Interview
MAX MUENCH
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„Dieses Jahr
reise ich zum
Ende der Welt!“
Max Muench ist einer der bekanntesten Reise-
fotografen in Deutschland. Mit PhotoWeekly
sprach er über Herausforderungen auf seinen
Trips, wie er zur internationalen Reisefotografie
gekommen ist und seine Liebe zur Mongolei.
Max Muench
Interview: Ruben Schäfer
Max, was hast du in der
letzten Zeit gemacht?
Wie war das Jahr 2019?
Ich war letztes Jahr drei Monate
in der Mongolei, allerdings bin ich
gerade irgendwie aus dem Reise-
modus raus und es fängt jetzt
wieder langsam wieder an, dass
ich die Reisen für dieses Jahr pla-
ne. Dieses Jahr geht es zwei Mo-
nate lang einmal rund um den
Globus für mehrere Jobs.
Zur Person:
Max Muench ist ge-
bürtiger Chemnit-
zer, wohnt in Berlin
und ist seit 2014
leidenschaftlicher
Reisefotograf. Er
gibt Workshops
und hat einen Rei-
seführer speziell
für Fotografen für
die Mongolei kon-
zipiert. Heute fol-
gen ihm 600.000
Menschen bei
Instagram.
Wie bist du eigentlich an die
Reisefotografie gekommen?
Ich habe vor ca. fünf Jahren an-
gefangen – Ende 2014, Anfang
2015 habe ich im Grunde vor der
Haustüre, also in Deutschland,
muenchmax.com
mit der Reisefotografie angefan-
gen. Daraus ist dann mit einigen
befreundeten Fotografen German Roamers ent-
standen. Mit German Roamers haben wir es uns zur
Aufgabe gemacht, vor allem in Deutschland zu foto-
grafieren, um unbekannte Orte zu entdecken und zu
zeigen, was es hier in Deutschland so gibt, was aber
keiner kennt.
Die wilde Natur der
Mongolei fasziniert
Max. Der erste Trip
dorthin sei der
schlimmste seines
Lebens gewesen
– dank fehlender
Vorbereitung.
34 mm (KB) |
f/2,8 | 1/5.000 s |
ISO 200
Dieses Foto ent-
stand in Island.
200 mm (KB) |
f/3,2 | 1/400 s |
ISO 100
Wie hat sich das weiterentwickelt?
Unser Bildstil, ein bisschen „moody“ und mal bei
schlechterem Wetter raus zu gehen und Fotos zu
schießen, hat internationale Aufmerksamkeit er-
regt: Wir wurden in verschiedene Länder eingela-
den, um dort genau das zu machen. Durch dieses
Erkunden bin ich auf den Trichter gekommen, in
Länder zu reisen, die man eben nicht so oft auf
dem Zettel hat.
Wie organisiert ihr euch bei den German Roamers?
German Roamers ist ein Fotografenkollektiv, die
einfach aus Lust und Freude an der Fotografie ge-
meinsame Sache machen. Wir arbeiten viel zusam-
men, organisieren Events – es ist mehr als nur ein
loser Verbund von Fotografen. Es ist eine Art Stil-
richtung geworden und eine sehr große Community
ist daraus entstanden mit über sechs Millionen
Followern und Fotografen.
Du bist letztes Jahr mit einer Masterclass an den
Start gegangen – was genau ist das?
Ich stand vor zwei Problemen, die ich lösen wollte.
Das erste Problem war, dass ich es liebe, Freunden
die Mongolei zu zeigen
und ich noch viel mehr
„Ich will mit mei-
Leuten dieses unglaubli-
ner
Masterclass
che Land näher bringen
möchte. Nur, wie ma-
gleich zwei Prob-
che ich das? Ich kann ja
leme
lösen
...“
nicht immer da sein, ich
lebe dort nicht. Und das
andere Problem ist, dass ich sehr gerne Wissen ver-
mittle. Nicht jeder, der gute Fotos macht, ist aber di-
rekt ein guter Fotograf im beruflichen Sinne. Nicht
jeder kann daraus ein kreatives Business machen.
Wie bist du das dann angegangen?
