PhotoWeekly 47/2018 | Page 25

Test OBJEKTIVE 25 KAUFBERATUNG Drei Porträt-Objektive für Nikon-APS-C-DSLRs Welche Brennweite eignet sich am besten für Porträt-Aufnahmen? Neben dem klassischen leichten Tele haben auch Weitwinkel ihren Reiz. Von Thomas Probst S E R I E : Porträt- Die Porträt-Fotografie deckt Objektive für ... viele verschiedene Facetten Canon:46/2018 ab. Deshalb ist es bei der Wahl  Nikon: 47/2018 Sony:48/2018 des Objektivs auch gar nicht MFT:49/2018 so einfach, die EINE perfekte Brennweite zu empfehlen. Für klassische Porträts sind erfahrungsgemäß Brenn- weiten um die 85 und 105 mm (KB) ideal – im besten Fall mit einer hohen Lichtstärke, um die Blende weit öffnen zu können. Solche Objektive eignen sich zum Beispiel gut für Porträt-Aufnahmen vom Kopf bis zur Brust. Es gibt aber auch viele Ganzkörper-Porträts, für die man mit einem 85 mm recht weit zurückge- hen müsste. In solchen Fällen kann ein weitwinkli- geres Objektiv mit etwa 35 mm (KB) durchaus sinn- voll sein. So lässt sich zusätzlich der Hintergrund mit in die Aufnahme einbauen. Doch Vorsicht beim Weit- winkel: Das Modell sollte sich besser in der Bildmitte aufhalten, um nicht an den Bildrändern verzerrt zu wirken. Der Porträt-Klassiker Nikon AF-S Nikkor 85 mm f/1,8G Nikons AF-S Nikkor 85 mm f/1,8G ermöglicht einen klassischen N O 054 47/2018 Porträt-Look zu einem fairen Nikon AF-S Nikkor Preis. Die Festbrennweite ist be- 85 mm f/1,8G reits ab 495 Euro erhältlich und KAU FTIP P bietet eine hohe Lichtstärke mit einer offenen Blende f/1,8. Wird die Optik an einer APS-C-Kamera eingesetzt, kommt es zu einem Ver- längerungsfaktor mal 1,5. Der daraus resultierende Bildwinkel entspricht dem einer 127,5-mm-Klein- bild-Festbrennweite. Ein solcher Telebereich eignet sich zum Beispiel ideal für Nahaufnahmen vom Kopf des Models. Aber auch halbnahe Ansichten von Kopf bis zur Brust sind kein Problem, wenn man ein, zwei Schritte zurückgeht. Das Objektiv fokussiert mit einem Ultraschallmotor, der leise, schnell und treff- sicher arbeitet. Die Bildqualität macht einen sehr guten Ein- druck. Die Ergebnisbilder scheinen nahezu verzeich- nungsfrei zu sein. Bei offener Blende f/1,8 wird man zwar eine Vignettierung, also eine Quick Facts: Abdunklung in den Ecken be- Preis: ca. 495 Euro merken, das Problem lässt sich Brennweite an APS-C durch ein- oder zweimaliges auf Kleinbild umge- rechnet: 127,5 mm Abblenden aber gut in den Griff Lichtstärke: f/1,8 bekommen. Wer nicht abblen- Bildstabilisator: nein den möchte, um sich den Größe: 80 x 73 mm Freistelleffekt mit der Hinter- Gewicht: 350 g grundunschärfe bei Blende f/1,8 zu erhalten, der wird die Vig- nettierung auch ganz gut über die Objektivkorrektur in der Nachbearbeitung verringern können. Was bei schwachem Licht etwas fehlt, ist ein Bildstabilisator. Den gibt es alternativ beim Tamron SP 85 mm f/1,8 Di VC USD. Auch das Tamron ist ein absolut empfeh- lenswertes Porträtobjektiv – der Preis liegt mit rund 690 Euro allerdings etwa 200 Euro über dem des Nikon 85 mm. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob der Bildstabilisator und das rundum abgedichtete Gehäuse des Tamron die höhere Ausgabe wert sind. Das Nikon 85 mm f/1,8 ist zumindest am Metallbajo- nett mit einem Gummiring abgedichtet. So wird ver- hindert, dass Feuchtigkeit auf den Sensor gelangt. Gutes Einsteiger-Objektiv Nikon AF-S Nikkor 50 mm f/1,8G Wer als Hobbyfotograf seine ers- ten Versuche in die Porträt-Foto- N O 054 47/2018 grafie unternimmt, findet im Nikon AF-S Nikkor Nikon AF-S Nikkor 50 mm f/1,8G 50 mm f/1,8G das ideale Einstiegsobjektiv. KAU FTIP P Durch den an APS-C-Kameras typischen Verlängerungsfaktor entspricht der Bild- winkel des 50 mm dem eines 75 mm im Kleinbild- format. Man erhält damit also nahezu den Look einer klassischen Porträtbrennweite – ohne