35-mm-Objektive bieten genau das , was den bekannten „ Reportagelook “ auszeichnet . Die volle Wirkung entfalten sie am Vollformat , wo sie die perfekte Verbindung zwischen Weitwinkel-Überblick und Fokus auf Details bieten .
Von Ruben Schäfer
Canon-Vollformatkameras erfreuen sich insbesondere bei Profis aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität , Bildlook und Fokusgeschwindigkeit einer großen Beliebtheit . Aber auch Einsteiger in die Welt der großen Sensoren werden hier fündig , wie wir in der vergangenen PhotoWeekly bereits festgestellt haben . Nun stellt sich noch die Frage – in welches Glas investieren wir ? Wer gerne Foto-Reportagen produziert , den Betrachter also hautnah mitnehmen möchte , kommt an einem 35-mm-Objektiv nicht vorbei . Klein , lichtstark und vor allem die perfekte Verbindung aus leichtem Weitwinkel und dennoch fokussiert auf ein Motiv . Zudem sind die modernen Vertreter allesamt hochwertig und wertstabil . Wir stellen drei Varianten vor .
Die Schärfe-Referenz Canon 35 mm f / 1,4 II L
N O 014
06 / 2018
Canon 35 mm f / 1,4 II L
KAUFTIPP
Canon steigt mit dem überarbeiteten 35-mm-L-Objektiv in den Ring : Es punktet mit einem guten Staub- und Spritzwasserschutz , der allerdings mit einem imposanten Äußeren erkauft wird : Insbesondere an den großen Canon-Vollformatbodys kann von Unauffälligkeit keine Rede mehr sein . Darüber hinaus ist das Objektiv aus Kunststoff gefertigt , im Test von Digitalkamera . de ließ es sich sogar verformen – nicht ideal , auch wenn das der Funktion keinen Abbruch tut . Denn die Paradedisziplin des Canon ist das Abbilden , und das kann es eben einfach : Die Tester bescheinigen hohe Kontraste bei Gegenlicht , ausgezeichnete Korrektur von Verzeichnung und ein nahezu perfektes Bokeh – gerade bei Objektiven dieser Klasse sehr wichtig . Die Schärfe überzeugte die Tester von Digitalkamera . de ebenfalls : Insbesondere im Bildzentrum
kann das Canon schon offenblendig punkten , leicht abgeblendet wird die Schärfe schnell rekordverdächtig . Die Ränder fallen etwas ab – weniger wichtig bei einem Objektiv dieser Klasse . So empfiehlt sich das Canon insbesondere den Profifotografen – Einsteiger werden wohl auch aufgrund des Preises vorerst auf Abstand bleiben .
Quick Facts
Preis : 2.000 Euro Offenblende : f / 1,4
Kleinste Blende : f / 22
Gewicht : 760g
Besonderheiten : Spritzwasserschutz
Ausführlicher Testbericht bei digitalkamera . de
Foto-Künstler Sigma 35 mm f / 1,4 Art
Sigma baut mit dem 35er Art ein
N O 014
06 / 2018
Sigma 35 mm f / 1,4 ART
KAUFTIPP
Objektiv , das sich weniger als hartes Arbeitstier , sondern eher als kreatives Werkzeug für Feingeister versteht – schon der Name gibt einen Hinweis darauf . Das tut der hochwertigen Verarbeitungsqualität allerdings keinen Abbruch . Obwohl aus Kunststoff gefertigt , wirkt das Sigma robust . Auf einen Spritzwasserschutz wurde allerdings verzichtet . Dafür überzeugt die Bildqualität die Tester : „ Im Bildzentrum macht die Auflösung eine ausgesprochen gute Figur . Schon bei Offenblende werden fast 60 Linienpaare pro Millimeter ( lp / mm ) erreicht , bei F2,8 kratzt das Sigma an der Marke von 70 lp / mm . Das Auflösungsmaximum wird bei F5,6 und F8 mit fast 75 lp / mm erreicht , ein hervorragender Wert .“ Auch die optischen Fehler sind hervorragend korrigiert – Sigma ist auf Canon-Niveau unterwegs . Für
eine entsprechende Schärfe am Rand muss das Sigma allerdings kräftig abgeblendet werden . Ein Problem mit Sigma-Objektiven an modernen Canon-Vollformatkameras bleibt aber : Die Objektivkorrektur der Kamera führt zu seltsamen Kreisen im Bild . Das lässt sich nur verhindern , indem man die Korrektur ausschaltet – oder in RAW fotografiert .
Quick Facts
Preis : 780 Euro Offenblende : f / 1,4
Kleinste Blende : f / 16
Gewicht : 665g
Besonderheiten : kein Spritzwasserschutz
Ausführlicher Testbericht bei digitalkamera . de
Pragmatisch , praktisch , gut Tamron SP 35 mm f / 1,8
Wem das Prädikat „ Original
N O 014
06 / 2018
Tamron SP 35 mm f / 1,8
KAUFTIPP
Canon “ und die Lichtstärke von f / 1,4 egal ist , der findet sein Glück möglicherweise bei Tamron . Das kleinste , leichteste und auch günstigste Objektiv in diesem Vergleich punktet unter anderem als einziges mit einem Bildstabilisator . Auch sonst ist das Tamron bestens verarbeitet , hier kommt sogar Metall als Außenhaut zum Einsatz , darüber hinaus bietet ein Schutz gegen Staub und Spritzwasser alle Freiheiten , das Tamron auch mal auf Abenteuer mitzunehmen . Optische Fehler ? „ Die neun Blendenlamellen sorgen für eine gleichmäßige , nahezu runde Öffnung . Auch Farbsäume zeigen die Aufnahmen kaum , weder im Schärfe- , noch im Unschärfebereich . Die hochwertige Mehrschichtvergütung sorgt für hohe Kontraste auch bei Gegenlicht “, so die Tester bei Digitalkamera . de . Die Schärfe ist schon bei Offenblende richtig gut , im Zentrum kann das Tamron sogar mit dem Canon mithalten , nur am Rand ist es etwas weicher – geschenkt . In Summe ist das Tamron definitiv eine echte Empfehlung .
Quick Facts
Preis : 600 Euro Offenblende : f / 1,8
Kleinste Blende : f / 16
Gewicht : 480g
Besonderheiten : Bildstabilisator
Ausführlicher Testbericht bei digitalkamera . de
Das PhotoWeekly-Fazit
„ Aller guten Dinge sind drei ?“
Ruben Schäfer , Foto-Experte
Alle Hersteller sind erst vor kurzer Zeit angetreten , um ihre 35-mm-Flaggschiffe zu überarbeiten oder ganz neu an den Start zu bringen . In allen Fällen ist das Vorhaben gelungen – ausdrücklich alle haben das Zeug , Fotografen glücklich zu machen . Das Canon setzt dabei auf kompromisslose Bildqualität – ist aber teuer . Das Sigma bietet sich als günstige Alternative an – und kann fast alles gleich gut . Der Preis-Leistungssieger kommt aber von Tamron : Leichte Einbußen bei der Lichtstärke sind angesichts der Schärfe , Verarbeitung , des Preises und vor allem des integrierten Bildstabilisators ein guter Deal .