Ich habe mir überlegt, verbinde ich doch beides und
gründe eine Reiseagentur, die quasi klassische Rei-
sen in die Mongolei anbietet, aber mit dem Hinter-
grund, dass du das Land entlang einer von mir spe-
ziell ausgewählten Route entdeckst, die vorbei an
sehr fotogenen Spots führt und mit meiner Master-
class das Fotografieren direkt vor Ort lernst. Keine
Sorge, du musst kein professioneller Fotograf sein!
Die Masterclass ist für Anfänger und Fortgeschritte-
ne bestens geeignet. Und selbstverständlich ist nie-
mand zu seinem Glück gezwungen: Man kann die
Mongolei natürlich auch ohne Kamera genießen!
Der düstere Bild-
stil gehörte von
Anfang an zum
Markenzeichen der
„Roamers“. Heute
sind Max und seine
Kollegen für Kun-
den aus der ganzen
Welt unterwegs.
70 mm (KB) | f/4 |
1/500 s | ISO 200
Du bist dann immer mit dabei – als Guide für die
Reisegruppe?
Nein, genau das ist der Sinn, dass ich nicht dabei
bin. Alles ist auf einem Digital-Guide, einem Tablet
mit allen Informationen, die du für die Reise
brauchst, also die eingespeicherte Route, meine
komplette Masterclass und natürlich alles rund um
die Reise selbst: Safety-Videos, Infos zu den Orten
und vorgebuchten Übernachtungen und so weiter.
Dadurch wird die Reise deutlich günstiger, auch Fo-
tografen mit kleinem Budget können sich den Trip
dann leisten. Es ist sozusagen ein digitalisierter
Fotoworkshop in der Mongolei.
Wie war eigentlich dein erstes Mal in der Mongolei?
Wie ist das gelaufen?
Es ist ein schwieriges Land, wenn man sich nicht
auskennt, aber es ist besser geworden. Ich habe
damals zwei bis drei Wochen bei einer Nomaden-
familie gelebt, stationär, und bin dann erst losge-
reist. Jetzt ist es wirklich angenehm geworden, es
gibt gutes Netz, viele vegetarische Optionen und
ich kenne viele Menschen dort. Wer meinen Mas-
terclass-Trip bereist, besucht meine Freunde. Die
Beziehungen zu den Menschen in dem Land sind
über die Jahre immer intimer geworden und es hat
sich eine gute Vertrauensbasis gebildet.
Gibt es einen Ort, wo du gerne nochmal hin wür-
dest, wo es auch etwas schwieriger sein könnte,
überhaupt dorthin zu kommen?
Einen Traum erfülle ich mir dieses Jahr – es geht
nach Grönland. Das wird tatsächlich auch ein Foto-
Workshop – auf einem Segelboot; das wird span-
nend. Wo ich wieder hin muss: Kamtschatka. Das ist
sehr weit draußen – oberhalb von Japan, gehört zu
Russland und ist ein so abgelegener Ort, dass man
wirklich Schwierigkeiten hat, sich fortzubewegen.
Das ist so etwas wie das Ende der Welt.
„Wer meinen Masterclass-Trip bereist, besucht meine Freunde.
Die Beziehungen zu den Menschen in dem Land sind über die
Jahre immer intimer geworden.“
Canon 5D Mark III mit Sigma ART 20mm f/2
Aufnahme-Details: 20 mm (KB) | f/2 | 1/640 s | ISO 200
„German Roamers ist eine Art Stilrichtung geworden und eine
sehr große Community ist daraus entstanden mit über sechs
Millionen Followern und Fotografen.“
Canon EOS 5D Mark IV mit 24-70mm mm f/2.8
Aufnahme-Details: 50 mm (KB) | f/7.1 | 1/640 s | ISO 125
„Privat versuche ich immer, ein minimales Set-up zu haben, um
eine maximale Flexibilität und Schnelligkeit zu haben. Ich setze
da eher auf Qualität der Bilder anstatt auf Quantität.“
DJI Mavic Pro
Aufnahme-Details: 4.73 mm (KB) | f/2,2 | 1/1.250 s | ISO 100