dafür allzu viel Geld auszugeben zu müssen. Nur rund 220 Euro stehen auf dem Preis- schild. Dafür kann das 50 mm sogar mit einer hohen Licht- stärke aufwarten. Die Blende lässt sich bis auf f/1,8 öffnen, was zu einer sichtbaren Hin- tergrundunschärfe führt. Das Model wird damit sehr einfach Quick Facts: freigestellt. Da das Objektiv an Preis: ca. 220 Euro einer APS-C-Kamera so gut Brennweite an APS-C wie keine Verzeichnung zeigt, auf Kleinbild umge- rechnet: 75 mm muss man sich bei Porträts Lichtstärke: f/1,8 auch keine Gedanken über Bildstabilisator: nein mögliche Verzerrungen am Größe: 72 x 53 mm Bildrand machen. Gut sichtbar Gewicht: 185 g ist dagegen eine leichte Vig- nettierung in den Bildecken bei f/1,8. Durch Abblenden lässt sich der Helligkeits- abfall aber sichtbar verringern. Scharfgestellt wird über einen leisen und zuverlässig treffenden Ultra- schallautofokus. Auf einen Bildstabilisator muss man beim Nikkor 50 mm f/1,8 verzichten. Dafür fällt das Objektiv angenehm kompakt und mit nur 185 Gramm auch sehr leicht aus. Das Gehäuse ist zwar nicht vollständig abgedichtet, das Metallbajonett wird aber zumindest von einem Dichtungsring um- geben, der Staub und Spritzwasser vom Sensor fern- hält. Den Hintergrund mit einbinden Sigma 24 mm f/1,4 DG HSM (A) Sigmas 24 mm f/1,4 DG HSM (A) eignet sich ideal für Porträts im N O 054 47/2018 Reportage-Stil. Der Bildwinkel Sigma 24 mm lässt sich an einer APS-C-Kame- f/1,4 DG HSM (A) ra mit dem eines 36-mm-Klein- KAU FTIP P bildobjektivs vergleichen. Damit ist es möglich, den Hintergrund mit in die Porträt- Aufnahme einfließen zu lassen. Mit der weit offenen Blende f/1,4 ist das Sigma insgesamt lichtstärker als die beiden weiter oben vor- gestellten Nikon-Objektive. Das Sigma fällt für rund 719 Euro aber auch ein gutes Stück teurer aus. Wir empfehlen die- ses Objektiv deshalb eher für bereits erfahrene Fotografen, die sich intensiver mit der Quick Facts: Porträt-Fotografie beschäfti- Preis: ca. 719 Euro gen möchten. Mit Weitwinkel- Brennweite an APS-C Objektiven, wie dem Sigma auf Kleinbild umge- rechnet: 36 mm 24 mm, lässt es sich etwas Lichtstärke: f/1,4 leichter experimentieren als Bildstabilisator: nein zum Beispiel mit einem recht Größe: 85 x 90 mm telelastigen 85 mm. Ganzkör- perporträts lassen sich mit den Gewicht: 665 g umgerechnet 36 mm (KB) ganz leicht realisieren. Man kann aber auch nah an sein Modell herangehen, da die Naheinstellgrenze des Sigmas kürzer ist als die des 50 mm und die des 85 mm. Man sollte allerdings vermeiden, zu nah mit dem Objektiv an Personen heranzugehen. Gesichter können ansonsten schnell verzerren. Durch die hohe Lichtstärke und die dafür eingesetzten 15 Linsen in 11 Gruppen benötigt das Sigma mit 85 x 90 mm etwas mehr Platz in der Fototasche als die längeren Nikon-Brennweiten. Mit circa 665 Gramm ist es au- ßerdem auch doppelt so schwer wie das Nikon AF-S Nikkor 85 mm f/1,8G. Dafür werden Fotografen mit einer erstklassigen Bildqualität belohnt. Das PhotoWeekly-Fazit „Nikons preiswertes 50 mm f/1,8 ist ideal für Porträt-Einsteiger.“ Thomas Probst, Objektiv-Experte Das Nikon AF-S Nikkor 50 mm f/1,8G beweist, dass spannende Porträts nicht nur mit teuren Objektiven möglich sind. Die lichtstarke Fest- brennweite kostet lediglich 220 Euro und ermög- licht dank Blende f/1,8 einen schönen Freisteller- Look vor unscharfem Hintergrund. Wenn es etwas mehr Tele sein darf, empfiehlt sich das Nikon AF-S Nikkor 85 mm f/1,8G für spannen- de Kopf- und Detailaufnahmen bei umgerech- net 127,5 mm. Sigmas 24-mm-Weitwinkel ist das kostspieligste Objektiv des Trios. Es lädt zum Experimentieren ein und eröffnet dem Fotogra- fen die Option, den Hintergrund stärker in sei- ne Porträts mit einzubauen. Neben der sehr gu- ten Lichtstärke gibt es für die 719 Euro auch eine erstklassige Bildqualität.