PhotoWeekly 46/2018 | Page 27

Test M E TA -T E S T 27 NIKON AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4 E ED Storytelling- Talent Von Ruben Schäfer Zwischen 24 und 35 mm ist offenbar noch Platz für etwas Neues: 28 mm f/1.4 heißt das Weitwinkel, das so weit gar nicht ist. Wer findet in der Nikon-Version sein Glück? Von Ruben Schäfer Reportagefotografen, die sich bei 35 mm zu eingeschränkt fühlten und bei 24 mm den Fo- kus auf das Motiv vermisst ha- ben, können aufatmen: Nikon hat mit dem 28-mm-Objektiv genau das Richtige für euch. Laut dem Hersteller selbst ist die Linse per- fekt für Visionen und Geschich- ten geeignet. Veranstaltungen, Hochzeiten, Porträts, Stadtland- schaften oder Landschaften: Das Nikkor soll jene beeindrucken, die das verfügbare Licht flexibel nut- zen möchten. N O 053 46/2018 Nikon AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4 E ED gut Ausstattung Wie bei Festbrennweiten üblich konzentrierte sich Nikon auf Lichtstärke und optische Qualität. Die Verarbeitung des Ob- Quick Facts: jektivs selbst ist gut, zwar Preis: ca. 2.000 Euro besteht das Nikkor zum Gewicht: 640 g Großteil aus Kunststoff, Filterdurchmesser: 77 mm das ist aber verschmerz- Naheinstellgrenze: 27 cm bar. Für Reportagefoto- Erhältlich für: Nikon F grafen wirklich wichtig: ein guter Schutz gegen Staub und Spritzwasser, der auch das Bajonett mit abdeckt. Bei ei- nem schmalen Schärfebereich ist ein guter Autofokus unerlässlich: Ein Silent-Wave-Motor (SWM) von Nikon ermöglicht einen schnellen und leisen Autofokus mit nahtlo- ser manueller Übersteuerung. Das Objektiv ist mit einem Fokussier- ring für eine präzise manuelle Fo- kussierung ausgestattet. Im Inneren finden sich derweil 14 Linsen in 11 Gruppen, einen Bild- stabilisator verbaut Nikon dies- mal nicht – schade, allerdings im Brennweitenbereich von 28 mm ein lösbares Problem. Die Japa- ner haben sich bei dem 28 mm besonders viele Gedanken um ein ansprechendes Bokeh gemacht: Punktförmige Lichtquellen wer- den mit minimalem Streulicht re- produziert, auch bei Aufnahmen mit Offenblende (1:1,4). Die Inten- sität des Bokehs nimmt mit zu- nehmendem Abstand zum scharf fokussierten Punkt gleichmäßig ab, sodass keine rauen Kanten oder Doppellinien (Nisen-Bokeh) entstehen. Zwei ED-Glaslinsen und drei asphärische Linsen sor- gen für schärfere Bilder. Die Ver- zeichnung wird hervorragend kompensiert und Farblängsfehler sowie Farbsäume werden mini- miert. Nikons Nanokristallvergü- tung verringert Geisterbilder und Streulicht und sorgt damit selbst bei Gegenlicht oder bei zahlrei- chen direkten Lichtquellen im Bildausschnitt für brillante, kon- trastreiche Bilder. Die Verarbeitung des Nikkors ist gut. Der Autofokus ist schnell und leise. Gutes Glas: Die optische Qualität beweist Nikon ins- besondere in der Bildmitte. Bildqualität So schön sich die inneren Werte des 28 mm auch lesen – in der Praxis zählt nicht die Zahl der ED-Linsen, sondern die der schar- fen Bilder. Und da gibt es durch- aus unterschiedliche Ergebnisse. Ephotozine lobt die Schärfe des Nikkors durch die Bank, ebenso wie PhotographyLife. Imaging Resource und Digitalkamera.de äußern sich zwar begeistert zur Schärfe in der Bildmitte, am Rand sähe es jedoch dramatisch schlechter aus, insbesondere bei Offenblende: „Die 76 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) kann man getrost als offenblendtauglich be- zeichnen, denn selbst stark ab- geblendet lässt sich dieser Wert maximal auf 86 lp/mm steigern. Ganz anders sieht es hingegen am Bildrand aus. Hier werden bei Offenblende nur knapp 18 lp/mm aufgelöst, was einem Randabfall von 77 Prozent entspricht. Das ist mit bloßem Auge selbst bei für die D850 verhältnismäßig kleinen Ab- zügen von 20 mal 30 Zentimeter sichtbar“, so Digitalkamera.de. Da- für, da sind sich alle einig, seien die Bildfehler wie Farbsäume oder Verzeichnung gut korrigiert. Das sagen die Kollegen ...  „Die hohe Lichtstärke des Nikon AF-S 28 mm 1:1.4E ED wird nicht nur beim Preis teuer erkauft. Die Verarbeitung ist zwar gut, spiegelt den Preis aber nicht ganz wieder. Die hohe Lichtstärke macht das Objektiv zudem recht groß und schwer. Vor allem bei der Bildqualität muss man aber gehö- rige Kompromisse in Kauf nehmen. Die Randauflösung bei Offenblende ist katastrophal gering, dafür lassen sich mit dem Objektiv gute Freistelleffekte bei schönem Bokeh erzie- len.“  (Benjamin Kirchheim)  „Aufgrund meiner Tests und meiner Erfahrung auf diesem Gebiet würde ich ohne zu zögern sagen, dass das 28 mm 1: 1,4E das beste Weitwinkelobjektiv ist, das Nikon je herge- stellt hat. Trotz einiger Anzeichen für eine Bildfeldwölbung, die auch etwas kleinere und leichtere Pedant, das Nikon 28 mm 1:1,8 G, hat, ist die Gesamtschärfe von der Mitte bis zum Rand des Rahmens sehr beeindruckend, womit die meisten anderen Objektive nicht mithalten können.“  (Nasim Mansurov)  „Es ist groß, es ist relativ schwer, es ist teuer. Aber: das Nikon AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4E ED ist in jeder Hinsicht hervorragend. Das Handling ist schön, die Konstruktions- qualität einwandfrei und die optische Leistung universell hervorragend. Es besteht kein Zweifel, dass Nikon uns eine sehr wünschenswerte Optik präsentiert hat, wenn auch zu einem satten Preis.“  (John Riley) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Das hat uns gefallen: Mal was anderes als 35 und 24 mm – warum nicht? Das Nikon ist gut verarbeitet, gut korri- giert und im Bildzentrum extrem scharf. Auch der Autofokus überzeugt. Der Wetterschutz rundet das Paket ab.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Der Bild­ rand ist nicht besonders scharf. Der Preis ist hoch – da bekommt man von Sigma gleich ein 35er, ein 24er und hat noch was übrig. Das Sigma 28 mm ist übrigens auch im Anmarsch. Nikon AF-S NIKKOR 28 mm 1:1,4 E ED N 053 O 46/2018 gut