PhotoWeekly 21/2018 | Page 28

G R A U V E R L A U F S F I LT E R  28 KAUFBERATUNG Landschaftsaufnahmen mit Grauverlaufsfiltern Für die einen sind sie unerlässlich, andere sehen sie nur als Ballast: Grauverlaufsfilter haben Vor- und Nachteile, die wir kurz zusammenfassen. Text & Praxis-Fotos: Thomas Probst In der Landschaftsfotografie dreht sich vieles um das Thema „Licht“. Harte Kontraste und gro- ße Helligkeitsunterschiede können vom Kamera- sensor oft nicht optimal abgebildet werden. Das gilt zum Beispiel bei Sonnenauf- und -untergängen, bei denen die Sonne so tief steht, dass sie direkt in das Objektiv strahlt. In dem Fall muss sich ein Fotograf entscheiden: Möchte er, dass der Himmel ideal zur Geltung kommt, wird automatisch der Vordergrund stark unterbelichtet sein. Ein umgekehrtes Ergeb- nis entsteht, wenn die optimale Belichtung auf dem Vordergrund liegt. Dann überstrahlt der Himmel so stark, dass hinterher in der Bildbearbeitung kaum noch Details gerettet werden können. Um das zu vermeiden, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt man unterschiedlich belichtete Bilder auf und setzt sie hinterher am PC zu einer ideal belich- teten Aufnahme zusammen. Oder man nimmt ei- nen Grauverlaufsfilter zur Hand, dunkelt damit den Himmel ab und erreicht ein ausgeglichenes Ergeb- nis direkt bei der Aufnahme – mit nur einem Bild. Die optimale Wahl des Filters Verlauf mit weicher und harter Kante Bei den klassischen Grauverlaufsfiltern gibt es ver- schiedene Aspekte zu beachten. Allen voran un- terscheidet man die Art des verwendeten Verlaufs. Es gibt harte Verläufe, die bis zur Hälfte des Filters gleichmäßig abdunkeln und ab da an einer harten Kante das Licht vollständig durchlassen. Und es gibt weiche Verläufe, bei denen die Abdunklung zur Mitte hin abnimmt und dann weich auf der anderen Hälfte des Filters in die Transparenz übergeht. Doch wann macht welcher Filter wirklich Sinn? Ohne Filter wirkt der Himmel zu hell. Der weiche Ver- lauf sorgt für eine deutlich ausgewo- genere Belichtung. Ohne Filter Mit hartem Verlauf Mit weichem Verlauf Harte Verläufe eignen sich eigentlich nur dann, wenn auch das Motiv im Bildaufbau eine harte Un- terteilung bietet. Bestes Beispiel ist eine Aufnahme am Strand. Hier zieht der Horizont eine weitestge- hend gerade Linie durchs Bild. Bei eher ungleich- mäßigen Motiven, wie der Kapelle Maria Gern bei Berchtesgaden mit unterschiedlich hohen Bäumen und dem Watzmann-Gebirge im Hintergrund, zieht der harte Verlauf eine unschöne Kante durch die Aufnahme (mittleres Bild oben). Hier bedarf es eines weichen Verlaufes, der den Himmel abdunkelt und zur Bildmitte hin an Intensität verliert (unteres Bild oben). Nur so erhält man eine ausgeglichene Belich- tung. Ein zweiter wichtiger Faktor bei der Wahl des optimalen Filters ist die Stärke des Grauverlaufs. Sie sollte angemessen zur Lichtsituation gewählt wer- den. Häufig reichen ein GND4 mit einer Abdunk- lung um zwei Blendenstufen und ein GND8 mit drei Blendenstufen völlig aus. Empfehlungen: Weiche Grauverlaufsfilter für ein 100-mm-Halte- rungssystem mit einer Stärke GND8 (3 Stopps/0,9) kosten bei Lee, NiSi und Rollei circa 150 Euro. Rollei bietet mit der Rock-Solid-Serie zusätzlich eine Version mit einer speziellen Beschichtung ge- gen Bruchschäden für etwa 200 Euro. Wenn die Sonne am Horizont steht Der umgekehrte Grauverlaufsfilter In manchen Situationen ist auch der klassische Grauverlauf nicht mehr in der Lage, das grelle Licht der Sonne ausreichend abzuschwächen. Nämlich dann, wenn die Sonne bereits so weit in Richtung des Horizontes gesunken ist, dass sie genau den Punkt erreicht, an dem etwa ein weicher Verlauf an Intensität verliert. Für solche Augenblicke gibt es spezielle Graufilter mit einem umgekehrten Verlauf. Mit umgekehrtem Grauverlauf Anstatt dass der Verlauf oben mit einer starken Abdunklung beginnt und dann zur Mitte schwächer wird, befindet sich die größtmögliche Abdunklung beim umgekehrten Grauverlauf in der Bildmitte – also dort, wo die untergehende Sonne am Ho- rizont am stärksten leuchtet. Der Verlauf nimmt dabei nach oben hin ab. Auch den umgekehrten Verlauf gibt es in verschiedenen Stärken. Welche benötigt wird, kann vom Wetter ab- hängen. Bei einem wolkenfreien Hi