Simon Puschmann hat sich als vielfach ausgezeichneter Werbefotograf weltweit einen Namen gemacht . Was viele nicht wissen : Mit der „ trichromatischen Fotografie “ hat er auch eine neue Stilrichtung der künstlerischen Fotografie entwickelt .
Text : Markus Siek , Fotos : Simon Puschmann , Leica
Manchmal entstehen Ideen zu neuen Fotoprojekten schlicht und ergreifend per Zufall . So auch im Fall von Simon Puschmann , als er im Jahr 1999 seinem Photoshop-Operator in der Post-Produktion über die Schulter schaute und überrascht feststellte , dass in den Color- Channels drei reine Schwarzweiß-Bilder zu sehen waren .
Das brachte den erfolgreichen Werbefotografen auf eine Idee : „ Ich fragte ihn , ob das auch funktionieren würde , wenn ich von vornherein nur drei Schwarzweiß-Aufnahmen anfertige und die bei der Aufnahme Rot , Grün und Blau filtere und seine Antwort war : „ Klar , das müsste umgekehrt genauso funktionieren .“ Damit war die Idee zur trichromatischen Fotografie geboren .
Motive mit sich bewegenden Elementen sind für diese Art der Fotografie besonders gut geeignet .
Als Leica rund 20 Jahre später ein neues Kameramodell , die M Monochrom , vorstellte , war es endlich soweit : Der Fotograf hatte die ideale Ausrüstung für sein Projekt gefunden : „ Mein erster Gedanke war : Die kaufe ich mir , um damit RGB , also in Farbe , zu fotografieren “, erinnert er sich . „ Die schwierigste Aufgabe war es dann nur noch , möglichst kräftige Farbfilter zu finden . Durch einen Tipp des Fotohändlers meines Vertrauens bin ich dann auf Astronomik-Filter aufmerksam geworden und habe mir ein Set anfertigen lassen . Diese Filter sind stark genug und funktionieren gut .“
Doch wie muss man sich den Ablauf bei der trichromatischen Fotografie in der Praxis vorstellen ? Simon Puschmann belichtet hierfür immer eine Reihe Rot , eine Reihe Grün , eine Reihe Blau und wartet anschließend fünf oder mehr Minuten . Dann belichtet er eine weitere Reihe und wartet wieder . Je mehr Zeit vergeht , desto interessanter wird das Ergebnis . „ Da man den Aufnahmen hinterher nicht einfach ansehen kann , welche Aufnahme welchen Filter hatte , belichte ich immer in der Reihenfolge RGB und dann eine schwarze Aufnahme , damit ich weiß , dass ein neues Set beginnt . Die endgültige Farbgebung entsteht aber erst in Photoshop , wenn ich die Aufnahmen zusammenbaue “, so der Fotograf .
Mit seinen mystischen Farben und Formen ist dieses trichromatische Wald-Kaleidoskop ein echter Eyecatcher .
Simon Puschmann erklärt , dass er Motive bevorzugt , die Veränderung mit sich bringen . Also Motive mit Wolken , die sich bewegen – Bäume , Wasser , ... „ Wenn sich nichts bewegt , wenn sich nichts ändert , dann erhält man ein relativ normales Bild und wenn ich ein normales Bild produzieren möchte , dann kann ich auch eine normale Kamera und eine klassische Herangehensweise wählen “, erläutert Simon Puschmann , „ und deshalb warte ich so lange zwischen den Aufnahmen , denn dann bewegt sich die Sonne und damit auch die Schatten und es entstehen interessante Farbsäume .“
Nachdem die ersten erfolgreichen Gehversuche in der trichromatischen Fotografie mit der Leica M Monochrom erfolgten , wechselte Simon Pusch mann anschließend zur Leica Q2 Monochrom , als diese auf den Markt kam . „ Die Kamera bietet eine Makro-Option , einen Autofokus , wenn man ihn braucht , und sie speichert sogar noch schneller als die M – damit war sie für mich das perfekte System “. Und das nicht nur für diese besondere Form der Fotografie : „ Die Leica Q , ob Monochrom oder nicht , ist die ideale Reisekamera . Eine Kamera , die man einfach immer dabeihaben sollte !“
Das Islander Motel auf dem Colorado Boulevard in Eagle Rock , Kalifornien .
Doch was macht eigentlich den Reiz aus , sich eine Monochrom-Kamera von Leica zuzulegen ? Schränkt man sich damit nicht unnötig ein ? Simon Puschmann hat hierauf eine klare Antwort : „ Ich mag die Tatsache , dass man früher entweder einen Farb- oder Schwarzweiß- Film eingelegt hat und den dann auch zu Ende fotografiert hat . Mit der Leica Q2 Monochrom fälle ich eine ähnliche , irreversible Entscheidung und das mag ich . Ich beobachte die Welt um mich herum ganz anders , wenn ich schwarzweiß fotografiere – viel grafischer , abstrakter . Da hilft es mir dann , die Entscheidung für Schwarzweiß wie bei der Film-Wahl fest und verbindlich getroffen zu haben und dass es kein Zurück gibt . Ich mag diese Konsequenz .“ Und die Leica Q2 Monochrom begeistert den Fotografen noch aus einem anderen Grund : „ Die Schwarzweiß-Aufnahmen sind einfach fantastisch . Detaillierte Grautöne , ein unfassbar guter Kontrast-Umfang und vor allem kann man die RAW-Dateien unheimlich gut bearbeiten . Ich belichte immer recht knapp , also eher dunkel , denn dann kann ich am meisten rausholen aus der Datei .“
Nicht nur bei der Aufnahme geht Simon Puschmann bei der trichromatischen Fotografie ungewöhnliche Wege . Auch die Vermarktung erfolgt progressiv . Er versteigert die digitalen Dateien als Non-Fungible Token ( NFT ), zahlbar in der Kryptowährung Ether ( ETH ). Für seine Versteigerungen nutzt er die Plattform https :// foundation . app /@ simonpuschmann .