MEIN SMARTPHONE
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Praxis
Kunst und Fotografie
Hast du schon mal in einem Museum fotografiert?
Das fantastische Licht in Museen und Galerien rückt
die Motive ganz von selbst ins richtige Licht und ist
eine schöne Übung für die manuelle Belichtung.
Von Simone Naumann
Bevor man ausgerüstet mit der Smartphone-
Kamera, Aufsteckobjektiven, Powerbank und
Putztuch für die Linse in die Ausstellungsräume
zieht, sollte man sich vorab erkundigen, ob und was
man im Museum fotografieren darf. Generell sind
Stative und Blitzlicht in Museen verboten, ob man
einen Selfiestick benutzen darf, sollte man vorab
erfragen. Das Bayerische Nationalmuseum in Mün-
chen machte letzte Woche eine große Ausnahme
und öffnete an einem Freitagabend für 20 Blogger
seine Räumlichkeiten. Den Erzählungen der Kurato-
ren lauschend, durften wir die perfekt ausgeleuch-
teten Stücke fotografieren. Die Kuratoren erklärten
Wissenswertes zu den Stücken und wir durften die
Schätze mit dem Smartphone ablichten.
Dunkelheit – Bildrauschen
Ich habe hier ausschließlich im
RAW-Format mit der Kamera der
Lightroom-App fotografiert und
die Bilder anschließend nach-
bearbeitet. Wenn die Aufnah-
mebedingungen wie in den Mu-
seumsräumen zu dunkel sind,
entsteht auf den Aufnahmen ein
sogenanntes Bildrauschen. In der
analogen Fotografie spricht man
von Körnigkeit. Es fällt einfach
zu wenig Licht auf den Sensor
der Kamera, was fehlerhafte Pixel
verursacht sowie die Farbe und
Helligkeit nicht korrekt wieder-
geben. Hier sollten die Bilder un-
bedingt nachbearbeitet werden.
Meiner Meinung nach bietet
Adobe Lightroom Mobile die bes-
te Rauschkorrektur. Ich bearbeite
die Aufnahmen gleich vor Ort auf
dem Smartphone. Bilder, die sich
nicht mehr korrigieren lassen,
werden gleich gelöscht.
Die richtige Belichtung
Museumsstücke sind in der
Regel wunderbar ausgeleuchtet.
Hier im Bayerischen National-
museum hat man keine Kosten
und Mühen gescheut, jedes Ein-
zelstück individuell auszuleuch-
ten. Fotografieren sollte man sein
Lieblingsstück dann auch mit an-
gemessener, individueller Belich-
tung. In fast allen Standard-Ka-
mera-Apps kann die Belichtung
individuell angepasst werden.
In der Adobe-Lightroom-Kamera
fährt man ganz einfach mit dem
Finger nach rechts oder links
und kann die Belichtung bis zu
drei Blendenstufen verändern.
Sind die Ausstellungsstücke mit
Spotlicht in Szene gesetzt, reicht
auch schon ein Fingertipp auf
das Motiv und die Kamera misst
ausschließlich das Licht dieses
begrenzten Motivs.
Besondere Perspektiven
Der zu unrecht geschmähte Selfie-
stick verhilft uns im Museum zu
den besonderen Perspektiven wie
der Vogel- oder Froschperspek-
tive. Seit kurzem habe ich einen
Selfiestick mit Stativfuß und ab-
nehmbarer Fernbedingung. Ideal
für Langzeitbelichtungen wie z.B.
mit der App Slow Shutter oder für
Android-Freunde mit der App Ca-
mera FV-5 Lite. Bitte aber vorher
über die Hausordnung der Muse-
en in Erfahrung bringen, ob der
Selfiestick erlaubt ist.
Alles auf einen Blick
Viele Ausstellungen sind in
altehrwürdigen Häusern unter-
gebracht. Große, lichtdurchflu-
tete Räume und repräsentative
Eingangshallen, ungewöhnliche
Einblicke und architektonische
Besonderheiten sind für die Pa-
noramafunktion wunderbar ge-
eignet. Bald zieht uns die kalte
Jahreszeit wieder mehr in das
Museum. Die Welt der Geschich-
te und der Kunst mit dem Smart-
phone zu entdecken, überzeugt
vielleicht so manchen Museums-
muffel. Man sieht sich!
Unsere Autorin:
Simone Naumann ist seit 2010 als Fotografin tätig
– und erledigt heute bereits viele professionelle
Fotoaufträge mit ihrem iPhone. Unter dem Motto
„Die besten Bilder kommen aus der Hosentasche“ liefert sie in
jeder Ausgabe von PhotoWeekly praktische Tipps für bessere
Fotos mit dem Smartphone: frech, spontan, modern.
www.simone-naumann.com, www.die-smartphotoschule.de