Test
OBJEKTIVE
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KAUFBERATUNG
Neue Verbindungen
Systemwechsel? Warum nicht nur die Kamera
wechseln und die Objektive adaptieren? Wie und
was geht – wir haben nachgeforscht.
Von Ruben Schäfer
Zunächst die gute Nachricht vorweg: Nie war es
so leicht wie heute, Objektive zu adaptieren – ins-
besondere zwischen Spiegelreflex- und spiegellosen
Kameras. Warum? Durch den Wegfall des optischen
Vorbaus ist ausreichend Platz für einen Adapter, so-
dass sogar Hersteller wie Canon oder Sony eigene
Adapter auf den Markt bringen, mit denen die „klas-
sischen“ Objektive weiter genutzt werden können.
Dass es, abgesehen von diesen hauseigenen Adap-
tern, noch clevere Möglichkeiten auch zwischen den
Systemen gibt, zeigt unsere Übersicht.
Der Einstieg für Klassiker
K&F Concept Adapter
Ein rein mechanischer Adapter,
der
im
Vergleich
zum
heutigen
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Rest auch nur einen Bruchteil
kostet – muss das sein? Ja,
K&F
Concept Adapter
durchaus – schließlich bietet
KAU FTIP P
K&F hier auch Verbindungsmög-
lichkeiten, die sonst keiner hat. Da wäre zum Bei-
spiel die Möglichkeit, alte Canon-Objektive mit me-
chanischem FD-Bajonett an modernen, spiegellosen
Kameras (Sony, MFT) zu verwenden, auch andere
Objektiv-Senioren können nun wiederbelebt wer-
den – plötzlich geht Nikon an EOS M oder Konica
an Fujifilm. Dabei werden aber leider keine elektro-
nischen Daten übertra-
gen, bedeutet, das ver-
wendete Objektiv sollte
einen manuellen Blen-
denring besitzen und
auch der Fokus ist nun
manuell. Wer damit klar-
kommt, erweitert seine
Möglichkeiten deutlich
und macht ein echtes
Quick
Facts:
Schnäppchen – denn
Preis:
ca.
25
Euro
auch die alten Objektive
Linsen: Nein
sind im Handel oder im
Elektronik: Nein
Netz viel günstiger als
Gewicht:
120g
modernes Glas.
Der Heilsbringer
Sigma MC-11
Canon-Nutzer, die gerne eine
spiegellose
Vollformat-Kamera
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für ihr hochwertiges Glas hätten,
brauchen nicht zu warten – mit
Sigma
MC-11
dem Sigma MC-11 lassen sich EF-
KAU FTIP P
oder Sigma-Objektive an Sony
E-Mount adaptieren. Das Besondere – Sigma über-
trägt auch alle Objektivdetails und Einstellungen
elektronisch, also Blende, Bildstabilisator und ja,
auch den Autofokus. Wie gut der funktioniert, hängt
von der verwendeten Kamera ab – an den ersten Ge-
nerationen ging es so lala, an den modernen Sonys
wie der A7III oder A9 funktioniert es dagegen pfeil-
schnell und sehr treffsicher, auch der Augen-AF der
Kameras wird unterstützt. Offiziell funktioniert der
Adapter nur mit Sigmas eigenen Objektiven, im Test
konnten wir aber keine
Einschränkung mit
Canon oder Tamron fest-
stellen. Warum gibt es
den MC-11 nicht für
Nikon? Das liegt am älte-
ren Anschluss der Nikons
– während Canon Ende
der 80er Jahre einen voll-
kommen elektronischen
Quick
Facts:
Anschluss auf den Markt
Preis: ca. 240 Euro
brachte, ist Nikons Bajo-
Linsen:
Nein
nett nach wie vor teilwei-
Elektronik:
Ja
se mechanisch und
Gewicht: 22,7g
stammt aus den 50ern.
Der Extremist
Metabones SpeedBooster ULTRA
Auf den ersten Blick ähneln sich
der
Sigma-Adapter
und
der
Meta-
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bones – beide adaptieren Canon-
Glas an spiegellose Kameras und
Metabones
SpeedBooster ULTRA
übertragen alle elektronischen
KAU FTIP P
Signale. Doch im SpeedBooster
hat Metabones noch eigene Optiken verbaut – und
damit ein ziemlich einmaliges und spannendes
Produkt präsentiert. Die verbauten Linsen verkür-
zen die Brennweite des Objektivs, was zur Folge hat,
dass die Lichtstärke ansteigt. Im Prinzip arbeitet der
Metabones wie ein umgekehrter Telekonverter. Be-
sonders spannend ist das für Nutzer von MFT-Ka-
meras, die ohnehin einen 2-fachen Cropfaktor ha-
ben. Aus einem
50mm-f/1.8-Objektiv wird
durch den SpeedBooster
so ein 35mm f/1.1 – richtig
gelesen, 1.1. Das ist Objek-
tiv-Champions-League.
Dabei muss beachtet wer-
den, dass der SpeedBoos-
ter nur mit Vollformat-
Objektiven wirklich arbei-
ten kann, da der Bildkreis
sonst zu klein wird. Was
Quick
Facts:
bleibt, ist der Preis – der
Preis:
ca.
750
Euro
ist happig. Aber wer auf
Linsen: Ja
MFT-Kameras setzen
Elektronik: Ja
möchte, wird hier defini-
Gewicht:
163g
tiv glücklich.
Das PhotoWeekly-Fazit
„Eine tolle Ergänzung
mit vielen Möglichkeiten.“
Ruben Schäfer, Objektiv-Experte
Adaptern sei Dank lösen wir uns von festgefah-
renem System-Denken. Plötzlich kann auch ein
Fotograf mit vielen alten Objektiven eine neue Ka-
mera verwenden – alles ist mit allem kompatibel
– naja fast, Nikon-Nutzer haben es leider etwas
schwerer. Davon abgesehen: Der K&F ist die Wahl
für Sparfüchse und insbesondere für Besitzer oder
Sammler historischer Objektive ein Heilsbringer.
Canon-Fotografen freuen sich über den Sigma
MC-11, der es ermöglicht, Canon und Sony-Kame-
ras synchron zu nutzen. Und der Metabones ist
genau das Richtige für Micro-Four-Thirds-Foto-
grafen, die mehr Bokeh wollen.