PhotoWeekly 24/2018 | Page 17

GEHEIMNISSE DER PROFIS 17 Carlotta Cardana So gelingen dir unterwegs dokumentarische Porträtfotos, die begeistern. Ich fing an zu fotografie­ ren, als ich ein Teenager war, um lustige Momen­ te mit Freunden festzu­ halten. Ich habe es nie Carlotta Cardana ist eine als Beruf angesehen, italienische Fotografin mit Sitz bis ich nach meinem in London. Sie fotografiert hauptsächlich Porträts und Uni-Abschluss feststell­ Reisen für Publikationen wie te, dass ich nicht beson­ das T Magazine der New York ders daran interessiert Times, Marie Claire, L‘Obs und mehrere Airline-Magazine. war, einen Job in mei­ carlottacardana.com nem Studienfach zu fin­ den. Ich besuchte einen Fotokurs in Mailand und zog dann nach Argentinien, wo ich anfing, persönliche Projekte zu entwickeln. Von dort ging ich nach Mexico City, wo ich als frei­ berufliche Fotografin begann und drei Jahre dort arbeitete. 2011 entschied ich mich, nach Europa zurückzukehren und ich wählte London wegen seiner Fotoszene und seines kulturellen Angebots. Obwohl meine Arbeit abwechs­ lungsreich ist, betrachte ich mich selbst als Porträtfotografin. 3 1 2 4 5 8 6 7 (1) Extra 6x6 Rückteil  (2) Extra Bronica SQ-A Kamera  (3) Nikon Blitz SB-28DX  (4) Tasche mit Blitz-Folien  (5) Bronica SQ-A mit 6x6 Rückteil und 80 mm f2.8  (6) 150 mm f3.5  (7) 50 mm f2.8  (8) Sekonic Belichtungsmesser An einem beson- deren Ort zu fo- tografieren ist ein wichtiger Teil von Cardanas Heran- gehensweise. Wenn ich ein Porträt mache, be­ mühe ich mich, ein Bild zu schaf­ fen, das dem Subjekt sehr nahe ist. Ich möchte vor dem Shooting so oft wie möglich mit meinem Model sprechen. Wenn eine Zeit­ schrift das Porträt in Auftrag gibt, recherchiere ich im Voraus. Ich möchte, dass sich meine Porträ­ tierten in meinen Porträts finden und oft bitte ich sie, ein oder zwei Orte vorzuschlagen, die für ihre persönliche Geschichte wichtig sind. Ich möchte meine Beleuch­ tung so natürlich wie möglich halten: Idealerweise verwende ich nur Umgebungslicht, aber ich trage immer meine batteriebe­ triebenen Blitze bei mir. All mei­ ne Arbeit wird auf 6x6-Mittelfor­ mat-Film festgehalten – ich mag, wie Film mich verlangsamt. Ich mag auch das quadratische For­ mat, den Look und das Handwerk. Ich liebe es, in der Dunkelkam­ mer mit einem Master-Drucker zu arbeiten, und meine digita­ len Dateien sind auch daher eher Scans von Master-Prints als Ne­ gativ-Scans. Allerdings habe ich die meisten meiner letzten Auf­ tragsarbeiten digital fotografiert, da die Budgets der Redaktionen oft nicht groß genug für rein analoge Produktionen sind. Alles im Bild muss perfekt harmo- nieren, um die Geschichte richtig zu erzählen. Nächstes Kapitel: Ewen Bell Special