PhotoWeekly 25.09.2019 | Page 27

Technik M E TA -T E S T 27 FUJIFILM FUJINON XF56mm F1.2 R Vollformat-Qualität für APS-C-Fujis Auch ein APS-C-System verdient brillante Objektive. Das hat Fujifilm wie kein zweiter Hersteller verstanden. Wir schauen uns heute die 56-mm-Festbrennweite an. Von Ruben Schäfer Bei den vielen guten Noten, die wir in der Vergangenheit für Fujifilms Profi-Modelle vergeben haben, kommt vielleicht der eine oder andere auf die Idee, unsere Tests seien nicht streng genug. Aber Tatsache ist: Kaum ein Her- steller ist aktuell mit derartiger Konsequenz unterwegs: Ob Mit- telformat oder APS-C, Fujifilm macht das, was Fotografen wol- len und ist zurecht erfolgreich da- mit. Dabei ist es nicht zuletzt die Preispolitik, die ein Lob verdient. Sei es die Spitzenkamera X-T3 für unter 1.500 Euro oder unser heuti- ges Testobjektiv, das nur 900 Euro kostet. Das ist natürlich nicht ge- schenkt, aber wir laden an dieser Stelle mal dazu ein, zu schauen, wo die Spitzen-Festbrennweiten der Wettbewerber mit Lichtstär- ken um die f/1.4 so liegen. Doch der Preis ist nicht alles, es geht schließlich um die inneren Werte. Ausstattung Das „XF56mm F1.2 R“ besteht im Kern aus elf Elementen in acht Gruppen, einschließlich zwei ED-Linsen und einer doppelsei- tigen asphärischen Linse plus vier Elemente mit konvexen Lin- sen, die zusammen sphärische und chromatische Aberration reduzieren. Alle optischen Ele- mente sind vollständig aus Glas gefertigt (inkl. der asphärischen Linse) und mit der speziellen HT-EBC-Beschichtung zur Mini- mierung von Oberflächenrefle- xionen behandelt. Das XF56mm F1.2 R verfügt über sieben Blen- denlamellen, die eine nahezu kreisrunde Blendenöffnung er- geben, wodurch sich ein ausge- zeichneter Unschärfe-Effekt erzielen lässt. N O 096 39/2019 Fujifilm Fujinon XF56mm F1.2 R gut Quick Facts: Preis: ca. 900 Euro Gewicht: 481 g Filterdurchmesser: 62 mm Naheinstellgrenze: 70 cm Blendenlamellen: 7 Äußerlich ist das 56 mm ausgezeich- net verarbeitet, hier kommt vor allem Metall zum Einsatz. Auf einen Wetterschutz ver- zichteten die Inge- nieure allerdings. Die Blende kann bis f/16 ge- schlossen werden. Die Nahein- stellgrenze liegt bei 70 Zentime- tern, was für ein solches Objektiv recht wenig ist und starke Ver- größerungen ermöglicht. Ein Autofokus ist natürlich an Bord und arbeitet lautlos. Auf einen in- ternen Bildstabilisator hat Fujifilm verzichtet, dafür können erste Fuji-Kameras ja schon intern stabilisieren. Äußerlich ist das 56 mm ausgezeichnet verarbeitet, hier kommt vor allem Metall zum Einsatz. Auf einen Wetterschutz verzichteten die Ingenieure aller- dings. Dafür wiegt das Objektiv nur rund 400 Gramm. Mit nur rund 400 Gramm und einem Filterdurchmesser von 62 mm ist das Fujinon zwar klein, harmoniert aber sehr gut mit den kompakten X-Kameras. Bildqualität Umgerechnet auf Vollformat hat das Objektiv genau die beliebte Porträt-Brennweite von 85 mm. Gerade in dieser Disziplin ist eine hohe Schärfe das wichtigste Kri- terium. Machen wir es kurz: Das Fujinon ist nicht perfekt, aber sehr gut. Benjamin Kirchheim schreibt für Digitalkamera.de: „Im Zentrum werden bei F1,2 fast 50 lp/mm aufgelöst, allerdings mit einem Randabfall von knapp 25 Prozent auf gut 38 lp/mm.“ Das sei gerade noch gut bis befriedi- gend, aber mit Berücksichtigung dessen, dass bei einem Porträt die Auflösung an den Bildrän- dern weniger wichtig ist, könne man das Objektiv als offenblend- tauglich bezeichnen. „Ohne Zwei- fel gehört das Fuji XF 56/1.2 zu den schärfsten Objektiven, die ich je getestet habe“, schreibt Ken Rockwell. Dabei muss man aber berücksichtigen, dass hier eine 16-Megapixel-Kamera zum Ein- satz kam. An einer X-T3 mit 26 Megapixeln ist die Performance aber auch noch gut. Das sagen die Kollegen ...  „Fujifilms 56 mm f1.2 ist das schärfste spiegellose Kamera- objektiv, das wir getestet haben. Nicht nur das, sondern es zeigt auch ein schönes Bokeh, eine ziemlich gute Farbwie- dergabe, fast keine Verzerrung, fokussiert schnell und ist gut gebaut. Es ist allerdings etwas teuer, und deshalb wol- len wir es wirklich nur den versierten Anwendern der X-Se- rie empfehlen. Bilder von Katzen oder dem Frühstück mit diesem Objektiv aufzunehmen, ist eine Verschwendung und wird die Fotogötter zum Weinen bringen.“  „Das Fujifilm XF 56 mm 1.2 R reiht sich also ebenfalls naht- los in die Riege der hervorragenden Fujifilm-XF-Objektive ein. Es ist mit knapp 1.000 EUR sicher kein Schnäppchen, aber man erhält eine hervorragende Leistung bei der Bildqualität dafür, und auch die Verarbeitung entspricht den Erwartungen an solch ein teures Objektiv.“  (Benjamin Kirchheim)  „Das Fuji XF 56 mm f/1.2 ist optisch nahezu perfekt und überzeugt durch Schärfe, Bokeh und minimale Verzerrung sowie mechanische Qualität. Wenn ich ein so fantastisches Objektiv wie dieses zum Testen bekomme, macht es mir das Leben viel einfacher, da es viel weniger zu sagen gibt und ich nur neue Superlative finden muss.“  (Ken Rockwell) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Verarbeitung, Vergütung und Bildqualität im Zentrum sind auf einem tollen Niveau. Uns gefällt, dass Fujifilm sich ganz offenkundig Mühe gegeben hat, ein Objek- tiv zu erschaffen, das Fotografen lange glücklich macht. Der Preis ist sehr fair.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Als das Fuji 56er neu war, beeindruckte die Schärfe quer durchs Bild – 16 Megapixeln sei Dank. Jetzt gibt es zehn mehr davon – und die Schwächen wer- den deutlicher. Das 56 mm könnte einfach etwas mehr Schärfe am Rand vertragen. Und ein Wet- terschutz wäre toll. Fujifilm Fujinon XF56mm F1.2 R N 096 O 39/2019 gut