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TOKINA AT-X PRO 14-20 MM F/2 DX
Lichtstarkes Weitwinkel
für kreative Freisteller
Tokinas 14-20 mm ist kein gewöhnliches Weitwin-
kelzoom. Dank einer durchgängig offenen Blende
f/2 lässt es sich extrem flexibel einsetzen.
Von Thomas Probst
Mit dem AT-X Pro 14-20 mm
f/2 DX ist Tokina ein Objektiv
N O 051
44/2018
gelungen, das sich aufgrund sei-
Tokina AT-X Pro
ner hohen Lichtstärke und seines
14-20 mm f/2 DX
recht kleinen Brennweitenbe-
gut
reichs kaum mit anderen DSLR-
Objektiven vergleichen lässt. Ein-
zig Sigma geht mit dem 18-35
mm f/1,8 DC HSM (Art) einen ver-
gleichbaren Weg – und das sogar
mit einer etwas besseren Offen-
blende. Der Brennwei-
Quick
Facts:
tenbereich des Sigma
Preis: ca. 720 Euro
startet allerdings erst
Gewicht:
735
g
in etwa dort, wo der des
Filterdurchmesser:
82
mm
Tokina endet. Wer sich
Naheinstellgrenze: 28 cm
also für die Weitwinkel-
fotografie begeistert und Erhältlich für: APS-C
gleichzeitig die Vorzü-
ge einer großen Blendenöffnung
zu schätzen weiß, der kommt am
Tokina nicht vorbei.
Ausstattung
Wie das Kürzel „DX“ im Objektiv-
namen andeutet, handelt es sich
beim Tokina 14-20 mm, wie übri-
gens auch beim zuvor genannten
Sigma 18-35 mm, um ein speziell
für APS-C-Kameras entwickel-
tes Zoomobjektiv. Um den zur
Verfügung stehenden Bildwinkel
besser einschätzen zu können,
empfiehlt es sich deshalb, den für
APS-C-Sensoren üblichen Verlän-
gerungsfaktor mit einzubeziehen.
Bei Canon wird die Brennweite
mit dem Faktor 1,6 und bei Nikon
mit 1,5 multipliziert. Das Tokina
entspricht damit einem 22-32
mm Kleinbildzoom bei Canon
und dem eines 21-30 mm bei
Nikon. Für spiegellose Kamera-
modelle wird das Zoom zwar
nicht angeboten – wer sich den-
noch dafür interessiert, kann es
mit einem entsprechenden Ob-
jektivadapter kombinieren.
Die weit offene Blende f/2 kann
über den gesamten Zoombereich
verwendet werden. Auf diese
Weise lassen sich zum Beispiel
sehr schöne Streetlife-Aufnah-
men mit 30 mm (KB) bei Availab-
le Light umsetzen. In Verbindung
mit der sehr kurzen Aufnahme-
distanz von lediglich 28 Zentime-
tern ab der Sensorebene entste-
hen sehr schöne Freisteller vor
einem unscharfen Hintergrund.
Das Tokina lässt sich damit we-
sentlich kreativer einsetzen, als
das mit vielen anderen Weit-
winkelzooms in der APS-C-Klas-
se möglich wäre. Wer für Land-
schaftsaufnahmen mit Filtern
arbeiten möchte, sollte den recht
großen Filterdurchmesser von 82
Millimetern beachten. Das Tokina
besitzt keinen klassischen Fokus-
Schalter. Wer von der automati-
schen in die manuelle Scharfstel-
lung wechseln möchte, schiebt
beim Tokina einfach den Fokus-
ring vor und zurück. Noch ein
kurzer Hinweis zum Gehäuse,
weil es nicht direkt auf der Her-
stellerseite vermerkt ist: Das
Tokina ist zwar nicht gegen
Feuchtigkeit abgedichtet, bietet
aber zumindest eine Gummidich-
tung am Anschluss. Damit wird
verhindert, dass Feuchtigkeit
zum Sensor vordringen kann.
