PhotoWeekly 25.09.2019 | Page 28

VERGLEICH 28 Test WILDKAMERAS Wildtier-Blitzer Tiere komfortabel in der Nacht fotografieren – was nach Widerspruch klingt, ist genau das Versprechen von Wildkameras. Wir haben uns diese Geräte mal näher angesehen. Von Ruben Schäfer Mal unter uns: Wer als gestandener Foto-Fan ei- nen Blick auf die Datenblätter und Produktfotos von Wildkameras wirft, fühlt sich an den klassi- schen Starenkasten erinnert – nur dass diese Mo- delle keine rabiaten Raser, sondern scheue Wildtiere „blitzen“ sollen. Die Fotoqualität scheint allerdings vergleichbar zu sein, was uns zu der Frage verleitet: Warum kauft man sich überhaupt eine Wildkamera? Denn, und das muss auch erwähnt werden, die klo- bigen Kästen werden immer beliebter. Nicht nur bei Jägern, sondern vor allem bei Privatpersonen und auch bei Fotografen. Wildkameras werden im Wald oder Garten aufgehängt und zeichnen anschließend immer dann ein Foto oder Video auf, wenn sie eine Bewegung registrieren. Der „Fotograf“ kann derweil auf der Couch liegen. Sie eignen sich daher zunächst hervorragend für die Beobachtung von Objekten, Gärten, Lagerräumen, Garagen, aber auch im Innen- bereich einer Wohnung können sie eingesetzt werden. Vorteile für Fotografen Für Fotografen sind Wildkameras aus zwei Gründen spannend: Zum einen lässt sich damit das Verhalten von Tieren dokumentieren, das bei Tageslicht ein- fach nicht gezeigt wird. Dabei können Perspektiven eingenommen werden, die mit anderen Kameras vollkommen unrealistisch sind – schließlich merkt Rotwild sofort, wenn in wenigen Metern Entfernung ein Fotograf im Busch hockt. Die Wildkamera bleibt dagegen unentdeckt, da sie meist mit Infrarotlicht arbeitet. Zum anderen sind sie praktisch, um sich einfach mal einen Überblick zu verschaffen, welches Getier sich so im lokalen Wald umhertreibt. Das Bild einer Wildkamera ist für dokumentarische Zwecke geeignet. Maximale Qualität kann nachts sowie- so nicht erreicht werden. So können Foto-Touren von vornherein besser geplant werden. Die Foto-Qualität ist aufgrund der Bauart, der oft geringen Auflösung und dem Infra- rot-Blitz nicht vergleichbar mit bekannten Kame- ras, es erinnert tatsächlich eher an Blitzer-Bilder. Wildkameras eignen sich also eher weniger für die „200-Prozent-Lightroom“-Fraktion, sondern für Wildfotografen, denen der dokumentarische An- spruch besonders wichtig ist. Wir haben hier mal zwei Modelle in ganz unterschiedlichen Preis- bereichen herausgesucht. Dörr SNAPSHOT LIMITED BLACK 5.0 S Günstiger Einstieg ins neue Terrain Dörr dürfte dem Einen oder Anderen bereits ein Be- griff sein, schließlich stellen die Bayern zahlreiche Lichtlösungen und Stative her – und eben auch Wildkameras. Die Snapshot ist mit einem Preis von rund 80 Euro sehr günstig und macht ei- gentlich das, was der Name sagt: Schnappschüsse von Motiven Quick-Facts in der Dunkelheit. Die Daten le- Preis: 80 Euro sen sich trotzdem überzeugend: Auflösung: kompaktes, wetterfestes Gehäu- 5 Megapixel se, geschützt nach IP54, gerin- Video: Ja ger Strombedarf, einfache Ein- Stromzufuhr: stellung mit übersichtlicher AA-Batterien Menüführung (mehrsprachig), Blitzreichweite: 15 m Version "Black" mit absolut un- sichtbarem Infrarotblitz. Die Blitzreichweite beträgt bis zu 15 Meter. Die Snapshot kann mit fünf Megapixeln Schwarzweiß-Aufnahmen bei Nacht und brillan- ten Farbaufnahmen bei Tag anfertigen. Videos ge- hen natürlich auch, allerdings ohne Ton. Die Strom- versorgung funktioniert über bis zu acht klassische AA-Batterien oder Akkus. Dabei ist sie sehr kom- pakt, nur zehn Zentimeter hoch ist ihr Gehäuse. Minox DTC 1100 Der Branchenstandard Der Name Minox dürfte derweil nur den allerwenigsten Fotogra- fen ein Begriff sein, diese Mo- delle werden vorwiegend von Jägern eingesetzt, die große Re- viere überwachen müssen. Größ- ter Pluspunkt ist die innovative Mobilfunk-Funktion mit sofor- tiger Datenübertragung der Auf- nahmen per MMS oder E-Mail. Sie macht die DTC 1100 zu einem Quick-Facts idealen Werkzeug für das Revier, Preis: 480 Euro aber auch für den Objektschutz Auflösung: und die persönliche Sicherheit. 8 Megapixel Dazu gibt es einen unsichtbaren Video: ja IR-Blitz mit bis zu 18 Metern Stromzufuhr: AA-Batterien Reichweite, 8 Megapixel Auflö- Blitzreichweite: sung, HD-Videoauflösung (1.280 18 m x 720), eine Auslöseverzögerung unter 1 Sekunde und bis zu 5 Se- rienbilder oder Videos bis 30 Sekunden Länge. Aber auch Funktionen wie Zeitraffer lassen sich einstel- len. Eine Batterie-Lebensdauer von mehr als 6 Mo- naten sorgt dafür, dass die Kamera wirklich lange zum Beobachten von Wild alleine gelassen wer- den kann. Und die Vorbereitung für ein Vorhänge- schloss sorgt dafür, dass sie auch genau da bleibt, wo wir sie aufgehängt haben. Das PhotoWeekly-Fazit „Mal eine andere Herangehensweise!“ Ruben Schäfer, wilder Zubehör-Experte Ich gebe gerne zu: Als ich das erste Mal ein Bild aus einer Wildkamera sah, war mein Foto-Herz eher geschockt als fasziniert. Doch ein zweiter Blick lohnt sich: Diese Kameras machen Fotos von Motiven, die sonst nicht möglich wären, zu Uhrzeiten, die Fotografieren an sich unmöglich machen. Wer also nicht nach perfekter Bildquali- tät strebt, sondern dokumentarisch an das Thema herangehen will, ist hier goldrichtig. Dörrs kleine Snapshot ist dabei sehr gut geeignet, um in dieser Disziplin erste Erfahrungen zu sammeln. Wer da- gegen tiefer einsteigen will oder schon drinnen ist, der sollte sich die Minox anschauen.