PhotoWeekly 03.09.2025 | Page 19

SPECIAL URBAN PHOTOS 19

07 DENK WIE EIN KÜNSTLER Nutze Umgebung, persönliche Eindrücke und Bildsprache, um Tiefe zu erzeugen. Die urbane Landschaft ist weit mehr als klassische Skyline-Motive. Auch Parkplätze, Vorstädte oder Industrieareale gehören dazu – schön oder hässlich, poetisch oder politisch. Gerade deshalb lohnt es sich, den Raum bewusst zu erkunden und auf sich wirken zu lassen, besonders wenn er neu für dich ist.

Ein spannender Ansatz stammt vom US-Fotografen und Autor Robert Adams, einem Vertreter der „ New Topographics“ – einer losen Gruppe von Landschaftsfotografen aus den 1970er-Jahren. In seinem Buch Beauty in Photography beschreibt Adams, was für ihn ein gutes Landschaftsfoto ausmacht – seine Gedanken lassen sich wunderbar auf die Stadtfotografie übertragen.

Nimm dir Zeit, die Umgebung zu erkunden – besonders, wenn sie neu für dich ist.

Adams meint, ein wirklich fesselndes Foto funktioniert auf drei Ebenen: Geografie, Biografie und Metapher. Geografie meint das konkrete Motiv, das Licht, das Wetter. Biografie steht für deine persönliche Beziehung zum Ort – wie du ihn wahrnimmst, was er in dir auslöst. Und Metapher meint, dass dein Bild eine tiefere Bedeutung oder symbolische Ebene haben kann.

Er sagt: Fehlt eine dieser drei Ebenen, wird das Bild schnell einseitig. Wenn aber alle drei zusammenspielen, kann daraus ein spannendes, vielschichtiges Bild werden. Ein kluger Gedanke – und ein guter Kompass für deine eigene Bildgestaltung. Tipp: Such mal online nach den New Topographics, da gibt’ s viel zu entdecken.

08 SPIEGLEIN, SPIEGLEIN

Mach Reflexionen zum Gestaltungselement – nicht zum Zufallstreffer.

Reflexionen bringen Tiefe und Spannung ins Bild – du musst sie nur sehen. Ob blitzsaubere Schaufensterscheiben, glänzendes Messing, die Glasfassade eines Hochhauses oder das Wellenmuster auf dem Wasser: Spiegelungen findest du überall in der Stadt. Klar, manchmal stören sie auch – etwa wenn sich plötzlich ein Lieferwagen im Fenster spiegelt. Aber wenn du bewusst auf Spiegelungen achtest, wirst du schnell merken, wie kreativ du sie einsetzen kannst.

Entscheidend ist: Schau dir nicht nur die Fläche an, sondern was sich darin spiegelt. Nach einem Regenschauer bieten Pfützen dafür großartige Möglichkeiten. Besonders spannend wird’ s, wenn du in die Hocke gehst oder dich sogar auf den Boden begibst – so nutzt du die Fläche optimal im Bildaufbau. Einige Fotografen tragen sogar eine kleine Wasserflasche bei sich, um eine Pfütze dort zu erzeugen, wo sie gerade fehlt.

Und wenn du eine Spiegelung lieber loswerden willst? Dann hilft ein Polarisationsfilter. Der lässt sich kaum in der Nachbearbeitung simulieren – also ein echtes Must-have im Fotorucksack.

Tipp

09 + 10