PhotoWeekly 21/2018 | Page 26

Interview PAO LO S O L A R I- B OZ Z I  26 Grönland – ganz in Weiß Zwei Monate lang war Paolo Solari-Bozzi an der Ost- küste Grönlands und erlebte dort die faszinierende Landschaft und ein wunderbares, starkes Volk. Interview: Wolfgang Heinen Herr Solari-Bozzi, was ist die „Tiniteqilaaq, Intention gewesen für das Greenland 2016“ von Paolo Solari Buchprojekt? Bozzi Nach meinen ersten zwei Foto- büchern (»Namibia Sun Pictu- res«, Tecklenborg Verlag 2013, und »Zambian Por- traits«, Skira 2015) hatte ich wieder das Verlangen, über unendliche Fernen zu berichten – diesmal ganz in Weiß. Das hat mich dazu geführt, mich im Winter 2016 zwei Monate lang an der Ostküste Grönlands aufzuhalten und die paar Dörfer zu besu- chen, um dort, nebst der unendlich faszinierenden Landschaft, auch das Alltagsleben der letzten Inuit bildlich zu beschreiben. Der Hintergrund dazu: Die durch den Klimawandel bedingt schwindende Eis- fläche erlaubt es Einwohnern und Tieren der Ark- tis nicht mehr, so wie früher zu leben. Weniger Eis- fläche bedeutet ein kleineres Jagdrevier für beide, Ungleichge- » Fotografisch ge- wicht einer jahrtau- sehen möchte ich sendelangen harmo- nischen Lebensweise Süd- und Nordame- unter schwersten Be- rika über eine Zeit- dingungen. Dies woll- te ich festhalten und spanne von fünf durch die Veröffent- Jahren bereisen. « lichung meines Fo- tobuches »Greenland into White« (Electa 2017) den Lesern und die Aus- stellung der Bilder den Betrachtern zeigen. Mögli- cherweise sind diese Fotos ein Beweis einer Welt, die es so nicht mehr geben wird. Wie haben Sie die analogen Schwarzweiß- aufnahmen gemacht? Meine Ausrüstung bestand aus zwei Mittelfor- matkameras (der Mamiya 7 II mit den 43- und 80-mm-Objektiven, der Fuji GSW690 III und der Fuji GX 617 mit dem 90 mm), der Leica M6 (35 mm) und Kodax-T-Max-400-Filmen. Bei den (wenigen) Son- nentagen habe ich teilweise den Gelb- und den Rot- filter montiert. Analoge Fotografie in der Arktis ist ein heikles Unterfangen, doch glaube ich ein leich- teres, als es die digitale Fotografie es je zulassen würde. Der einzige wirkliche Nachteil der ersten ge- genüber der zweiten ist das häufige Wechseln der Filme mit eiskalten Händen. Auf der anderen Seite kann bei mechanischen Kameras nicht sehr viel schiefgehen. Sehr hilfreich war der Belichtungs- messer Sekonic L398A, der mit amorphem Silizium funktioniert und daher das Risiko der durch die ext- reme Kälte bedingten Batterieentleerung meidet. „Tasiilaaq, Green- land 2016“ von Paolo Solari Bozzi „Kap Hope, Green- land 2016“ von Paolo Solari Bozzi Haben Sie die Bilder selbst vergrößert? Ich entwickle und vergrößere meine Filme immer selbst, in der großen Dunkelkammer – extra für großformatige Abzüge aufgerüstet. Dazu verwende ich Kodak Xtol als Film- und Tetenal Eukobrom als Papierentwickler und Ilford-Warmtone-Barytpapier. Was fasziniert Sie an den Inuit am meisten? Ihre starke Lebenshaltung, die sie seit Jahrtausen- den in ihren Genen tragen und die Würde, die da- raus entstanden ist und mit der sie den Alltag be- streiten. Auf der anderen Seite war ich mit der Hoffnung nach Grönland gereist, die letzten tradi- tionell g