Interview
PAO LO S O L A R I- B OZ Z I
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Grönland – ganz in Weiß
Zwei Monate lang war Paolo Solari-Bozzi an der Ost-
küste Grönlands und erlebte dort die faszinierende
Landschaft und ein wunderbares, starkes Volk.
Interview: Wolfgang Heinen
Herr Solari-Bozzi, was ist die
„Tiniteqilaaq,
Intention gewesen für das
Greenland 2016“
von Paolo Solari
Buchprojekt?
Bozzi
Nach meinen ersten zwei Foto-
büchern (»Namibia Sun Pictu-
res«, Tecklenborg Verlag 2013, und »Zambian Por-
traits«, Skira 2015) hatte ich wieder das Verlangen,
über unendliche Fernen zu berichten – diesmal
ganz in Weiß. Das hat mich dazu geführt, mich
im Winter 2016 zwei Monate lang an der Ostküste
Grönlands aufzuhalten und die paar Dörfer zu besu-
chen, um dort, nebst der unendlich faszinierenden
Landschaft, auch das Alltagsleben der letzten Inuit
bildlich zu beschreiben. Der Hintergrund dazu: Die
durch den Klimawandel bedingt schwindende Eis-
fläche erlaubt es Einwohnern und Tieren der Ark-
tis nicht mehr, so wie früher zu leben. Weniger Eis-
fläche bedeutet ein
kleineres Jagdrevier
für beide, Ungleichge- » Fotografisch ge-
wicht einer jahrtau-
sehen
möchte
ich
sendelangen harmo-
nischen Lebensweise
Süd- und Nordame-
unter schwersten Be-
rika
über
eine
Zeit-
dingungen. Dies woll-
te ich festhalten und
spanne von fünf
durch die Veröffent-
Jahren
bereisen. «
lichung meines Fo-
tobuches »Greenland
into White« (Electa 2017) den Lesern und die Aus-
stellung der Bilder den Betrachtern zeigen. Mögli-
cherweise sind diese Fotos ein Beweis einer Welt,
die es so nicht mehr geben wird.
Wie haben Sie die analogen Schwarzweiß-
aufnahmen gemacht?
Meine Ausrüstung bestand aus zwei Mittelfor-
matkameras (der Mamiya 7 II mit den 43- und
80-mm-Objektiven, der Fuji GSW690 III und der Fuji
GX 617 mit dem 90 mm), der Leica M6 (35 mm) und
Kodax-T-Max-400-Filmen. Bei den (wenigen) Son-
nentagen habe ich teilweise den Gelb- und den Rot-
filter montiert. Analoge Fotografie in der Arktis ist
ein heikles Unterfangen, doch glaube ich ein leich-
teres, als es die digitale Fotografie es je zulassen
würde. Der einzige wirkliche Nachteil der ersten ge-
genüber der zweiten ist das häufige Wechseln der
Filme mit eiskalten Händen. Auf der anderen Seite
kann bei mechanischen Kameras nicht sehr viel
schiefgehen. Sehr hilfreich war der Belichtungs-
messer Sekonic L398A, der mit amorphem Silizium
funktioniert und daher das Risiko der durch die ext-
reme Kälte bedingten Batterieentleerung meidet.
„Tasiilaaq, Green-
land 2016“ von
Paolo Solari Bozzi
„Kap Hope, Green-
land 2016“ von
Paolo Solari Bozzi
Haben Sie die Bilder selbst vergrößert?
Ich entwickle und vergrößere meine Filme immer
selbst, in der großen Dunkelkammer – extra für
großformatige Abzüge aufgerüstet. Dazu verwende
ich Kodak Xtol als Film- und Tetenal Eukobrom als
Papierentwickler und Ilford-Warmtone-Barytpapier.
Was fasziniert Sie an den Inuit am meisten?
Ihre starke Lebenshaltung, die sie seit Jahrtausen-
den in ihren Genen tragen und die Würde, die da-
raus entstanden ist und mit der sie den Alltag be-
streiten. Auf der anderen Seite war ich mit der
Hoffnung nach Grönland gereist, die letzten tradi-
tionell g