PhotoWeekly 42/2018 | Page 27

Test M E TA -T E S T 27 SONY ALPHA 7S II Aufnahmen bei fast völliger Dunkelheit Sonys Alpha 7S II ist eine Spezialistin für Bilder mit Available Light. Mit einer Emp- findlichkeit bis zu ex- tremen ISO 409.600 reicht der 7S II sogar Kerzenlicht. Die Alpha 7S II ist keine Kame- ra für jedermann. Sie bedient eine Nische im professionellen Video- und Fotosegment und richtet sich speziell an jene, die bei wenig Licht arbeiten. Das gilt zum Beispiel für Aufnahmen im Konzert- und Event-Bereich. N O 049 42/2018 Sony Alpha 7S II gut Ausstattung Zwei Eigenschaften lassen die Alpha 7S II aus Sonys Vollfor- mat-Alpha-Reihe hervorstechen. Zum einen die in Zeiten steigen- der Sensorauflösungen unge- wohnt geringen 12,2 Megapixel und zum anderen der extreme Empfindlichkeitsbereich bis hi- nauf zu ISO 409.600. Dabei sorgt nicht nur die maximale Empfind- lichkeit für Aufsehen. Selbst der empfohlene Quick Facts: Standard-ISO-Bereich Preis: ca. 3.207 Euro reicht von ISO 100 bis Sensor: Vollformat CMOS 102.400. Damit in solchen mit 12,2 Mio. Pixel Empfindlichkeitsberei- Video-Auflösung: UHD/30p chen eine ansehnliche Display: 3,0 Zoll Touchscreen (1.228.800 Bildpunkte) Bildqualität ohne allzu ISO: 50-409.600 starkes Rauschen er- Serienbild: bis zu 5 B/s reicht werden kann, ist es nötig, die Sensorauf- lösung zu verringern, um die ein- zelnen Pixel zu vergrößern. Nur so können die Pixel mehr Licht aufnehmen. In der Fotografie rei- chen zwölf Megapixel für größere Wandbilder völlig aus. Für groß- formatige Werbeplakate wird es hingegen eng. Für solche Anwen- dungen sind höhere Sensorauflö- sungen empfehlenswert. Das bewegliche 3,0-Zoll-Display lässt sich um cir- ca 107 Grad nach oben und um etwa 41 Grad nach un- ten neigen. Zur Hauptzielgruppe der A7S II gehören neben Fotografen vor al- lem professionelle Filmer. Auf- gezeichnet wird in Ultra-HD-Auf- lösung mit 3.840 x 2.160 Pixeln bei maximal 30 Vollbildern pro Sekunde. Dabei liest die Kame- ra jeden einzelnen Pixel des Kleinbildsensors aus. Es werden also nicht wie beim sogenann- ten „Pixel-Binning“ benachbar- te Pixel kombiniert. Durch die Auslesung jedes einzelnen Pi- xels werden fünfmal mehr Pixel erfasst und ausgewertet als es für die UHD-Filmauflösung über- haupt nötig wäre. Auf diese Wei- se wirken die Filme insgesamt schärfer und detailreicher. Wer in bestmöglicher Videoqualität im XAVC-S-Format aufzeichnen möchte, sollte mindestens eine SDXC-Speicherkarte mit 64 GByte der Klasse 10 verwenden. Mit der A7S II können darüber hinaus bis zu 120 Bilder pro Sekunde in Full HD und in hoher Qualität mit 100 Mbit pro Sekunde gespeichert werden. So ist es in der Nachbe- arbeitung möglich, Full HD-Filme mit einer vier- bis fünffachen Verlangsamung, also in Zeitlupe, abzuspielen. Dazu kommen nütz- liche Profi-Funktionen wie Sonys „S-Log“-Profile für eine umfang- reiche Nachbearbeitung der Far- ben und des Dynamikumfangs. Die „S-Log3“-Gamma-Einstellung umfasst zum Beispiel 14 Blenden- stufen. Zu den weiteren Ausstat- tungshighlights gehören die auf fünf Achsen ausgerichtete Bild- stabilisierung direkt am Sensor, ein auch bei schwachem Licht reaktionsschneller Autofokus so- wie ein mit 2.359.296 Bildpunkten