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Foto: NASA
News
Große Aufnahmen
für die Menschheit
Auch 50 Jahre nach der Mondlandung am 20. Juli
1969 haben die Bilder nichts von ihrer Faszination
verloren. Dass sich dieses Ereignis so stark im
Gedächtnis vieler Menschen verankert hat, liegt
vor allem an den einzigartigen Fotos.
Die Mondlandung war das
erste große, globale Medien-
ereignis. Laut Medienberichten
verfolgten mehr als 500 Millionen
Menschen das Ereignis live vor
dem Fernseher. Zeitungen und
Magazine erstellten Sonderaus-
gaben und druckten anlässlich
dieser Fotos sogar erstmalig in
Farbe. Die Geschichte der Foto-
grafie im Weltraum nahm mit
den Apollo-Vorgänger-Missionen
Mercury (1962) und Gemini (1964)
erste Fahrt auf.
Im Oktober 1968 wird ein Ob-
jektiv für die erste Mondlandung
bei ZEISS in Auftrag gegeben. Bis
zum Praxiseinsatz bei Apollo 11
vergehen nur neun Monate. „Das
war eine enorm kurze Entwick-
lungszeit“, resümiert Dr. Vladan
Blahnik, Forschung und Entwick-
lung bei ZEISS. Wurden beim
Vorgängermodell ZEISS Biogon
4.5/38 die Optikdaten noch
äußerst zeitaufwendig per Hand
ausgerechnet, liegen die ma-
thematischen Ergebnisse für
das Mondobjektiv mithilfe eines
Großrechners in nur wenigen
Wochen vor.
Der Astronaut
Edwin Aldrin geht
auf der Mondober-
fläche nahe der
Mondlandefähre.
Aufnahme des „Footprint“ auf dem Mond
Hasselblad Data Camera aus 1969 und das „Mondobjektiv“
ZEISS Biogon 5.6/60 Objektiv.
Kreuzmarkierungen
Kein
optischer
Sucher
Diese präzisen Messpunkte auf den Bildern
ermöglichen es, die Größenrelationen auf
dem Mond zu analysieren.
Bedien-
elemente
Bedienung
mit Hand-
schuhen
möglich.
ZEISS Biogon 5.6/60
Durch den symmetrischen
Aufbau des Objektivs werden
mögliche Bildfehler korrigiert.
Das ZEISS Biogon 5.6/60 (siehe
Infobox) musste diverse Anforde-
rungen erfüllen, um einerseits
in einer handlichen Kamera zu
funktionieren, aber auch der wis-
senschaftlichen Zielvorgabe
gerecht zu werden, das Mondlan-
degebiet präzise zu kartographie-
ren. „Man entschied sich für eine
Kamera mit einer Reseauplatte,
die ein Messkreuzgitter auf dem
Bild erzeugt, sodass die Entfer-
nungen einzelner Positionen be-
rechnet werden können“, erklärt
Blahnik. „Durch den besonderen
symmetrischen Aufbau des Ob-
jektivs sind die Verzeichnung
und alle anderen Bildfehler exzel-
lent korrigiert.“ Gerade Linien
bleiben gerade. Die Bilder sind
scharf bis in die Ecken.
Das Objektiv war ein kleiner,
aber wichtiger Baustein bei der
Mondmission. Die Kameras mit
den Objektiven von ZEISS sind
übrigens immer noch auf dem
Mond, denn man wollte jedes
Gramm beim Rückflug zu Guns-
ten von Mondgesteinsproben
sparen. Nur das wertvolle Film-
material trat mit den Astronauten
die Rückreise zur Erde an.
Durch
die Helme
konnten die
Astronauten
das Bildmotiv
nicht durch
die Kamera
sehen.
Keine Handkurbel
Der Film wird im
Magazin elektrisch
weiterbewegt.
Die Bilder von der
Mondoberfläche
sollten bis zum
Bildrand mit exzel-
lentem Kontrast
und größter Schär-
fe aufgenommen
werden. Dafür ent-
wickelte ZEISS das
Biogon 5.6/60.