Praxis
PHOTO KLASSIK
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Praxis-Tipps für bessere
Analogaufnahmen
PhotoKlassik berichtet viermal im Jahr über die
Welt der analogen Fotografie. In den nächsten
Ausgaben von PhotoWeekly findest du an dieser
Stelle jeweils einen PhotoKlassik-Tipp.
Text & Fotos: Thomas Raatz (analoge-fotografie.net)
Folge 8 von 10 – Für Selbstentwickler II:
Korn provozieren oder vermeiden
Einer der auffälligsten Unterschiede zu ei-
nem simplen Digitalfoto ist bei der analogen
Fotografie das Filmkorn – zumindest, was die
Schwarzweiß-Fotografie anbelangt: Die Bilder sind
zunächst chemisch zusammengesetzt, sie sind kei-
ne reinen Pixel-Arrangements und weisen daher –
je nach Filmtyp und Entwicklertyp – mehr oder we-
niger sichtbares Filmkorn auf.
Das Maß dieser »Grobheit« kann man steuern –
und zwar mit der Wahl des Filmes und mit der Wahl
des Negativentwicklers beim Selbstentwickeln.
Möchte man eine schroffe Abbildungsqualität ha-
ben, dann wählt man einen Schwarzweiß-Film mit
hoher ISO-Zahl, z. B. einen Ilford HP 5 (400 ASA). Die-
sen entwickelt man dann zu Hause selbst mit einem
Schwarzweiß-Entwickler, der Schärfe und Korn be-
tont, wie mit dem bekannten Rodinal. Möchte man
das Gegenteil, also eine hohe Auflösung und weiche
Konturen bzw. »feine Grauwerte«, dann greift man zu
einem hochauflösenden, jedoch weniger lichtstarken
Film, wie z. B. dem Ilford Delta 100, und wählt einen
Feinkornentwickler wie den Ilford Perceptol.
Das Maß, wie das Filmkorn akzentuiert wird, kann
auch mittels der Belichtung und der Entwicklung ge-
steuert werden: Gönnt man dem Film viel Licht und
entwickelt kurz, erhält man fein aufgelöste Negative.
Belichtet man jedoch knapp und entwickelt lange,
erhöht man die Körnigkeit des späteren Positivs.
Wer möglichst viel Korn bei seinen S/W-Fotos pro-
vozieren möchte, sollte diese Methoden anwenden:
Einen „klassischen“ Schwarzweiß-Film mit ho-
hem ASA-Wert verwenden, z. B. einen Ilford HP5
(400 ASA)
Den Film unterbelichten und später länger
entwickeln („Push“)
Ein kleines Aufnahmeformat bzw. -system
wählen, also Kleinbild statt Mittelformat
Den Schwarzweiß-Film später selbst in einem
Entwickler entwickeln, der das Filmkorn nicht
schont, z. B. in Rodinal bzw. dessen Nachbauten
Nicht vollformatig fotografieren, sondern später
lediglich einen Bildausschnitt verwenden bzw.
diesen vergrößern
Beim Vergrößern im eigenen Fotolabor einen
sogenannten „Lith-Entwickler“ verwenden. Die-
ser Spezial-Positiventwickler zaubert sogar
Korn aus per se feinkörnigen Negativen.
Beherzigt man jeweils das Gegenteil, verringert
man das Korn bzw. erhält fein durchgezeichnete
Tonwerte und eine hohe Auflösung.
Unser Autor:
Thomas Raatz fotografiert seit dem Ende der 1990er-Jahre und
seitdem durchgehend analog: „Ich lege keinen Wert auf Nost-
algie und Dogma, sondern bin an einer gewissen mechanischen
Qualität interessiert und am fotografischen Original (am phy-
sischen Datenträger [dem Negativ] und am Handabzug), zudem
auch am qualitativ hochwertigen Digitalisieren (Scannen) eines
solchen. Ich habe in den letzten Jahren vieles ausprobiert und
sogar ein Studium im Bereich Fotografie absolviert.“
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