Um zwischen AF
und MF zu wech-
seln, wird beim To-
kina 14-20 mm der
gesamte Fokusring
vor- oder zurück-
geschoben.
Tokina ermöglicht
den Einsatz von
Schraubfiltern. Im
Falle des 14-20 mm
muss der Filterge-
windedurchmesser
82 mm betragen.
Bildqualität
Das Tokina 14-20 mm überzeugt
viele Tester und Labore mit einer
sehr guten Leistung. Bei CHIP.de
erreicht es zum Beispiel 93,7 Pro-
zent bei der Auflösungswertung
– und das unter allen Objektiven,
die für Canon-APS-C-DSLRs ge-
messen wurden. Auch das Test-
labor von DXOMARK bescheinigt
dem Zoom eine gute Schärfe bei
kürzester Brennweite und offener
Blende f/2. Bei längster Brenn-
weite und f/2 nehme die Schärfe
zwar etwas ab, schreibt DXO-Tes-
ter Kevin Carter, die Auflösungs-
leistung lasse sich aber deutlich
verbessern, in dem einmal abge-
blendet wird. Davon abgesehen
lobt er die geringen Farbsäume.
Dass die Farbsäume für ein Weit-
winkel dieser Art tatsächlich zu-
rückhaltend ausfallen, hat auch
Szymon Starczewski von www.
lenstip.com festgestellt und zeigt
dazu Detailaufnahmen im On-
line-Test. „Bei den meisten Kom-
binationen aus verschiedenen
Blenden und Brennweiten halten
sich die Farbsäume auf einem
mittleren Level“, erklärt Starc-
zewski und fügt hinzu: „Der größ-
te Unterschied ist bei maximaler
Blendenöffnung zu bemerken.
Während das Farbsaum-Level bei
längster Brennweite noch sehr
gering ausfällt, nimmt es bei kür-
zester Brennweite etwas zu, ohne
dass die Farbsäume dabei aber
allzu stark hervortreten.“
Das sagen die Kollegen ...
„Normalerweise haben lichtstarke Objektive Schwierigkei-
ten hinsichtlich der Schärfe und der chromatischen Aberra-
tion. Das ist hier aber nicht der Fall. Wer sich für eine 21, 24
und 28 mm Brennweite interessiert, wird von der optischen
Leistung des Tokina nicht enttäuscht sein.“ (Kevin Carter)
„Das Tokina 14-20 mm f/2 nimmt mit seiner außerordent-
lichen Lichtstärke eine Sonderstellung ein. Gemeinsam mit
dem Sigma 18-35 mm f/1.8 Art hält das Tokina 14-20 mm
f/2 den Weltrekord unter den sehr lichtstarken Weitwinkel-
zooms für Kameras mit APS-C-Sensor.“ (Ivo Freriks)
„Auch wenn es zu einigen Blendenflecken gekommen ist,
gehe ich davon aus, dass das Objektiv mit seiner optischen
Qualität und seinen einzigartigen Ausstattungsmerkmalen
viele Käufer zufriedenstellen wird.“ (Szymon Starczewski)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Das Tokina weiß mit
einer hohen Lichtstärke zu gefallen und bie-
tet darüber hinaus eine für diese Objektivklas-
se sehenswerte optische Leistung. Nicht nur die
Schärfe überzeugt die Tester, auch die chromati-
sche Aberration hält sich in Grenzen.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Mit 735
Gramm gehört es zu den schwersten Weitwinkel-
zooms für APS-C-Kameras. Es wäre schön, wenn
Tokina das Objektiv auch für Sony, Fujifilm und
MFT anbieten würde, ohne dass extra ein Adap-
ter dazwischengeschaltet werden muss. Für die
nächste Generation würden wir uns trotz hoher
Lichtstärke einen Bildstabilisator wünschen.