PhotoWeekly 22.01.2020 | Page 25

Interview MAX MUENCH  25 „Dieses Jahr reise ich zum Ende der Welt!“ Max Muench ist einer der bekanntesten Reise- fotografen in Deutschland. Mit PhotoWeekly sprach er über Herausforderungen auf seinen Trips, wie er zur internationalen Reisefotografie gekommen ist und seine Liebe zur Mongolei. Max Muench Interview: Ruben Schäfer Max, was hast du in der letzten Zeit gemacht? Wie war das Jahr 2019? Ich war letztes Jahr drei Monate in der Mongolei, allerdings bin ich gerade irgendwie aus dem Reise- modus raus und es fängt jetzt wieder langsam wieder an, dass ich die Reisen für dieses Jahr pla- ne. Dieses Jahr geht es zwei Mo- nate lang einmal rund um den Globus für mehrere Jobs. Zur Person: Max Muench ist ge- bürtiger Chemnit- zer, wohnt in Berlin und ist seit 2014 leidenschaftlicher Reisefotograf. Er gibt Workshops und hat einen Rei- seführer speziell für Fotografen für die Mongolei kon- zipiert. Heute fol- gen ihm 600.000 Menschen bei Instagram. Wie bist du eigentlich an die Reisefotografie gekommen? Ich habe vor ca. fünf Jahren an- gefangen – Ende 2014, Anfang 2015 habe ich im Grunde vor der Haustüre, also in Deutschland, muenchmax.com mit der Reisefotografie angefan- gen. Daraus ist dann mit einigen befreundeten Fotografen German Roamers ent- standen. Mit German Roamers haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, vor allem in Deutschland zu foto- grafieren, um unbekannte Orte zu entdecken und zu zeigen, was es hier in Deutschland so gibt, was aber keiner kennt. Die wilde Natur der Mongolei fasziniert Max. Der erste Trip dorthin sei der schlimmste seines Lebens gewesen – dank fehlender Vorbereitung.  34 mm (KB) | f/2,8 | 1/5.000 s | ISO 200 Dieses Foto ent- stand in Island.  200 mm (KB) | f/3,2 | 1/400 s | ISO 100 Wie hat sich das weiterentwickelt? Unser Bildstil, ein bisschen „moody“ und mal bei schlechterem Wetter raus zu gehen und Fotos zu schießen, hat internationale Aufmerksamkeit er- regt: Wir wurden in verschiedene Länder eingela- den, um dort genau das zu machen. Durch dieses Erkunden bin ich auf den Trichter gekommen, in Länder zu reisen, die man eben nicht so oft auf dem Zettel hat. Wie organisiert ihr euch bei den German Roamers? German Roamers ist ein Fotografenkollektiv, die einfach aus Lust und Freude an der Fotografie ge- meinsame Sache machen. Wir arbeiten viel zusam- men, organisieren Events – es ist mehr als nur ein loser Verbund von Fotografen. Es ist eine Art Stil- richtung geworden und eine sehr große Community ist daraus entstanden mit über sechs Millionen Followern und Fotografen. Du bist letztes Jahr mit einer Masterclass an den Start gegangen – was genau ist das? Ich stand vor zwei Problemen, die ich lösen wollte. Das erste Problem war, dass ich es liebe, Freunden die Mongolei zu zeigen und ich noch viel mehr „Ich will mit mei- Leuten dieses unglaubli- ner Masterclass che Land näher bringen möchte. Nur, wie ma- gleich zwei Prob- che ich das? Ich kann ja leme lösen ...