Technik
M E TA -T E S T
27
FUJIFILM FUJINON XF56mm F1.2 R
Vollformat-Qualität
für APS-C-Fujis
Auch ein APS-C-System verdient brillante
Objektive. Das hat Fujifilm wie kein zweiter
Hersteller verstanden. Wir schauen uns heute
die 56-mm-Festbrennweite an.
Von Ruben Schäfer
Bei den vielen guten Noten, die
wir in der Vergangenheit für
Fujifilms Profi-Modelle vergeben
haben, kommt vielleicht der eine
oder andere auf die Idee, unsere
Tests seien nicht streng genug.
Aber Tatsache ist: Kaum ein Her-
steller ist aktuell mit derartiger
Konsequenz unterwegs: Ob Mit-
telformat oder APS-C, Fujifilm
macht das, was Fotografen wol-
len und ist zurecht erfolgreich da-
mit. Dabei ist es nicht zuletzt die
Preispolitik, die ein Lob verdient.
Sei es die Spitzenkamera X-T3 für
unter 1.500 Euro oder unser heuti-
ges Testobjektiv, das nur 900 Euro
kostet. Das ist natürlich nicht ge-
schenkt, aber wir laden an dieser
Stelle mal dazu ein, zu schauen,
wo die Spitzen-Festbrennweiten
der Wettbewerber mit Lichtstär-
ken um die f/1.4 so liegen. Doch
der Preis ist nicht alles, es geht
schließlich um die inneren Werte.
Ausstattung
Das „XF56mm F1.2 R“ besteht im
Kern aus elf Elementen in acht
Gruppen, einschließlich zwei
ED-Linsen und einer doppelsei-
tigen asphärischen Linse plus
vier Elemente mit konvexen Lin-
sen, die zusammen sphärische
und chromatische Aberration
reduzieren. Alle optischen Ele-
mente sind vollständig aus Glas
gefertigt (inkl. der asphärischen
Linse) und mit der speziellen
HT-EBC-Beschichtung zur Mini-
mierung von Oberflächenrefle-
xionen behandelt. Das XF56mm
F1.2 R verfügt über sieben Blen-
denlamellen, die eine nahezu
kreisrunde Blendenöffnung er-
geben, wodurch sich ein ausge-
zeichneter Unschärfe-Effekt
erzielen lässt.
N O 096
39/2019
Fujifilm Fujinon
XF56mm F1.2 R
gut
Quick Facts:
Preis: ca. 900 Euro
Gewicht: 481 g
Filterdurchmesser:
62 mm
Naheinstellgrenze:
70 cm
Blendenlamellen: 7
Äußerlich ist das
56 mm ausgezeich-
net verarbeitet,
hier kommt vor
allem Metall zum
Einsatz. Auf einen
Wetterschutz ver-
zichteten die Inge-
nieure allerdings.
Die Blende kann bis f/16 ge-
schlossen werden. Die Nahein-
stellgrenze liegt bei 70 Zentime-
tern, was für ein solches Objektiv
recht wenig ist und starke Ver-
größerungen ermöglicht. Ein
Autofokus ist natürlich an Bord
und arbeitet lautlos. Auf einen in-
ternen Bildstabilisator hat Fujifilm
verzichtet, dafür können erste
Fuji-Kameras ja schon intern
stabilisieren. Äußerlich ist das
56 mm ausgezeichnet verarbeitet,
hier kommt vor allem Metall zum
Einsatz. Auf einen Wetterschutz
verzichteten die Ingenieure aller-
dings. Dafür wiegt das Objektiv
nur rund 400 Gramm.
Mit nur rund 400
Gramm und einem
Filterdurchmesser
von 62 mm ist das
Fujinon zwar klein,
harmoniert aber
sehr gut mit den
kompakten
X-Kameras.
Bildqualität
Umgerechnet auf Vollformat hat
das Objektiv genau die beliebte
Porträt-Brennweite von 85 mm.
Gerade in dieser Disziplin ist eine
hohe Schärfe das wichtigste Kri-
terium. Machen wir es kurz: Das
Fujinon ist nicht perfekt, aber
sehr gut. Benjamin Kirchheim
schreibt für Digitalkamera.de: „Im
Zentrum werden bei F1,2 fast 50
lp/mm aufgelöst, allerdings mit
einem Randabfall von knapp 25
Prozent auf gut 38 lp/mm.“ Das
sei gerade noch gut bis befriedi-
gend, aber mit Berücksichtigung
dessen, dass bei einem Porträt
die Auflösung an den Bildrän-
dern weniger wichtig ist, könne
man das Objektiv als offenblend-
tauglich bezeichnen. „Ohne Zwei-
fel gehört das Fuji XF 56/1.2 zu
den schärfsten Objektiven, die
ich je getestet habe“, schreibt Ken
Rockwell. Dabei muss man aber
berücksichtigen, dass hier eine
16-Megapixel-Kamera zum Ein-
satz kam. An einer X-T3 mit 26
Megapixeln ist die Performance
aber auch noch gut.
Das sagen die Kollegen ...
„Fujifilms 56 mm f1.2 ist das schärfste spiegellose Kamera-
objektiv, das wir getestet haben. Nicht nur das, sondern es
zeigt auch ein schönes Bokeh, eine ziemlich gute Farbwie-
dergabe, fast keine Verzerrung, fokussiert schnell und ist
gut gebaut. Es ist allerdings etwas teuer, und deshalb wol-
len wir es wirklich nur den versierten Anwendern der X-Se-
rie empfehlen. Bilder von Katzen oder dem Frühstück mit
diesem Objektiv aufzunehmen, ist eine Verschwendung und
wird die Fotogötter zum Weinen bringen.“
„Das Fujifilm XF 56 mm 1.2 R reiht sich also ebenfalls naht-
los in die Riege der hervorragenden Fujifilm-XF-Objektive
ein. Es ist mit knapp 1.000 EUR sicher kein Schnäppchen,
aber man erhält eine hervorragende Leistung bei der
Bildqualität dafür, und auch die Verarbeitung entspricht
den Erwartungen an solch ein teures Objektiv.“
(Benjamin Kirchheim)
„Das Fuji XF 56 mm f/1.2 ist optisch nahezu perfekt und
überzeugt durch Schärfe, Bokeh und minimale Verzerrung
sowie mechanische Qualität. Wenn ich ein so fantastisches
Objektiv wie dieses zum Testen bekomme, macht es mir das
Leben viel einfacher, da es viel weniger zu sagen gibt und
ich nur neue Superlative finden muss.“ (Ken Rockwell)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Verarbeitung, Vergütung
und Bildqualität im Zentrum sind auf einem
tollen Niveau. Uns gefällt, dass Fujifilm sich
ganz offenkundig Mühe gegeben hat, ein Objek-
tiv zu erschaffen, das Fotografen lange glücklich
macht. Der Preis ist sehr fair.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Als das
Fuji 56er neu war, beeindruckte die Schärfe quer
durchs Bild – 16 Megapixeln sei Dank. Jetzt gibt
es zehn mehr davon – und die Schwächen wer-
den deutlicher. Das 56 mm könnte einfach etwas
mehr Schärfe am Rand vertragen. Und ein Wet-
terschutz wäre toll.
Fujifilm Fujinon
XF56mm F1.2 R
N 096
O
39/2019
gut