„ Ich möchte Türen öffnen , die verschlossen sind .“
Dominic Verhulst
Neben der Architekturfotografie schlägt das Herz von Dominic Verhulst für authentische Reportagen und Foto-Dokumentationen . Seit Anfang des Jahres hat er für seine Reisen die Stative und Stativköpfe von Leofoto für sich entdeckt .
Interview : Thomas Probst , Fotos : Dominic Verhulst
Dominic , was hat deine Leidenschaft für die Fotografie geweckt und was begeistert dich besonders an Reportagen und Dokumentationen ?
Zur Person :
Dominic Verhulst (* 1964 ) ist ein belgischer Architekturfotograf , der sich hauptsächlich auf Reportage- und Dokumentarfotografie für Magazine konzentriert . Als Dozent an der Leica Akademie in Deutschland unterrichtet er auch internationale Workshops . Zudem ist er Botschafter der wachsenden Stativmarke Leofoto .
dominicverhulst . com
Ich war sechs oder sieben Jahre alt , als mir mein Großvater meine erste Kamera geschenkt hat . Seitdem lässt mich die Fotografie nicht mehr los . Nach meinem Kunststudium habe ich in Belgien Fotografie studiert und schnell gemerkt , dass mich die Reportage- und Dokumentarfotografie enorm fasziniert . Ich habe große Freude daran , mit meinen Bildern Geschichten zu erzählen .
Aber du hast nicht gleich mit Reportagen begonnen , richtig ? Als ich damals mit dem Studium fertig war , habe ich als erstes Architektur fotografiert . Mein Vater war Architekt und so habe ich schnell Aufträge in diesem Bereich bekommen . Ich habe 25 Jahre Architektur fotografiert . Das hat mir auch immer Spaß gemacht – meine große Leidenschaft war und ist aber die Reportage- und Dokumentarfotografie . Ich habe viele Bücher darüber gelesen , die Meister der Dokumentarfotografie studiert und viele professionelle Workshops in den Vereinigten Staaten besucht . Am Anfang habe ich mich von bekannten Fotografen wie Sebastião Salgado , David Alan Harvey und Larry Towell inspirieren lassen . Die haben alle einen eigenen Stil , der mir sehr gut gefällt . Inzwischen haben mir viele meiner Kollegen gesagt , dass man auch bei mir einen eigenen Stil erkennt , da ich meine langjährige Erfahrung in der Architekturfotografie auch in meine Reportagen einfließen lasse .
� Leica Q2 Monochrom mit Summilux 28mm f : 1.7 Aufnahme-Details : 28 mm ( KB ) | f / 2,0 | 1 / 2.000 s | ISO 1.600
� Leica SL mit Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4 / 24-90 ASPH . Aufnahme-Details : 70 mm ( KB ) | f / 8,0 | 1 / 200 s | ISO 100
Was macht für dich ein gutes Reportageund Dokumentarfoto aus ? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten , da Reportagen und dokumentarische Arbeiten eigentlich aus Bilderserien bestehen . Ich versuche alles , was ich durch meinen Sucher sehe , wahrheitsgetreu wiederzugeben . Das hat man mir schon im Studium so beigebracht . Es gibt Fotografen , die im Nachhinein viel in Photoshop retuschieren . Das finde ich ganz schrecklich . Das widerspricht der ästhetischen Verantwortung , die ich als Dokumentar- fotograf habe . Es ist mir sehr wichtig , dass alles , was ich fotografiere , auch der Wahrheit entspricht . Darüber hinaus versuche ich meine Gefühle in meine Fotos
„ Das Stativ ist ein wichtiger Bestandteil meiner Ausrüstung .“ mit einfließen zu lassen . Wenn es mir zum Beispiel nicht gut geht , wirken meine Bilder eher dunkel und traurig . Umgekehrt sieht man bei mir fröhlichere Bilder , wenn es mir gut geht . Dass dieses Zulassen von Emotionen wichtig ist , habe ich von David Alan Harvey gelernt .