“ nicht immer da sein, ich lebe dort nicht. Und das andere Problem ist, dass ich sehr gerne Wissen ver- mittle. Nicht jeder, der gute Fotos macht, ist aber di- rekt ein guter Fotograf im beruflichen Sinne. Nicht jeder kann daraus ein kreatives Business machen. Wie bist du das dann angegangen? Ich habe mir überlegt, verbinde ich doch beides und gründe eine Reiseagentur, die quasi klassische Rei- sen in die Mongolei anbietet, aber mit dem Hinter- grund, dass du das Land entlang einer von mir spe- ziell ausgewählten Route entdeckst, die vorbei an sehr fotogenen Spots führt und mit meiner Master- class das Fotografieren direkt vor Ort lernst. Keine Sorge, du musst kein professioneller Fotograf sein! Die Masterclass ist für Anfänger und Fortgeschritte- ne bestens geeignet. Und selbstverständlich ist nie- mand zu seinem Glück gezwungen: Man kann die Mongolei natürlich auch ohne Kamera genießen! Der düstere Bild- stil gehörte von Anfang an zum Markenzeichen der „Roamers“. Heute sind Max und seine Kollegen für Kun- den aus der ganzen Welt unterwegs.  70 mm (KB) | f/4 | 1/500 s | ISO 200 Du bist dann immer mit dabei – als Guide für die Reisegruppe? Nein, genau das ist der Sinn, dass ich nicht dabei bin. Alles ist auf einem Digital-Guide, einem Tablet mit allen Informationen, die du für die Reise brauchst, also die eingespeicherte Route, meine komplette Masterclass und natürlich alles rund um die Reise selbst: Safety-Videos, Infos zu den Orten und vorgebuchten Übernachtungen und so weiter. Dadurch wird die Reise deutlich günstiger, auch Fo- tografen mit kleinem Budget können sich den Trip dann leisten. Es ist sozusagen ein digitalisierter Fotoworkshop in der Mongolei. Wie war eigentlich dein erstes Mal in der Mongolei? Wie ist das gelaufen? Es ist ein schwieriges Land, wenn man sich nicht auskennt, aber es ist besser geworden. Ich habe damals zwei bis drei Wochen bei einer Nomaden- familie gelebt, stationär, und bin dann erst losge- reist. Jetzt ist es wirklich angenehm geworden, es gibt gutes Netz, viele vegetarische Optionen und ich kenne viele Menschen dort. Wer meinen Mas- terclass-Trip bereist, besucht meine Freunde. Die Beziehungen zu den Menschen in dem Land sind über die Jahre immer intimer geworden und es hat sich eine gute Vertrauensbasis gebildet. Gibt es einen Ort, wo du gerne nochmal hin wür- dest, wo es auch etwas schwieriger sein könnte, überhaupt dorthin zu kommen? Einen Traum erfülle ich mir dieses Jahr – es geht nach Grönland. Das wird tatsächlich auch ein Foto- Workshop – auf einem Segelboot; das wird span- nend. Wo ich wieder hin muss: Kamtschatka. Das ist sehr weit draußen – oberhalb von Japan, gehört zu Russland und ist ein so abgelegener Ort, dass man wirklich Schwierigkeiten hat, sich fortzubewegen. Das ist so etwas wie das Ende der Welt. „Wer meinen Masterclass-Trip bereist, besucht meine Freunde. Die Beziehungen zu den Menschen in dem Land sind über die Jahre immer intimer geworden.“  Canon 5D Mark III mit Sigma ART 20mm f/2 Aufnahme-Details: 20 mm (KB) | f/2 | 1/640 s | ISO 200 „German Roamers ist eine Art Stilrichtung geworden und eine sehr große Community ist daraus entstanden mit über sechs Millionen Followern und Fotografen.“  Canon EOS 5D Mark IV mit 24-70mm mm f/2.8 Aufnahme-Details: 50 mm (KB) | f/7.1 | 1/640 s | ISO 125 „Privat versuche ich immer, ein minimales Set-up zu haben, um eine maximale Flexibilität und Schnelligkeit zu haben. Ich setze da eher auf Qualität der Bilder anstatt auf Quantität.“  DJI Mavic Pro Aufnahme-Details: 4.73 mm (KB) | f/2,2 | 1/1.250 s | ISO 100