Technik
AUSPROBIERT
26
SONY 135 mm
f/1,8 G MASTER
Eine Frage
der Schärfe
Mit dem neuen 135 mm f/1,8 G Master tritt Sony
an, um in die Fußstapfen legendärer Objektive
wie dem 135er Canon „Herren der roten Ringe“
zu treten. Dafür wird alles aufgefahren, was die
Wissenschaft hergibt.
Text & Praxisfotos: Ruben Schäfer
Hochzeits- und Fashion- und
Reportagefotografen, ver-
sammelt euch, denn es gibt ei-
nen neuen Stern am Himmel der
lichtstarken Teleobjektive: Sony
erweitert seine G-Master-Serie
um eine 135-mm-Brennweite.
Von einem Stern kann man ge-
trost sprechen, denn: Es ist scharf
geworden, sehr scharf sogar. Die
Features, auf die Sony setzt, sind
zahlreich: ED-, Super ED- und XA-
Elemente sollen für eine nahezu
perfekte Bildqualität sorgen. Dazu
kommt eine Nano-AR-Vergütung,
die Flares im Gegenlicht vollkom-
men eliminieren soll. Und der so-
genannte Floating AF darf direkt
für maximale Auflösung, eine
starke Naheinstellgrenze und die
fixe und leise Scharfstellung sor-
gen. In der Präsentation ließ es
sich Sony nicht nehmen, im Ver-
gleich zu anderen Objektiven die
Messwerte sprechen zu lassen.
Fazit: „Das beste 135 mm hört nun
auf den Namen G Master.“
Quick Facts:
Brennweite:
135 mm
Blende: f/1.8
Gewicht: 950 g
Bildstabi: Nein
Preis: 1.999 Euro
Ein Staub- und Spritz-
wasserschutz ist beim neuen
G Master natürlich an Bord. Der Blendenring kann für
Videografen auch stufenlos
genutzt werden.
Die Frontlinse ist mit einer
speziellen Vergütung verse-
hen. Das ergibt klarere Bilder. Der Fokus-Limiter kann den
AF weiter beschleunigen. Die
Naheinstellgrenze ist 70 cm.
So leicht lassen wir das natürlich
nicht durchgehen. Und wenn Ob-
jektive mit solchen Superlativen
angekündigt werden, ist man als
Tester natürlich versucht, ganz
genau hinzusehen. Wir hatten
in Schottland auf einem maleri-
schen Schloss dazu bereits die
Gelegenheit. Beim In-die-Hand-
nehmen folgt der erste hapti-
sche Eindruck: Das 135er ist sehr
kompakt geworden und bleibt so
leicht, dass es mit den Sony-Voll-
formatkameras ausgezeichnet
harmoniert. Auch sonst über-
zeugt die G-Master-typische
Verarbeitung aus Metall. Es
gibt einem Blendenring, der auf
Wunsch in Stufen einrastet oder
weich durchläuft und anpassbare
Knöpfe am Objektiv. Auch ein
AF-Limiter ist verbaut.
Gegenlicht? Im-
mer gerne! Nur bei
schrägem Licht-
einfall sollte eine
Sonnenblende an-
gebracht sein.
135 mm (KB) |
f/1,8 | 1/4000 s |
ISO 100
Das 135 mm eignet
sich perfekt für
Detailfotos aus ei-
nigen Metern Ent-
fernung.
135 mm (KB)
| f/1,8 | 1/400 s |
ISO 400
Im Shooting-Test mit der Alpha
7RIII und der Alpha 9 begeisterte
uns der Autofokus. Er ist in erster
Instanz schnell, was für Indoor-
Sportfotografen eine gute Nach-
richt ist. Dabei bleibt die Kamera-
Objektiv-Kombi sehr treffsicher.
Erfasst der AF einmal das Auge,
entstehen gestochen scharfe Bil-
der, die in ihrer Detailfülle dem
einen oder anderen Retuscheur
Kopfzerbrechen bereiten werden.
Das gilt für die Mitte wie für die
Ecken gleichermaßen. Ausschuss
gibt es eigentlich nur, wenn es
wirklich sehr schnell zur Sache
geht, was aber auch eher auf die
Bedienung zurückzuführen ist.
Dafür neigt das neue Sony zu un-
vorteilhaften Flares, wenn die
Sonne seitlich hineinscheint. Ist
die mitgelieferte Gegenlichtblen-
de aufgesetzt, erledigt sich das
Problem aber sofort.
In Kombination
mit der Alpha 7R
III begeistert die
fast grenzenlose
Schärfe. Ohne Au-
gen-AF wäre sie
aber schwer zu
treffen.
Doch mindestens genauso wich-
tig wie die Schärfe war Sony das
Bokeh. Weich und rund soll es
sein und auch abgeblendet so
bleiben. Und nach unserem ers-
ten Praxistest sagen wir auch
hier: Mission erfüllt! Die Hinter-
grundunschärfe ist mit die Beste,
die wir in den letzten Jahren se-
hen durften. Dazu tragen natür-
lich auch die elf Blendenlamellen
ihren Teil bei.
Bleibt schließlich die Fra-
ge, ob das Sony das perfekte
135-mm-Objektiv ist. Wir finden:
ja, wenn perfekt absolute Höchst-
leistung in allen messbaren Dis-
ziplinen bedeutet. Ein Problem
hat das Objektiv allerdings – oder
besser gesagt, die Käufer: Mit rund
2.000 Euro ist auch das neunte
G Master eine Investition, die eini-
ge Überlegungen voraussetzt. Das
Sigma 135er Art für den E-Mount
gibt es immerhin schon für 700
Euro weniger und die Art-Serie be-
steht schließlich auch aus gläser-
nen Meisterwerken. Vertreter des
Credos „Geiz ist Geil“ werden da-
her bei Sony diesmal nicht fündig
– hier gilt „Performance first, Preis
second“. Und das ist auch gut so.
N O 069
11/2019
Sony 135 mm
f/1.8 G-Master
Kauftipp
„Großen Fußstapfen zum
Trotz: Sony liefert das
aktuell beste 135er.“
Ruben Schäfer, Objektiv-Experte