Technik
M E TA -T E S T
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CANON RF 24-70 mm
F2.8L IS USM
Das Canon RF 24-70 mm F2.8L IS USM ist das
neue Standardzoom im EOS-R-System für erfah-
rene Fotografen. Was hat es zu bieten und lohnt
sich der immense Preis von rund 2.500 Euro?
Von Thomas Probst
Fast jeder, der mit einer Voll-
formatkamera fotografiert,
besitzt ein 24-70-mm-Standard-
zoom. Es ist der ideale Brenn-
weitenbereich für eine Vielzahl
verschiedener Motive. Das kön-
nen Landschaften sein, Archi-
tektur oder auch Porträts. Mit
dem RF 24-70 mm F2.8L IS USM
hat Canon die neue Standard-
zoom-Referenz für das spiegel-
lose EOS-R-System vorgestellt.
Die Eckdaten klingen vielverspre-
chend. Der Preis ist allerdings
happig. Rund 2.500 Euro müssen
Fotografen auf den Tisch legen.
Ausstattung
Das Canon RF 24-70 mm F2.8L
IS USM wurde für den professio-
nellen Einsatz gebaut. Zu diesem
Zweck steckt es in einem sehr ro-
busten Gehäuse, das rundherum
gegen Staub und Feuchtigkeit ab-
gedichtet ist. Dazu kommt eine
Fluor-Beschichtung auf der Vor-
der- und der Hinterlinse, um die
Reinigung von Fingerabdrücken,
Regentropfen und sonstigen Ver-
schmutzungen zu erleichtern. Bei
der Bedienung setzt Canon auf
drei verschiedene Einstellringe.
Einen für die Zoom-Funktion, ei-
nen für die manuelle Schärfe und
einen zusätzlichen Objektiv-Steu-
erring, der mit der Steuerung der
ISO-Empfindlichkeit, der Blen-
denwahl oder der Verschlusszeit
belegt werden kann. Welche der
drei Funktionen aktiv ist, wird
über das Menü der EOS-R-
Kameras festgelegt.
Die Blende kann über den gesam-
ten Zoombereich bis auf f/2,8 ge-
öffnet werden. Damit eignet sich
das Objektiv auch für Aufnahmen
im Dämmerlicht und ermöglicht
ansprechende Porträts bei 70 mm
mit geringer Schärfentiefe.
Darüber hinaus ist das Canon RF
24-70 mm F2.8L IS USM mit ei-
nem 5-Stufen-Bildstabilisator
ausgestattet, der bis zu fünf Stu-
fen längere Belichtungszeiten er-
möglicht, als ohne Stabilisierung
möglich wären. Der Bildstabilisa-
tor ist zugleich ein großer Plus-
punkt gegenüber dem nicht sta-
bilisierten DSLR-Pendant, dem
EF 24-70mm 1:2,8L II USM. Die au-
tomatische Fokussierung findet
über einen schnellen Nano-
Ultraschallmotor statt. Am kur-
zen Brennweitenende greift der
Fokus bis zu einer Naheinstell-
grenze von 21 Zentimetern ab der
Sensorebene. Wird auf 70 mm ge-
zoomt, verlängert sich der Fokus-
sierabstand auf 38 Zentimeter.
N O 119
12/2020
Canon RF 24-70 mm
F2.8L IS USM
sehr gut
Quick Facts:
Preis:
ca. 2.500 Euro
Gewicht: 900 g
Filterdurchmesser:
82 mm
Naheinstellgrenze:
0,21 cm (W)
0,38 cm (T)
Erhältlich für:
Canon EF
Das Gehäuse ist
gegen Staub und
Feuchtigkeit abge-
dichtet. Durch eine
Fluor-Beschich-
tung lässt sich die
Frontlinse leichter
reinigen.
Die drei Einstell-
ringe haben ver-
schiedene Oberflä-
chenstrukturen.
Das vereinfacht die
Bedienung, wäh-
rend der Fotograf
durch den Sucher
schaut.
