KI ist eines der großen Trendthemen der photokina. Wo steht sie heute, was erwartet uns morgen? photokinaDAILY hat mit denen gesprochen, die es wissen müssen.
Oleksandr Savsunenko( Skylum) und Arne Herkelmann( Huawei)
„ Wie Bilder denken lernen“ lautete der Titel einer Talkrunde des PIV am Donnerstag auf der photokina. Wir haben zwei der Experten aus der Runde noch zu einem kurzen Doppel-Interview gebeten.
Was heißt Künstliche Intelligenz in der Fotografie? Oleksandr Savsunenko: Der Informatiker Andrew NG hat vor zwei Jahren gesagt, dass man wohl alles, was ein Mensch in unter einer Sekunde tun kann, durch KI automatisieren kann. Man sollte es aber eher als Unterstützung begreifen – die Maschine tut, was man selbst auch machen würde: RAW-Entwicklung, Objektivkorrektur, Horizont geraderichten, optimal zuschneiden,... Arne Herkelmann: KI ist in der Fotografie heute schon überall, von der Aufnahme bis zur Nachbearbeitung. Zum einen hilft KI, die Hardware-Limitierungen von Smartphone-Kameras zu kompensieren oder sogar zu überwinden – beispielsweise die geringe Sensorgröße und die damit einhergehenden Qualitätsunterschiede oder auch die Lichtempfindlichkeit. Huawei will mit KI Fotografie einfacher machen, sodass jeder mit seiner Kamera die besten Bilder bekommt.
„ Es liegt in der Natur des Menschen, kreativ zu sein. KI kann dabei unterstützen.“
Oleksandr Savsunenko,
Head of AI Lab, Skylum Software
Wie funktioniert das alles? AH: KI basiert auf maschinellem Lernen. Durch Wiederholung und ständiges Feedback über Falsch und Richtig von Entscheidungen werden die Modelle dann stetig besser. Sie erkennen einen speziellen Hund, können aber auch abstrahieren und Rassen oder die Gattung Hund generell identifizieren. In der Leica Triple-Kamera unseres Huawei P20 Pro sind KI-Modelle integriert, die bereits trainiert wurden. OS: Bei Skylum füttern wir nach genau diesem Prinzip unsere Maschinen mit tausenden von Bildern. So lernen sie, die Szene zu verstehen: Was ist das im Vordergrund? Wo steht die Sonne? Wo ist der Himmel? So ist die KI in der Lage, unterschiedliche Bereiche des Bildes in der automatischen Optimierung auch unterschiedlich zu behandeln. Durch neue Technologien können wir Bilder intelligenter entrauschen, Verwacklungsunschärfe eliminieren und Bilder sauber skalieren.
Wie profitiere ich davon heute? AH: Im Huawei P20 Pro hilft die KI zum Beispiel Nutzern, die sich nicht mit der Theorie der Fotografie auskennen. Die KI erkennt in Echtzeit, was der Nutzer gerade fotografieren möchte: ein Porträt, einen Sonnenuntergang, den schönen Sommertag,
„ KI ist schon heute überall, von der Aufnahme bis zum Nachbearbeiten.“
Arne Herkelmann, Head of Handset Portfolio, Huawei Europe die Eiskristalle morgens an der Scheibe der Skihütte, und stellt die Kamera passend ein. Sogar Langzeitbelichtungen mit bis zu sieben Sekunden ohne Stativ sind dank KI möglich. OS: Unsere Software Photolemur bearbeitet Bilder selbständig mit nur einem Klick. Und das Beste ist: Das ist keine Zukunftsmusik, das kann jeder bereits kostenlos ausprobieren, indem er sich bei uns die Test-Version herunterlädt! Auch in Luminar steckt eine Menge KI und es wird mit jeder Version mehr. Hier kann ich als Nutzer dann vieles noch feintunen und selbst beeinflussen. Uns ist wichtig, dass die Menschen möglichst einfach zum optimalen Bild ergebnis kommen.
Und wenn ich KI gar nicht will? OS: Jeder kann selbst entscheiden, welche Werkzeuge er nutzt. Es gibt auch heute noch Top-Fotografen, die analog fotografieren. AH: So ähnlich sehen wir das auch. Huawei setzt KI ein, um den Nutzer zu unterstützen, nicht um ihn zu bevormunden. Im Profi-Modus unserer Kameras kann man als Fotograf sogar alle wichtigen Einstellungen komplett manuell vornehmen.
Wo bleibt bei KI die Kreativität? Sehen dann nicht alle Bilder gleich aus? AH: Man sagt ja, „ Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Gerade Fotografie ist etwas höchst Subjektives. Jeder Fotograf hat andere Vorstellungen von Perfektion, jeder Betrachter sieht etwas anderes, mag etwas anderes. Würde jeder seine Kamera exakt an der gleichen Stelle positionieren und zur gleichen Zeit, das gleiche Motiv mit den gleichen Einstellungen fotografieren, sähen die Bilder sicherlich sehr ähnlich aus. In der Realität passiert so etwas aber eher selten. Fotografen suchen Perspektiven, andere Blickwinkel, anderes Licht. OS: Es liegt in der Natur des Menschen, kreativ zu sein. Wer mehr Werkzeuge zur Verfügung hat, der hat auch mehr Möglichkeiten, seine Kreativität auszudrücken. Und nichts anderes ist KI: ein weiteres Werkzeug. AH: Genau! Mit den Möglichkeiten können Bilder gemacht werden, die vorher so nicht möglich waren. Ohne dass der Nutzer sich zu lange mit Technik beschäftigen muss.