Test
OBJEKTIVE
28
KAUFBERATUNG
Drei Porträt-Objektive
für Canon-APS-C-DSLRs
Welche Brennweite eignet sich am besten für
Porträt-Aufnahmen? Neben dem klassischen
leichten Tele haben auch Weitwinkel ihren Reiz.
Von Thomas Probst
S E R I E : Porträt-
Die Porträt-Fotografie deckt
Objektive für ...
viele verschiedene Facetten
Canon: 46/2018
ab. Deshalb ist es bei der Wahl
Nikon:47/2018
Sony:48/2018
des Objektivs auch gar nicht
MFT:49/2018
so einfach, die EINE perfekte
Brennweite zu empfehlen. Für
klassische Porträts sind erfahrungsgemäß Brenn-
weiten um die 85 und 105 mm (KB) ideal – im bes-
ten Fall mit einer hohen Lichtstärke, um die Blen-
de weit öffnen zu können. Solche Objektive eignen
sich zum Beispiel gut für Porträt-Aufnahmen vom
Kopf bis zur Brust. Es gibt aber auch viele Ganzkör-
per-Porträts, für die man mit einem 85 mm recht
weit zurückgehen müsste. In solchen Fällen kann
ein weitwinkligeres Objektiv mit etwa 35 mm (KB)
durchaus Sinn machen. So lässt sich zusätzlich der
Hintergrund mit in die Aufnahme einbauen. Doch
Vorsicht beim Weitwinkel: Das Modell sollte sich
besser in der Bildmitte aufhalten, um nicht an den
Bildrändern verzerrt zu wirken.
Der Porträt-Klassiker
Tamron SP AF 85 mm f/1,8 Di VC USD
Das Tamron SP AF 85 mm f/1,8 Di
VC
USD
ist
unsere
Empfehlung
N O 053
49/2018
für den klassischen Porträt-Look
Tamron SP AF 85 mm
mit einer Canon-APS-C-DSLR. Da
f/1,8 Di VC USD
es sich eigentlich um ein Klein-
KAU FTIP P
bildobjektiv handelt, entspricht
der Bildwinkel am APS-C-Sensor, unter Einbezug
des Verlängerungsfaktors, dem eines 136-mm-
Kleinbildobjektivs. Es ist also schon verhältnismä-
ßig telelastig und eignet sich damit auch für die
Aufnahme von Details. Warum gerade das Tamron?
Weil es mit einer Blende f/1,8 einerseits lichtstark
ausfällt und auf der anderen
Seite sogar mit einem Bildsta-
bilisator aufwarten kann. Den
hat das Canon EF 85 mm f/1,4L
IS USM zwar auch und dazu
sogar noch die größere Offen-
blende – preislich liegen beide
Objektive aber weit auseinan-
der. Während das Canon 85
mm rund 1.500 Euro kostet,
Quick Facts:
gibt es das stabilisierte Tamron
Preis: ca. 685 Euro
85 mm mit Blende f/1,8 bereits
Brennweite an APS-C
ab etwa 685 Euro. Das Canon
auf Kleinbild umge-
rechnet: 136 mm
ist selbstverständlich ein
Lichtstärke:
f/1,8
Top-Objektiv, es kostet aber
Bildstabilisator:
ja
eben mehr als das Doppelte.
Größe: 85 x 91 mm
Unserer Ansicht nach bietet
Gewicht: 700 g
das Tamron 85 mm f/1,8 das
bessere Preis-/Leistungsver-
hältnis an einer APS-C-Kamera. Dank des optischen
Bildstabilisators sind auch noch Aufnahmen bei
etwas längeren Belichtungszeiten aus der Hand
möglich. Durch die verbauten Dichtungen ist das
Objektiv zudem gegen Staub und Spritzwasser
gewappnet. Man muss also nicht gleich das Objek-
tiv wegpacken, falls mal leichter Regen einsetzt.
Der Ultraschall-Autofokus macht in den meisten
Fällen einen soliden Job. Bei weit offener Blende
empfiehlt es sich aber dennoch, hin und wieder die
Treffsicherheit zu kontrollieren.
Für Einsteiger
Canon EF 50 mm f/1,8 STM
Wer erst einmal langsam in die
Porträt-Fotografie
einsteigen
N O 053
49/2018
möchte und noch nicht bereit ist,
Canon EF 50 mm
einige hundert oder sogar über
f/1,8 STM
tausend Euro für ein hochwerti-
KAU FTIP P
ges Porträt-Objektiv auszugeben,
der kann auch mit Canons Preisknaller, dem EF 50
mm f/1,8 STM, sehr schöne Ergebnisse erzielen. Der
Bildwinkel des Objektivs entspricht an einem APS-
C-Sensor dem einer 80-mm-Kleinbild-Porträtbrenn-
weite. Die Blende lässt sich für Freisteller vor un-
scharfem Hintergrund bis auf f/1,8 öffnen. Und das
Beste daran: Das Ganze gibt es bereits für preiswer-
te 100 Euro. Der eingebaute
AF-Schrittmotor arbeitet leise
und eignet sich auch für Fil-
mer, da er an modernen
Canon-APS-C-DSLRs mit Dual
Pixel CMOS-Sensor angenehm
flüssige Schärfeverlagerungen
Quick Facts:
im Videomodus ermöglicht.
