zeugt die G-Master-typische Verarbeitung aus Metall. Es gibt einem Blendenring, der auf Wunsch in Stufen einrastet oder weich durchläuft und anpassbare Knöpfe am Objektiv. Auch ein AF-Limiter ist verbaut. Gegenlicht? Im- mer gerne! Nur bei schrägem Licht- einfall sollte eine Sonnenblende an- gebracht sein.  135 mm (KB) | f/1,8 | 1/4000 s | ISO 100 Das 135 mm eignet sich perfekt für Detailfotos aus ei- nigen Metern Ent- fernung.  135 mm (KB) | f/1,8 | 1/400 s | ISO 400 Im Shooting-Test mit der Alpha 7RIII und der Alpha 9 begeisterte uns der Autofokus. Er ist in erster Instanz schnell, was für Indoor- Sportfotografen eine gute Nach- richt ist. Dabei bleibt die Kamera- Objektiv-Kombi sehr treffsicher. Erfasst der AF einmal das Auge, entstehen gestochen scharfe Bil- der, die in ihrer Detailfülle dem einen oder anderen Retuscheur Kopfzerbrechen bereiten werden. Das gilt für die Mitte wie für die Ecken gleichermaßen. Ausschuss gibt es eigentlich nur, wenn es wirklich sehr schnell zur Sache geht, was aber auch eher auf die Bedienung zurückzuführen ist. Dafür neigt das neue Sony zu un- vorteilhaften Flares, wenn die Sonne seitlich hineinscheint. Ist die mitgelieferte Gegenlichtblen- de aufgesetzt, erledigt sich das Problem aber sofort. In Kombination mit der Alpha 7R III begeistert die fast grenzenlose Schärfe. Ohne Au- gen-AF wäre sie aber schwer zu treffen. Doch mindestens genauso wich- tig wie die Schärfe war Sony das Bokeh. Weich und rund soll es sein und auch abgeblendet so bleiben. Und nach unserem ers- ten Praxistest sagen wir auch hier: Mission erfüllt! Die Hinter- grundunschärfe ist mit die Beste, die wir in den letzten Jahren se- hen durften. Dazu tragen natür- lich auch die elf Blendenlamellen ihren Teil bei. Bleibt schließlich die Fra- ge, ob das Sony das perfekte 135-mm-Objektiv ist. Wir finden: ja, wenn perfekt absolute Höchst- leistung in allen messbaren Dis- ziplinen bedeutet. Ein Problem hat das Objektiv allerdings – oder besser gesagt, die Käufer: Mit rund 2.000 Euro ist auch das neunte G Master eine Investition, die eini- ge Überlegungen voraussetzt. Das Sigma 135er Art für den E-Mount gibt es immerhin schon für 700 Euro weniger und die Art-Serie be- steht schließlich auch aus gläser- nen Meisterwerken. Vertreter des Credos „Geiz ist Geil“ werden da- her bei Sony diesmal nicht fündig – hier gilt „Performance first, Preis second“. Und das ist auch gut so. N O 069 11/2019 Sony 135 mm f/1.8 G-Master Kauftipp „Großen Fußstapfen zum Trotz: Sony liefert das aktuell beste 135er.“ Ruben Schäfer, Objektiv-Experte