Wie findest du deine Motive ? Planst du vorab ausführlich oder passiert vieles eher spontan ? Der Dokumentarfotograf Kaushik Ghosh hat mal gesagt : „ Was dein Verstand nicht weiß , können deine Augen auch nicht sehen .“ Tatsächlich ist die Planung ein wesentlicher Bestandteil meines fotografischen Prozesses . Ich muss Hotels buchen , brauche jemanden vor Ort , der mich führen kann und lese mich vorab in die Geschichte des Landes und meines Themas ein . Durch diese Schritte erhält meine Reportage eine Struktur , die für den Ablauf sehr wichtig ist . Natürlich hoffe ich , durch unerwartete Begegnungen auf meinen Reisen auch neue Impulse zu bekommen , die mir neue Chancen und Herausforderungen eröffnen . Ich versuche immer gerne , Türen zu öffnen , die verschlossen sind . Durch meine Erfahrung weiß ich , dass sich hinter verschlossenen Türen häufig schöne Szenen verbergen , die es wert sind , fotografiert zu werden .
Es wird in fremden Ländern vermutlich gar nicht so einfach sein , Vertrauen aufzubauen ? Ich habe keine Angst , auf Menschen zuzugehen und sie anzusprechen , um ihre Geschichte zu erzählen . Es ist auf jeden Fall hilfreich , sich in die Kultur des Landes zu integrieren . Als ich zum ersten Mal im Jemen war , habe ich mir Kleidung gekauft , die die Männer dort tragen . So fällt man nicht gleich als Besucher auf , was die Arbeit erleichtert . In den ersten drei bis vier Tagen meiner Reportagen mache ich fast keine Fotos . Ich wandere durch die Straßen , beobachte und lerne und lasse mir von meinem Führer verschiedene Orte zeigen . Er stellt dann auch die nötigen Kontakte her . Es ist wichtig , das Leben vor Ort auf sich wirken zu lassen . Eine gute Reportage entsteht nicht durch Licht und Komposition , sondern durch die emotionale Verbindung zwischen dem Fotografen und seinem Thema .
� Leica M ( T240 ) mit Summicron-M 1:2 / 50 mm Aufnahme-Details : 50 mm ( KB ) | f / 5,6 | 1 / 125 s | ISO 200
� Leica SL mit Tri- Elmar-M 1:4 / 16- 18-21 ASPH . Aufnahme-Details : 16 mm ( KB ) | f / 14 | 1 / 160 s | ISO 200
Welche Ausrüstung nimmst du mit auf Reisen ? Ich habe meine ganze Karriere mit Nikon- und Leica-Kameras gearbeitet . 1990 habe ich mir meine erste Leica M6 gekauft . Ich war so begeistert von dieser Kamera , dass ich sie immer für meine Reportagen benutzt habe . Heutzutage arbeite ich mit der Leica SL2 und der Leica Q2 Monochrom . Aber meine große Liebe bleibt die Leica M . Dazu ein 28-mmund ein 75-mm-Objektiv . Das reicht für 90 Prozent meiner Arbeit . Weniger ist hier oft mehr .
Hast du auf deinen Reisen ein Stativ dabei ? Für mich als Dokumentar- und Architekturfotograf ist das Stativ ein wichtiger Bestandteil meiner Fotoausrüstung . Ich brauche ein leichtes , kompaktes und stabiles Stativ . Seit ein paar Monaten bin ich ein großer Fan der Leofoto-Stative ( www . leofoto . eu ). Die sind wunderschön konstruiert , bestehen vollständig aus Carbon und sind sehr stabil . Dazu gibt es jede Menge Ersatzteile und Zubehör . Ich arbeite mit dem Leofoto Summit LM-324C in Kombination mit dem ausgezeichneten Allround-Kugelkopf LH40 . Darüber hinaus kommt bei mir der G2-Stativkopf für Architekturaufnahmen zum Einsatz . Richtig klasse ist auch , dass Leofoto zehn Jahre Garantie auf die Produkte gibt .
Du bist seit über 35 Jahren als Fotograf unterwegs . Wohin würdest du gerne in Zukunft noch reisen ? In der Mongolei würde ich sehr gerne ein paar Monate mit den dortigen Nomaden leben . Ich möchte mit ihnen reisen und ihre Geschichte mit meinen Bildern erzählen . Unbedingt sehen möchte ich auch noch Neuseeland , Vietnam und Argentinien . Über diese drei Länder lese ich gerade viel und versuche , mehr über deren Geschichte zu erfahren .
Alle Fotos : Dominic Verhulst
� Leica Q2 Monochrom mit Summilux 28mm f : 1.7 Aufnahme-Details : 28 mm ( KB ) | f / 4,0 | 1 / 640 s | ISO 100