Test
M E TA -T E S T
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NIKON AF-S NIKKOR
28 mm 1:1,4 E ED
Storytelling-
Talent
Von Ruben Schäfer
Zwischen 24 und 35 mm ist offenbar noch
Platz für etwas Neues: 28 mm f/1.4 heißt
das Weitwinkel, das so weit gar nicht ist.
Wer findet in der Nikon-Version sein Glück?
Von Ruben Schäfer
Reportagefotografen, die sich
bei 35 mm zu eingeschränkt
fühlten und bei 24 mm den Fo-
kus auf das Motiv vermisst ha-
ben, können aufatmen: Nikon hat
mit dem 28-mm-Objektiv genau
das Richtige für euch. Laut dem
Hersteller selbst ist die Linse per-
fekt für Visionen und Geschich-
ten geeignet. Veranstaltungen,
Hochzeiten, Porträts, Stadtland-
schaften oder Landschaften: Das
Nikkor soll jene beeindrucken, die
das verfügbare Licht flexibel nut-
zen möchten.
N O 053
46/2018
Nikon AF-S NIKKOR
28 mm 1:1,4 E ED
gut
Ausstattung
Wie bei Festbrennweiten üblich
konzentrierte sich Nikon auf
Lichtstärke und optische Qualität.
Die Verarbeitung des Ob-
Quick
Facts:
jektivs selbst ist gut, zwar
Preis: ca. 2.000 Euro
besteht das Nikkor zum
Gewicht:
640
g
Großteil aus Kunststoff,
Filterdurchmesser:
77
mm
das ist aber verschmerz-
Naheinstellgrenze: 27 cm
bar. Für Reportagefoto-
Erhältlich für: Nikon F
grafen wirklich wichtig:
ein guter Schutz gegen
Staub und Spritzwasser, der auch
das Bajonett mit abdeckt. Bei ei-
nem schmalen Schärfebereich ist
ein guter Autofokus unerlässlich:
Ein Silent-Wave-Motor (SWM) von
Nikon ermöglicht einen schnellen
und leisen Autofokus mit nahtlo-
ser manueller Übersteuerung. Das
Objektiv ist mit einem Fokussier-
ring für eine präzise manuelle Fo-
kussierung ausgestattet.
Im Inneren finden sich derweil 14
Linsen in 11 Gruppen, einen Bild-
stabilisator verbaut Nikon dies-
mal nicht – schade, allerdings im
Brennweitenbereich von 28 mm
ein lösbares Problem. Die Japa-
ner haben sich bei dem 28 mm
besonders viele Gedanken um ein
ansprechendes Bokeh gemacht:
Punktförmige Lichtquellen wer-
den mit minimalem Streulicht re-
produziert, auch bei Aufnahmen
mit Offenblende (1:1,4). Die Inten-
sität des Bokehs nimmt mit zu-
nehmendem Abstand zum scharf
fokussierten Punkt gleichmäßig
ab, sodass keine rauen Kanten
oder Doppellinien (Nisen-Bokeh)
entstehen. Zwei ED-Glaslinsen
und drei asphärische Linsen sor-
gen für schärfere Bilder. Die Ver-
zeichnung wird hervorragend
kompensiert und Farblängsfehler
sowie Farbsäume werden mini-
miert. Nikons Nanokristallvergü-
tung verringert Geisterbilder und
Streulicht und sorgt damit selbst
bei Gegenlicht oder bei zahlrei-
chen direkten Lichtquellen im
Bildausschnitt für brillante, kon-
trastreiche Bilder.
Die Verarbeitung
des Nikkors ist gut.
Der Autofokus ist
schnell und leise.
Gutes Glas: Die
optische Qualität
beweist Nikon ins-
besondere in der
Bildmitte.
Bildqualität
So schön sich die inneren Werte
des 28 mm auch lesen – in der
Praxis zählt nicht die Zahl der
ED-Linsen, sondern die der schar-
fen Bilder. Und da gibt es durch-
aus unterschiedliche Ergebnisse.
Ephotozine lobt die Schärfe des
Nikkors durch die Bank, ebenso
wie PhotographyLife. Imaging
Resource und Digitalkamera.de
äußern sich zwar begeistert zur
Schärfe in der Bildmitte, am
Rand sähe es jedoch dramatisch
schlechter aus, insbesondere bei
Offenblende: „Die 76 Linienpaare
pro Millimeter (lp/mm) kann man
getrost als offenblendtauglich be-
zeichnen, denn selbst stark ab-
geblendet lässt sich dieser Wert
maximal auf 86 lp/mm steigern.
Ganz anders sieht es hingegen
am Bildrand aus. Hier werden bei
Offenblende nur knapp 18 lp/mm
aufgelöst, was einem Randabfall
von 77 Prozent entspricht. Das ist
mit bloßem Auge selbst bei für die
D850 verhältnismäßig kleinen Ab-
zügen von 20 mal 30 Zentimeter
sichtbar“, so Digitalkamera.de. Da-
für, da sind sich alle einig, seien
die Bildfehler wie Farbsäume oder
Verzeichnung gut korrigiert.
Das sagen die Kollegen ...
„Die hohe Lichtstärke des Nikon AF-S 28 mm 1:1.4E ED
wird nicht nur beim Preis teuer erkauft. Die Verarbeitung
ist zwar gut, spiegelt den Preis aber nicht ganz wieder. Die
hohe Lichtstärke macht das Objektiv zudem recht groß und
schwer. Vor allem bei der Bildqualität muss man aber gehö-
rige Kompromisse in Kauf nehmen. Die Randauflösung bei
Offenblende ist katastrophal gering, dafür lassen sich mit
dem Objektiv gute Freistelleffekte bei schönem Bokeh erzie-
len.“ (Benjamin Kirchheim)
„Aufgrund meiner Tests und meiner Erfahrung auf diesem
Gebiet würde ich ohne zu zögern sagen, dass das 28 mm 1:
1,4E das beste Weitwinkelobjektiv ist, das Nikon je herge-
stellt hat. Trotz einiger Anzeichen für eine Bildfeldwölbung,
die auch etwas kleinere und leichtere Pedant, das Nikon
28 mm 1:1,8 G, hat, ist die Gesamtschärfe von der Mitte
bis zum Rand des Rahmens sehr beeindruckend, womit die
meisten anderen Objektive nicht mithalten können.“
(Nasim Mansurov)
„Es ist groß, es ist relativ schwer, es ist teuer. Aber: das
Nikon AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4E ED ist in jeder Hinsicht
hervorragend. Das Handling ist schön, die Konstruktions-
qualität einwandfrei und die optische Leistung universell
hervorragend. Es besteht kein Zweifel, dass Nikon uns eine
sehr wünschenswerte Optik präsentiert hat, wenn auch zu
einem satten Preis.“ (John Riley)
Das PhotoWeekly-Urteil
Das hat uns gefallen: Das hat uns gefallen:
Mal was anderes als 35 und 24 mm – warum
nicht? Das Nikon ist gut verarbeitet, gut korri-
giert und im Bildzentrum extrem scharf. Auch
der Autofokus überzeugt. Der Wetterschutz
rundet das Paket ab.
Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Der Bild
rand ist nicht besonders scharf. Der Preis ist
hoch – da bekommt man von Sigma gleich ein
35er, ein 24er und hat noch was übrig. Das Sigma
28 mm ist übrigens auch im Anmarsch.
Nikon AF-S NIKKOR
28 mm 1:1,4 E ED
N 053
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46/2018
gut