PhotoWeekly 16.09.2020 | Page 26

Interview DENNIS SCHMELZ presented by „Ein Riesen- sprung nach vorn!“ Dennis Schmelz Der Filmemacher und Sony-Ambassador Dennis Schmelz über kreatives Filmen und die Vorzüge der brandneuen Sony Alpha 7S III in Sachen Slow Motion, Handling und Low Light. Dennis, gleich ein dickes Kompliment: Wir haben uns die Referenzen auf deiner Website angesehen und finden, dass du es definitiv verstehst, eine Sogwirkung zu entwickeln – atmosphärisch dichte Bilder, toller Schnitt, bewegende Musik. Kurz: großes Kino im Kurzfilmformat. Vielen Dank, das freut mich zu hören. Ich glaube tatsächlich, dass das Narrative und Atmosphärische zu meinen Stärken zählt. Ich will mit meinen Filmen Geschichten erzählen, mit emotional aufgeladenen Bildern und der richtigen Musik Menschen berühren. Wie macht man das? Zur Person: Dennis Schmelz (31) ist ein professioneller Filmemacher und Fotograf aus Erfurt. Er hat in mehr als 60 Ländern für renommierte Marken gedreht, zahlreiche Preise auf internationalen Filmfestivals gewonnen und ist seit April Sony Alpha Ambassador. dennisschmelz.de Da gibt es kein Patentrezept. Ich produziere beispielsweise viel für die Tourismusbranche. Viele Kollegen setzen in diesem Genre ganz überwiegend auf überwältigende Natur- und Stadtlandschaftsbilder. Die gibt es bei mir natürlich auch. Darüber hinaus spielen bei mir aber auch immer Menschen eine Rolle, die etwas über den jeweiligen Ort erzählen. Das bringt aus meiner Sicht den entscheidenden dramaturgischen Spin, der aus einer Reihe von schönen Bildern eine Story werden lässt und die Leute emotional abholt. Foto: Pascal Blaurock Foto: Pascal Blaurock Beim Dreh in Berlin war neben einem Freerunner auch die Tänzerin Elena Ramírez Hernández am Start. Dank des Klappdisplays und des „Active"-Modus sind auch Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven kein Problem mehr. Du bist seit sieben Jahren selbstständig. Vorher hast du bei einer Produktionsfirma gearbeitet, die Inhalte für öffentlich-rechtliche Anstalten produziert hat. Warum hast du dort aufgehört? Es war zweifellos eine harte, aber gute „Schule“, dort habe ich das Handwerkszeug erlernt und gelernt, präzise, schnell und effektiv zu arbeiten und Zeitpläne einzuhalten. Irgendwann wollte ich aber freier und vor allem kreativer arbeiten. Einer der Hemmschuhe war unter anderem die dort verwendete Kameratechnik. Inwiefern? Es heißt doch immer, die Kamera sei bloß ein Werkzeug, es komme allein auf den Menschen dahinter an … Das ist gerade beim Filmen nur ein Teil der Wahrheit. Während meiner Ausbildung kamen ausschließlich schwere Schulterkameras zum Einsatz. Das hat große Teams erforderlich gemacht und auch ästhetisch weniger Spielräume ermöglicht. Filmtaugliche Spiegelreflexkameras oder Spiegellose bieten da ganz andere Möglichkeiten. Ich habe damals schon „Wenn du auf Reisen Emotionen einfangen willst, dann funktioniert das mit kleinen Kamerasystemen deutlich besser.“ freie Arbeiten mit einer Vollformat-DSLR umgesetzt, weil ich damit alleine und spontaner arbeiten konnte und weil sie dank der größeren Sensoren einen echten Kinolook mit starken Schärfeverläufen ermöglichen. Hinzu kommt: Wenn du auf Reisen Emotionen von Menschen einfangen willst, dann funktioniert das mit kleinen Kamerasystemen deutlich besser, weil die weniger einschüchternd wirken. Ich habe unter anderem Nomaden in Jurten in der Mongolei gefilmt, die vielleicht noch nie eine Kamera gesehen hatten. Mit einer großen Kamera und einem großen Team hätte ich nie derart nahe und natürliche Bilder bekommen. Vor sechs Jahren bist du auf das spiegellose Sony-Alpha-System