PhotoWeekly 24.07.2019 | Page 11

T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R  11 Foto: NASA News Große Aufnahmen für die Menschheit Auch 50 Jahre nach der Mondlandung am 20. Juli 1969 haben die Bilder nichts von ihrer Faszination verloren. Dass sich dieses Ereignis so stark im Gedächtnis vieler Menschen verankert hat, liegt vor allem an den einzigartigen Fotos. Die Mondlandung war das erste große, globale Medien- ereignis. Laut Medienberichten verfolgten mehr als 500 Millionen Menschen das Ereignis live vor dem Fernseher. Zeitungen und Magazine erstellten Sonderaus- gaben und druckten anlässlich dieser Fotos sogar erstmalig in Farbe. Die Geschichte der Foto- grafie im Weltraum nahm mit den Apollo-Vorgänger-Missionen Mercury (1962) und Gemini (1964) erste Fahrt auf. Im Oktober 1968 wird ein Ob- jektiv für die erste Mondlandung bei ZEISS in Auftrag gegeben. Bis zum Praxiseinsatz bei Apollo 11 vergehen nur neun Monate. „Das war eine enorm kurze Entwick- lungszeit“, resümiert Dr. Vladan Blahnik, Forschung und Entwick- lung bei ZEISS. Wurden beim Vorgängermodell ZEISS Biogon 4.5/38 die Optikdaten noch äußerst zeitaufwendig per Hand ausgerechnet, liegen die ma- thematischen Ergebnisse für das Mondobjektiv mithilfe eines Großrechners in nur wenigen Wochen vor. Der Astronaut Edwin Aldrin geht auf der Mondober- fläche nahe der Mondlandefähre. Aufnahme des „Footprint“ auf dem Mond Hasselblad Data Camera aus 1969 und das „Mondobjektiv“ ZEISS Biogon 5.6/60 Objektiv. Kreuzmarkierungen Kein optischer Sucher Diese präzisen Messpunkte auf den Bildern ermöglichen es, die Größenrelationen auf dem Mond zu analysieren. Bedien- elemente Bedienung mit Hand- schuhen möglich. ZEISS Biogon 5.6/60 Durch den symmetrischen Aufbau des Objektivs werden mögliche Bildfehler korrigiert. Das ZEISS Biogon 5.6/60 (siehe Infobox) musste diverse Anforde- rungen erfüllen, um einerseits in einer handlichen Kamera zu funktionieren, aber auch der wis- senschaftlichen Zielvorgabe gerecht zu werden, das Mondlan- degebiet präzise zu kartographie- ren. „Man entschied sich für eine Kamera mit einer Reseauplatte, die ein Messkreuzgitter auf dem Bild erzeugt, sodass die Entfer- nungen einzelner Positionen be- rechnet werden können“, erklärt Blahnik. „Durch den besonderen symmetrischen Aufbau des Ob- jektivs sind die Verzeichnung und alle anderen Bildfehler exzel- lent korrigiert.“ Gerade Linien bleiben gerade. Die Bilder sind scharf bis in die Ecken.  Das Objektiv war ein kleiner, aber wichtiger Baustein bei der Mondmission. Die Kameras mit den Objektiven von ZEISS sind übrigens immer noch auf dem Mond, denn man wollte jedes Gramm beim Rückflug zu Guns- ten von Mondgesteinsproben sparen. Nur das wertvolle Film- material trat mit den Astronauten die Rückreise zur Erde an. Durch die Helme konnten die Astronauten das Bildmotiv nicht durch die Kamera sehen. Keine Handkurbel Der Film wird im Magazin elektrisch weiterbewegt. Die Bilder von der Mondoberfläche sollten bis zum Bildrand mit exzel- lentem Kontrast und größter Schär- fe aufgenommen werden. Dafür ent- wickelte ZEISS das Biogon 5.6/60.