Special
FOOD FOTOGRAFIE
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Wähle ein Objektiv
Warum die Magie bei 50 mm passiert
Geh zurück:
„Näherkommen“
ist oft ein guter
Ratschlag, aber
wenn du zu nahe
kommst, gehen
komplexere
Kompositionen
verloren.
Das Sichtfeld eines 50-mm-Ob-
jektivs ist der Sweetspot für Still-
leben, auch für Speisen. Wenn
sich das Sichtfeld erweitert, etwa
bei 35 mm, gibt es Perspektivpro-
bleme. Du musst immer näher
kommen, wodurch die Perspekti-
ve übertrieben wird. Es wird auch
schwieriger, den Hintergrund zu
steuern. Je weiter das Objektiv,
desto weniger Unschärfe kann
dort entstehen.
Das Verkleinern des Sichtfel-
des mit einem Teleobjektiv kann
ebenfalls aber ein Problem wer-
den. Längere Brennweiten wie
100 mm komprimieren die Sze-
ne – das Bild verliert Tiefe und
die Kompositionen wirken flach.
Längere Objektive verursachen
auch logistische Probleme, wenn
du wenig Platz hast, da du mög-
licherweise nicht genug Abstand
bekommst. Es funktioniert alles
viel besser, wenn du mit 50 mm
fotografierst (am Vollformat).
Fensterplatz:
Fotografiere bei
natürlichem Licht
quer zum Licht für
mehr Farben, oder
fotografiere ein
wenig zurück ins
Licht, um Kontrast
und Drama zu er-
zeugen.
Menschen als
Requisiten: Nimm
Hände mit ins Bild,
oder tritt zurück
und erzeuge mit
lächelnden Men-
schen etwas Stim-
mung im Bild.
Wenn du eine Vollformat-Kame-
ra nutzt, hast du den Vorteil, dass
es auf dem Markt viele günstige
Festbrennweiten gibt. Eine Blen-
de von f2 ist perfekt. Natürlich
kannst du auch ein 24-70 mm
f2.8 zu verwenden, wenn du eins
hast, aber dann erzielst du bei
f2 nicht die volle Wirkung einer
Festbrennweite und du schleppst
eine klobige, große Linse herum.
Das äquivalente Objektiv
für APS-C-Kameras ist ein
35-mm-Objektiv (1,4) oder für
MFT das 25-mm-Objektiv (1,2). Je
kleiner der Kamerasensor, desto
größer ist die Schärfentiefe, die
an derselben Blendenstufe er-
reicht wird. Nutze also offenere
Blenden. Bei kleinen Schärfentie-
fen geht es darum, die Aufmerk-
samkeit auf ein Motiv in der Sze-
ne zu lenken. Der scharfe Bereich
wird erweitert, wenn du vom Mo-
tiv zurücktrittst. Je größer die
Szene ist, die du bei 50 mm auf-
nimmst, desto kleiner sollte die
Blende werden, um eine klare Fo-
kussierung zu erreichen. Wenn
du dagegen Details fotografierst,
kann die Blende auch etwas ge-
schlossener bleiben, hier bietet
sich sogar eine Blende 4 an, um
die Details deines Motivs noch zu
erfassen. Hast du dagegen mehr
Abstand zum Motiv, solltest du
mit der Blende variabel arbeiten.
Probiere es aus!
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