Preis: ca. 100 Euro
Für den Schnäppchenpreis
Brennweite an APS-C
stellt sich natürlich die Frage
auf Kleinbild umge-
rechnet: 80 mm
nach einem möglichen Haken.
Lichtstärke: f/1,8
Selbstverständlich darf man
Bildstabilisator:
nein
hier nicht die optische Leis-
Größe:
69
x
39
mm
tung der deutlich teureren Por-
trätobjektive erwarten. Die Vig- Gewicht: 160 g
nettierung, also der
Helligkeitsabfall zu den Bildrändern, ist vor allem
bei Blende f/1,8 sehr deutlich zu sehen. Es gibt aber
auch viele Fotografen, die eine solche Abdunklung
in den Ecken gerne als Gestaltungsmittel einsetzen.
Wer das nicht möchte, kann die Vignettierung
durch zweifaches Abblenden verringern. Dann geht
allerdings der Freistell-Effekt mit der Unschärfe im
Hintergrund etwas verloren. Auch bei der Bildschär-
fe sollte man für die nur 100 Euro damit rechnen,
dass die Schärfe im Bildzentrum zwar durchaus gut
ausfällt – zu den Ecken aber sichtbar abnimmt.
Weitwinklige Porträts zum fairen Preis
Canon EF 28 mm f/1,8 USM
Fotografen, sie sich mit ihrer
APS-C-Kamera
etwas
mehr
Hin-
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49/2018
tergrund in ihren Porträts wün-
Canon EF 28 mm
schen, sollten bei der Objek-
f/1,8 USM
tiv-Wahl auf den bei APS-C-
KAU FTIP P
typischen Verlängerungsfaktor
achten. Wir empfehlen das Canon EF 28 mm f/1,8
USM. Der Bildwinkel entspricht einer 45-mm-Klein-
bild-Brennweite. Damit lässt sich der Aufnahmehin-
tergrund gut einbauen. Wer ein bis zwei Schritte zu-
rückgeht, wird mit diesem Objektiv auch schöne
Ganzkörper-Porträts umsetzen
können. Auf einen Bildstabili-
sator muss man hier zwar ver-
zichten, die Blende lässt sich
aber auf f/1,8 öffnen, was auch
bei schwächerem Licht noch
genügend Spielraum lässt. Der
Autofokus stellt mithilfe eines
Quick Facts:
Ultraschallmotors scharf. Es ist
Preis: ca. 440 Euro
aber auch möglich, jederzeit
Brennweite an APS-C
manuell in die Schärfe einzu-
auf Kleinbild umge-
rechnet:
45
mm
greifen, ohne dafür extra erst in
Lichtstärke:
f/1,8
den "MF"-Modus schalten zu
Bildstabilisator: nein
müssen. Leider fehlen die
Größe: 74 x 56 mm
Dichtungen gegen Staub und
Gewicht:
310
g
Spritzwasser. Wenn Regen ein-
setzt, sollte man daher besser
nicht zu lange warten und das Objektiv notfalls weg-
packen, bevor man ein Risiko eingeht. Für rund 440
Euro gehört das EF 28 mm f/1,8 USM zu den preis-
werteren Weitwinkelobjektiven. Die Abbildungsleis-
tung ist sehr ordentlich. In Sachen Schärfe sind
hochpreisigere Weitwinkelobjektive aber teilweise
besser aufgestellt. Für ein EF 24 mm f/1,4L II USM
muss man aber zum Beispiel gleich 1.440 Euro auf
den Tisch legen.
Das PhotoWeekly-Fazit
„Der Einstieg in die Porträt-
Fotografie muss nicht teuer sein.“
Thomas Probst, Objektiv-Experte
Unsere Kauftipps heben drei Objektive hervor,
die gute Porträt-Aufnahmen ermöglichen, ohne
dabei allzu sehr den Geldbeutel zu belasten. Am
einfachsten gelingt der Einstieg mit dem Dauer-
Schnäppchen Canon EF 50 mm f/1,8 STM und ei-
ner umgerechneten Brennweite von 80 mm (KB).
Das Objektiv hat zwar bei der Schärfe und bei der
Vignettierung seine Einschränkungen, für ge-
legentliche Porträts reicht es aber allemal. Wer
sich eine höhere optische Qualität wünscht, wird
am Tamron SP AF 85 mm f/1,8 Di VC USD Gefal-
len finden. Es bietet einen stärkeren Telebereich
mit umgerechnet 136 mm und ist zudem mit ei-
nem Bildstabilisator ausgestattet. Damit sind so-
gar Freihandporträts während der Abenddäm-
merung möglich. Das Canon EF 28 mm f/1,8 USM
entspricht zwar nicht der klassischen Porträt-
brennweite, mit umgerechnet 45 mm (KB) sind
aber schöne Weitwinkel-Porträts möglich, die
auch die Umgebung mit einbinden.