PhotoWeekly 40/2018 | Page 12
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Fotografie und Fotokunst
Es gibt alle Jahre wieder Bü-
cher über Fotografie, die als
„geschriebene Zwischenbilanz“
des Mediums gelten, die den ak-
tuellen Status kompetent analy-
sieren und die Zukunft nachvoll-
ziehbar visionär beschreiben. Zu
diesen Meilensteinen der Foto-
kunstbücher gehört „Fotofinish“,
das die (Foto-)Kunstsammlung
der DZ-Bank anlässlich ihres
25-jährigen Bestehens gerade
frisch herausgebracht hat.
Besonders die Texte im allge-
meinen und hier ganz besonders
der zusammenfassende Einlei-
tungstext von Sammlungsleite-
rin Christina Leber definieren ge-
konnt den Begriff der Fotokunst
und grenzen ihn wiederum ge-
gen die angewandte Fotografie
ab. Vor allem aber zeigt Leber,
wie junge Künstler sich heute
nicht mehr am Wirklichkeitsbe-
griff des Mediums abarbeiten wie
die Foto-Generationen vor ih-
nen, sondern wie die Gebrauchs-
weisen des Massenphänomens
Bild im Internet zu neuen foto-
künstlerischen Strategien füh-
ren – zwangsläufig, möchte man
ergänzen. Wir halten neben der
Kompetenz des Geschriebenen
Christina Leber und den anderen
Autoren aber auch zu Gute, dass
sie ihre Ideen und Analysen in
verständlicher, eher unwissen-
schaftlicher Sprache verfasst ha-
ben und nicht in post-traumati-
schem Dissertations-Sprech.
FOTOFINISH
456 Seiten mit 160
farbigen und 220
s/w Abbildungen
Format 24 x 17 cm
Leinengebunden
mit Titelschild und
Farbschnitt
Snoeck Verlag
Jeff Cowen, Untit-
led Ile de Re, 2012,
156 x 127 cm
© Jeff Cowen,
Michael Werner Kunsthandel, Köln
Klaus Rinke, zeit-
punktueller Stand-
ortwechsel, 1972,
aus der Serie: do-
cumenta 5, Kassel,
130 x 70 cm
© Klaus Rinke
In dem Schlussplädoyer ihres
Aufsatzes „Der Siegeszug der
künstlerischen Fotografie als Gat-
tung“ sagt Leber: „Die Fotokünst-
ler scheinen heute weniger denn
je ausschließlich am Abbild der
Wirklichkeit interessiert zu sein,
sondern versuchen vielmehr, ihre
Ausdrucksform in der Abstrakti-
on und Interpretation von Bildern
zu vermitteln. Das gelingt ihnen
am ehesten da, wo sie die Bildin-
halte miteinander verbinden. Wir
wissen nicht, was die Zukunft
bringen wird. Klar ist jedoch, dass
die Fotokunst mit der Weiterent-
wicklung der Fototechnologie
ständig neue Impulse erhält, die
in der Kunstproduktion eine Rol-
le spielen werden.“ Das ist rich-
tig, springt aber zu kurz. Viel be-
deutender als technische Dinge
werden die medialen und kom-
munikativen Kanäle, also die Ge-
brauchsformen von Bildern, die
künstlerische Richtung des Medi-
ums vorgeben und beeinflussen.
Wie umgekehrt.
Aber wir betonen nochmals:
Das über 450-Seiten-Werk ist ein
sehr gut geschriebenes Buch über
den Status und die Zukunft der
künstlerischen Fotografie, das je-
den bereichert, der mit Fotogra-
fie zu tun hat. Wir können es nur
wärmstens empfehlen.