sehr hochauflösender elektroni- scher Sucher. Die Alpha 7S II ist mit WLAN und NFC ausgerüstet. Eben- falls an Bord sind ein Mikrofonein- gang und ein Kopf- hörerausgang. Das kurze Auflage- maß der Alpha 7S II ermöglicht die Adaptierung von Fremdobjektiven. Der eingebaute Bildstabilisator sorgt für ruhige Aufnahmen. Bildqualität Die Reduzierung der Auflösung auf 12,2 Megapixel hat Vor- und Nachteile. Die Kantenschärfe ist zum Beispiel nicht so hoch wie bei höherauflösenden Kameramo- dellen und es fehlt an Spielraum, um Bilder im Nachhinein zuzu- schneiden. Vorteile ergeben sich vor allem beim Rauschen bei ho- hen ISO-Empfindlichkeiten. „Bis 12.800 bleiben Aufnahmen in der 100-Prozent-Ansicht von stören- dem Bildrauschen verschont“, schreibt Moritz Wanke aus der CHIP-Redaktion. Sven Schulz von der Computer Bild findet eben- falls Gefallen am höheren ISO-Be- reich. Dennoch rät er von den maximal ISO 409.600 ab, da hier die Qualität sichtbar schlechter werde: „Wer sich etwas zurück- hält, bekommt mit ISO 25.600 oder 51.200 Bilder, die richtig gut aus- sehen – auch ohne stundenlan- ges Nachbearbeiten mit Program- men wie Adobe Photoshop CC & Co.“ Karl Stechl von Colorfoto lobt zudem die geringere Neigung zu Beugungseffekten bei starkem Abblenden: „Die förderliche Blen- de liegt bei der Sony A7S II bei 13,8, während man bei der A7R II schon ab Blende 7,4 in die Beu- gungszone gerät.“ Das sagen die Kollegen ...  „gut“ „Die Sony Alpha 7S II punktet im Test mit extremer Licht- empfindlichkeit von bis zu ISO 409.600. Dafür fällt die Auf- lösung mit zwölf Megapixel vergleichsweise gering aus. Verbesserungen wie griffigeres Gehäuse, eingebauter Bild- stabilisator und interne Ultra-HD-Aufzeichnung markieren die erstklassige Ausstattung.“  (Moritz Wanke)  „Vielversprechend“ „Das Interesse an der Sony Alpha 7S II braucht fotogra- fische Zielsetzungen, die überwiegend ISO-Einstellungen über 1.600 erfordern. Bis ISO 3.200 bringt die Kamera gute, bei ISO 6.400 achtbare und bei ISO 12.800 - wo die meisten anderen Kameras das Bild bereits kaputt rechnen - noch immer verwertbare Ergebnisse.“  (Karl Stechl)  „gut“ „Die Sony Alpha 7S II ist eine Spezialistin für Fotos bei schlechtem Licht. Dann kann der superempfindliche Sensor seine Stärken ausspielen. Selbst mit extremen ISO-Wer- ten gelingen sehr stimmungsvolle und nahezu rauschfreie Fotos und Videos. Der Kontrast-Autofokus schlägt sich wacker, schwächelt aber ausgerechnet, wenn es dunkel wird.“  (Sven Schulz) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Sonys Alpha 7S II über- zeugt mit einer erstklassigen Bildqualität bis in den hohen ISO-Bereich und ermöglicht damit Foto- und Video-Aufnahmen, die mit vielen anderen Kameras so nicht möglich wären. Pro- fessionelle Video-Features und die Auflösung in Ultra HD machen die A7S II zudem zu einer erst- klassigen DSLM für Filmer.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Die Auf- lösung von 12,2 Megapixel reicht zwar für Videos sowie für Fotos in Postergröße – wer aber für großformatige Bilddarstellungen produziert oder seine Aufnahmen regelmäßig nachträglich zu- schneidet, greift besser zu einer Kamera mit 30 Megapixeln und mehr. Sony Alpha 7S II N 049 O 42/2018 gut