Bildqualität
Im Innern des Gehäuses setzt
Canon auf 21 Linsen in 15 Grup-
pen. Darunter befinden sich as-
phärische und UD-Linsen sowie
eine ASC-Vergütung (Air Sphere
Coating), um sowohl scharfe als
auch reflexionsarme Aufnahmen
zu ermöglichen. Wie Ivo Freriks
in seinem Test auf www.camera-
stuffreview.com herausgefunden
hat, zeichnet sich das neue Stan-
dardzoom tatsächlich durch eine
sehr gute Detailwiedergabe aus.
„Schon bei voll geöffneter Blende
zeigt sich eine schöne Schärfe
im Zentrum mit einem nur ge-
ringfügigen Helligkeitsabfall zu
den Ecken“, schreibt Freriks. „Die
Schärfe ist bei f/2,8 schon so gut,
dass es sich kaum lohnt, extra
abzublenden, da der Unterschied
gering ausfällt.“ Das mag bei einer
50-Megapixel-Kamera anders
sein, so Freriks, aber an den ak-
tuellen EOS R-Modellen wech-
sele man die Blende beim RF 24-
70 mm F2.8L IS USM nicht um
der Schärfe Willen, sondern ei-
gentlich nur, um die Schärfen-
tiefe zu beeinflussen. Auf ein
ähnliches Ergebnis kommt auch
Tester Mark Goldstein von www.
photographyblog.com. Er attes-
tiert dem Objektiv eine sehr gute
Schärfeleistung bei Blende f/2,8
und spricht von einem nur leich-
ten Schärfeabfall in den Ecken.
Die meisten Details zeigen die
Ecken, so Goldstein, im Bereich
zwischen Blende f/11 und f/16. Da-
rüber hinaus kommt er zu dem
Ergebnis, dass das RF 24-70 mm
F2.8L IS USM so gut wie keine
Farbsäume zeigt. Eine Vignettie-
rung sei bei 24 mm zwar deutlich
zu sehen, wenn man eine weiße
Wand fotografiere, bei normalen
Motiven würde der Helligkeits-
abfall aber kaum stören.
Das sagen die Kollegen ...
91 Punkte
„Das Canon RF 24-70 mm f/2.8 L IS USM ist das bislang
beste Standardzoom von Canon. Die Bildqualität ist ver-
gleichbar, wenn nicht sogar besser als die der EF-Version.
Dank des multifunktionalen Einstellrings ist es insgesamt
sogar vielseitiger.“ (Ivo Freriks)
„Das Canon RF 24-70 mm F2.8L IS USM liefert eine exzel-
lente Leistung. Sofern der Preis keine Rolle spielt, werdet
ihr von diesem Objektiv nicht enttäuscht sein. [...] Es ist
aber auch ein großes und schweres Objektiv, das in Verbin-
dung mit den bisher verfügbaren EOS-R-Kameras nicht all-
zu ausbalanciert wirkt.“ (Mark Goldstein )
„Canons wichtigstes „Trinity“-Objektiv mit RF-Mount ist
schnell, scharf, stabilisiert und unterdrückt sogar ‚Focus
Breathing‘. Es arbeitet in den Ecken allerdings nicht opti-
mal und das trübt, im Hinblick auf den Preis, dann doch
den sonst sehr guten Gesamteindruck.“ (James Artaius)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Das Canon RF 24-70 mm
F2.8L IS USM überzeugt als ein professionelles
Standardzoom auf höchstem Niveau. Die Ab-
bildungsleistung ist erstklassig. Dazu kommen
das robuste und abgedichtete Gehäuse und eine
durchdachte Bedienung. Dank der Bildstabilisie-
rung und dem vom Fotografen belegbaren Objek-
tiv-Steuerring hat das RF 24-70 mm einige Vor-
teile gegenüber der EF-Version zu bieten. Damit
überzeugt es durchaus als das derzeit beste Stan-
dardzoom in Canons Vollformat-Segment.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Der Preis
ist schon recht heftig. Bei 2.500 Euro werden sich
viele Fotografen zwei Mal überlegen, ob sie hier
zugreifen wollen.
Canon RF 24-70 mm
F2.8L IS USM
N 119
O
12/2020
sehr gut
Canons
bestes
Standard-
zoom?