VERGLEICH
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Test
WILDKAMERAS
Wildtier-Blitzer
Tiere komfortabel in der Nacht fotografieren –
was nach Widerspruch klingt, ist genau das
Versprechen von Wildkameras. Wir haben uns
diese Geräte mal näher angesehen.
Von Ruben Schäfer
Mal unter uns: Wer als gestandener Foto-Fan ei-
nen Blick auf die Datenblätter und Produktfotos
von Wildkameras wirft, fühlt sich an den klassi-
schen Starenkasten erinnert – nur dass diese Mo-
delle keine rabiaten Raser, sondern scheue Wildtiere
„blitzen“ sollen. Die Fotoqualität scheint allerdings
vergleichbar zu sein, was uns zu der Frage verleitet:
Warum kauft man sich überhaupt eine Wildkamera?
Denn, und das muss auch erwähnt werden, die klo-
bigen Kästen werden immer beliebter. Nicht nur bei
Jägern, sondern vor allem bei Privatpersonen und
auch bei Fotografen. Wildkameras werden im Wald
oder Garten aufgehängt und zeichnen anschließend
immer dann ein Foto oder Video auf, wenn sie eine
Bewegung registrieren. Der „Fotograf“ kann derweil
auf der Couch liegen. Sie eignen sich daher zunächst
hervorragend für die Beobachtung von Objekten,
Gärten, Lagerräumen, Garagen, aber auch im Innen-
bereich einer Wohnung können sie eingesetzt werden.
Vorteile für Fotografen
Für Fotografen sind Wildkameras aus zwei Gründen
spannend: Zum einen lässt sich damit das Verhalten
von Tieren dokumentieren, das bei Tageslicht ein-
fach nicht gezeigt wird. Dabei können Perspektiven
eingenommen werden, die mit anderen Kameras
vollkommen unrealistisch sind – schließlich merkt
Rotwild sofort, wenn in wenigen Metern Entfernung
ein Fotograf im Busch hockt. Die Wildkamera bleibt
dagegen unentdeckt, da sie meist mit Infrarotlicht
arbeitet. Zum anderen sind sie praktisch, um sich
einfach mal einen Überblick zu verschaffen, welches
Getier sich so im lokalen Wald umhertreibt.
Das Bild einer
Wildkamera ist für
dokumentarische
Zwecke geeignet.
Maximale Qualität
kann nachts sowie-
so nicht erreicht
werden.
So können Foto-Touren von vornherein besser
geplant werden. Die Foto-Qualität ist aufgrund der
Bauart, der oft geringen Auflösung und dem Infra-
rot-Blitz nicht vergleichbar mit bekannten Kame-
ras, es erinnert tatsächlich eher an Blitzer-Bilder.
Wildkameras eignen sich also eher weniger für
die „200-Prozent-Lightroom“-Fraktion, sondern für
Wildfotografen, denen der dokumentarische An-
spruch besonders wichtig ist. Wir haben hier mal
zwei Modelle in ganz unterschiedlichen Preis-
bereichen herausgesucht.
Dörr SNAPSHOT LIMITED BLACK 5.0 S
Günstiger Einstieg ins neue Terrain
Dörr dürfte dem Einen oder Anderen bereits ein Be-
griff sein, schließlich stellen die
Bayern zahlreiche Lichtlösungen
und Stative her – und eben auch
Wildkameras. Die Snapshot ist
mit einem Preis von rund 80
Euro sehr günstig und macht ei-
gentlich das, was der Name sagt:
Schnappschüsse von Motiven
Quick-Facts
in der Dunkelheit. Die Daten le-
Preis: 80 Euro
sen sich trotzdem überzeugend:
Auflösung:
kompaktes, wetterfestes Gehäu-
5 Megapixel
se, geschützt nach IP54, gerin-
Video: Ja
ger Strombedarf, einfache Ein-
Stromzufuhr:
stellung mit übersichtlicher
AA-Batterien
Menüführung (mehrsprachig),
Blitzreichweite:
15 m
Version "Black" mit absolut un-
sichtbarem Infrarotblitz. Die
Blitzreichweite beträgt bis zu
15 Meter. Die Snapshot kann mit fünf Megapixeln
Schwarzweiß-Aufnahmen bei Nacht und brillan-
ten Farbaufnahmen bei Tag anfertigen. Videos ge-
hen natürlich auch, allerdings ohne Ton. Die Strom-
versorgung funktioniert über bis zu acht klassische
AA-Batterien oder Akkus. Dabei ist sie sehr kom-
pakt, nur zehn Zentimeter hoch ist ihr Gehäuse.
Minox DTC 1100
Der Branchenstandard
Der Name Minox dürfte derweil
nur den allerwenigsten Fotogra-
fen ein Begriff sein, diese Mo-
delle werden vorwiegend von
Jägern eingesetzt, die große Re-
viere überwachen müssen. Größ-
ter Pluspunkt ist die innovative
Mobilfunk-Funktion mit sofor-
tiger Datenübertragung der Auf-
nahmen per MMS oder E-Mail.
Sie macht die DTC 1100 zu einem
Quick-Facts
idealen Werkzeug für das Revier,
Preis: 480 Euro
aber auch für den Objektschutz
Auflösung:
und die persönliche Sicherheit.
8 Megapixel
Dazu gibt es einen unsichtbaren
Video: ja
IR-Blitz mit bis zu 18 Metern
Stromzufuhr:
AA-Batterien
Reichweite, 8 Megapixel Auflö-
Blitzreichweite:
sung, HD-Videoauflösung (1.280
18 m
x 720), eine Auslöseverzögerung
unter 1 Sekunde und bis zu 5 Se-
rienbilder oder Videos bis 30 Sekunden Länge. Aber
auch Funktionen wie Zeitraffer lassen sich einstel-
len. Eine Batterie-Lebensdauer von mehr als 6 Mo-
naten sorgt dafür, dass die Kamera wirklich lange
zum Beobachten von Wild alleine gelassen wer-
den kann. Und die Vorbereitung für ein Vorhänge-
schloss sorgt dafür, dass sie auch genau da bleibt,
wo wir sie aufgehängt haben.
Das PhotoWeekly-Fazit
„Mal eine andere
Herangehensweise!“
Ruben Schäfer, wilder Zubehör-Experte
Ich gebe gerne zu: Als ich das erste Mal ein Bild
aus einer Wildkamera sah, war mein Foto-Herz
eher geschockt als fasziniert. Doch ein zweiter
Blick lohnt sich: Diese Kameras machen Fotos
von Motiven, die sonst nicht möglich wären, zu
Uhrzeiten, die Fotografieren an sich unmöglich
machen. Wer also nicht nach perfekter Bildquali-
tät strebt, sondern dokumentarisch an das Thema
herangehen will, ist hier goldrichtig. Dörrs kleine
Snapshot ist dabei sehr gut geeignet, um in dieser
Disziplin erste Erfahrungen zu sammeln. Wer da-
gegen tiefer einsteigen will oder schon drinnen
ist, der sollte sich die Minox anschauen.