umgestiegen. Warum? Als die Sony Alpha 7S I herauskam, war das ein echter Gamechanger. Die Bildqualität war herausragend und die Specs waren so stark wie bei keiner anderen Kamera dieser Klasse. Sie besaß Funktionen und Hilfetools, die man bis dato nur von Camcordern kannte: Timecode, Zebramuster für die richtige Belichtung, Peaking zum Schärfeziehen, Pegelanzeige für den Ton, Klarbild-Zoom und die verschiedensten Markierungsanzeigen wie Grid, Fadenkreuz, Aspect-Ratio usw. Zunächst habe ich noch Fremdobjektive per Adapter angeschlossen, das funktionierte gut. Inzwischen ist meine komplette Objektivpalette aber von Sony – dadurch ist der Autofokus nochmal schneller und präziser. Standardequipment auf Reisen: Gimbal, Drohne, Optiken, Ton-Equipment, Licht, Filter, Monitor, Stative usw. Foto: Pascal Blaurock Spontan in Berlin angesprochen und sofort für den Dreh gewonnen: Ein amerikanischer Oldtimer samt Insassen. Inzwischen hat Sony die Alpha 7S III vorgestellt, du hattest bereits die Gelegenheit, mit ihr zu arbeiten. Wie ist dein Eindruck? Die Alpha 7S III bedeutet im Vergleich zum Vorgängermodell einen deutlichen Sprung nach vorne. Sie kann 100 Bilder im 4K-Modus, was vierfachen Slowmotion-Aufnahmen bei höchster Qualität entspricht. Sie arbeitet mit 10 statt mit 8 Bit Farbtiefe – via HDMI und Aufzeichnung über einen externen Rekorder ist sogar 16-Bit-RAW möglich. Sie bietet einen sehr großen Dynamikumfang von 15+ Blendenstufen sowie einen neuen 280 Codec. Dank der geringeren Kompression und der neuen 4:2:2-Abtastung ist sie jetzt endgültig TV-tauglich. Auch beim Farbraum hat sich einiges getan: Das Cine Farbspektrum wurde von Profi-Camcordern übernommen. Hinzu kommen ein paar weitere coole neue Details. So lässt sich das Display anders als bisher nicht nur horizontal kippen, sondern ganz herausklappen. Dadurch sind jetzt Aufnahmen aus der Froschperspektive oder im Selfiemodus kein Problem mehr. Außerdem wurde der Micro-HDMI durch einen großen HDMI-Anschluss ersetzt. Die Kamera fühlt sich insgesamt wertiger an und liegt auch nochmal besser in der Hand. Du hast mit ihr bereits einen Kurzfilm erstellt. Wie müssen wir uns die Dreharbeiten vorstellen? Wir haben in Berlin gedreht, unter anderem im Regierungsviertel und in Kreuzberg. Am Start waren ein amerikanischer Oldtimer, eine Tänzerin und ein Freerunner, dessen Moves wir in Superzeitlupe mit 200 fps in Full HD eingefangen haben. Der Zeitplan war straff, wir haben von morgens bis spät in die Nacht gedreht, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Kurzfilm: 24 Stunden mit der neuen Sony Alpha 7S III Definitiv! Wie sind die Nachtaufnahmen entstanden? Wir haben uns insgesamt in einem ISO-Bereich von 160 bis 51.200 bewegt. Die Leistung dieser Kamera bei schlechten Lichtverhältnissen ist sensationell, das Rauschverhalten bis in hohe ISO-Bereiche völlig verträglich. So konnten wir beispielsweise bei den Nacht-Takes in Kreuzberg bei vorhandenem Licht filmen. Für zusätzliche Lichtakzente reichte im Zweifel eine kleine LED-Leuchte. Das ermöglichte natürlich spontane Aktionen jenseits des Scripts. Sind die Aufnahmen mit dem Gimbal entstanden? Nicht nur, teilweise habe ich aus der Hand gedreht. Das geht dank der 5-Achsen-Stabilisierung in Kombination mit dem „Active“-Modus, der explizit für Freihandaufnahmen entwickelt wurde, sogar nachts sehr gut und kommt mir sehr entgegen, da ich überwiegend als „One man show“ agiere. Kurz gesagt, ich bin sehr angetan und habe die Alpha 7S III bereits vorbestellt. Foto: Pascal Blaurock Neben Dennis (rechts) waren auch die Filmemacher Christian Fleischer (links) und Pascal Blaurock als Assistenten dabei.